"So Yeah!"
Reckless Love kamen im Rahmen ihrer "Animal Attraction"-Tour im vergangenen Oktober nach Deutschland und wollten auch diesem Land mit ihrem Gute-Laune-'Merry Metal' einheizen.
Für all diejenigen, die sich nun fragen, wer Reckless Love überhaupt sind und warum man der Band Gehör schenken sollte: Reckless Love, das sind vier finnische Jungs ( Olli Herman (ehem. Mitglied der Band Crashdiet), Pepe, Jalle Verne und Hessu Maxx), die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Glam Metal aus den 80ern in die Gegenwart zu holen. Solltet ihr Gefallen an Def Leppard, Bon Jovi, Mötley Crüe, Poison oder Steel Panther haben, hört euch Reckless Love an! Für alle weiblichen Leser, die noch nicht ganz so überzeugt sind: Die Jungs bieten nicht nur was für die Ohren, sondern auch etwas fürs Auge. Und nun für alle, die immer noch Zweifel haben: Geht auf ein Konzert, ihr werdet eine verdammt gute Zeit erleben!
"On The Radio?"
Die Frage, welches ihrer beiden Deutschlandkonzerte ich besuchen sollte, war für mich schnell beantwortet. Denn ich hatte die Auswahl zwischen Lichtenfels (Google Maps zeigte mir, dass dies in der Nähe der tschechischen Grenze liegt) und Köln. Kurz überlegt und die Karte für Köln wurde bestellt. Nebenbei bemerkt, hatte ich also eine Karte für das erste Deutschlandkonzert der Band überhaupt erworben.
Ja, die Karte (Einzahl). Denn die Begeisterung mich zu begleiten, hielt sich in Grenzen. Entweder war die Anfahrt zu weit (wieso wird eigentlich der Norden permanent ausgelassen?) oder man hatte noch nie etwas von der Band gehört. Dies liegt wohl daran, dass Reckless Love noch keine CD auf dem deutschen Markt veröffentlicht haben und sich daher ihre Bekanntheit (noch) in Grenzen hält. Dementsprechend wurde die Location mit dem Underground eher klein gewählt und ich hatte zwischenzeitlich die Befürchtung, alleine vor der Bühne zu stehen.
"Back To Paradise" - or to the 80s
Weit gefehlt! Nachdem ich mir mutig den Weg durch die Kälte zum Underground gebahnt hatte, um pünktlich zum Konzertbeginn um 20 Uhr dort zu sein, konnte ich schon einige Mitstreiter entdecken, die extra für diesen Anlass die Leopardenprints und Jeanswesten aus dem Schrank geholt hatten und mit viel Haarspray der Ozonschicht ein weiteres Loch verpassen wollten.
Publikum gab es, das Underground war gut gefüllt und ich freute mich, dass ich nun das beste Rezept gegen diesen trüben Oktobertag erhalten sollte: Gute-Laune-Metal aus Finnland (stellt dies eigentlich ein Paradoxon dar?).
"Wild Touch"
Als erste Vorband traten Rebellious Spirit auf, die jedoch schon vor dem eigentlichen Beginn losrockten (vielleicht war ich aber auch ein paar Minuten zu spät da…?). Diese junge, deutsche Band lässt die Hoffnung zu, dass der Glam Metal in Deutschland noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Ein blonder Sänger, ein oberkörperfreier Drummer, dies sah doch schon sehr nach Reckless Love aus. Doch Rebellious Spirit legten mit eigenen Liedern los, die mit einigen Klassikern gespickt waren. Ein sympathischer Sänger konnte, zumindest die meiste Zeit, über den noch nicht ganz perfekten Sound oder andere kleine Holperstellen hinwegretten.
Nach einer soliden Leistung verließen Rebellious Spirit die Bühne, um Platz für die Hollywood Burnouts zu machen. Diese spielten zum ersten Mal mit neuer Besetzung und konnten souverän mit einer guten Leistung überzeugen. Im Publikum fanden sich einige begeisterte Fans der Burnouts, sodass die Stimmung durchweg super war und die Lieder mitgesungen wurden. Mittlerweile war es halb zehn als die Burnouts, die mich unter anderem optisch an DJ Ashba und einen weiblichen Nikki Sixx erinnerten, die Bühne verließen und das Publikum brannte darauf, Reckless Love zu sehen.
"The Boys Are Back In Town"
Mit dem Einspieler "The Boys Are Back In Town" betraten Reckless Love in Gestalt von Jalle Verne (Bass), Pepe (Gitarre), Hessu Maxx (Drums) und Olli Herman (Gesang) um 21:45 Uhr die Bühne. Da der Sänger und Frontmann für seine einmaligen Outfits bekannt ist, verwunderte weder Glitzermikrofon noch Riesensonnenbrille oder das Pinky und Brain-T-Shirt irgendjemanden. Die Frage war nur, ob Olli nicht nur 'the looks' sondern auch 'the touch' haben würde, um das Publikum zu begeistern.
Ganz klare Antwort: JA! Von den ersten Klängen zu "Animal Attraction" bis zum letzten Lied "One More Time" strahlte Olli Herman eine derartige Bühnenpräsenz aus, dass selbst die größten Kritiker (die neben mir standen) in seinen Bann gezogen wurden. Sein omnipräsentes Lächeln, die Nähe zum Publikum, ja, selbst seine, an den Cancan erinnernden "Aerobicübungen" - all dies zeigte seine Freude, auf der Bühne sein zu dürfen.
Auch eine gewisse Selbstironie ( »You know some of us look like girls, but we are all boys« und beim Verlassen der Bühne: »Now you have to scream our name and we'll come back on stage«) machte seinen Charme aus. Natürlich wäre eine Reckless-Show keine ebensolche, wenn Ollis Oberkörper bekleidet bliebe. So entledigte er sich seines Leibchens, um es kurz darauf - während Pepes Gitarrensolos - gegen ein Paillettenshirt zu tauschen. Doch auch dieses blieb nicht lange am Körper.
Die anderen drei Jungs standen etwas im Schatten des allmächtigen Sängers, doch gingen sie nicht unter. Hessu, natürlich ebenfalls topless, strahlte von einem Ohr zum anderen und holte alles aus seinem Schlagzeug raus. Pepe und Jalle (vollständig bekleidet) heizten dem Publikum ein und zeigten ihr Können.
"Born To Rock"
Die Setlist lieferte (fast) alles, was das Fanherz begehrte. Von "Badass", "Beautiful Bomb", "Romance", "Wild Touch" und "One More Time" zu "Animal Attraction", "Speedin'", "Born To Break Your Heart", "Hot", "Dance" und "Coconuts" sowie dem nur in Japan veröffentlichen Track "Push" wurden die Hits beider Alben einem mitsingenden und -springenden Publikum präsentiert.
Die Stimmung auf Seiten des Publikums, wie auch auf Seiten der Band, blieb das ganze Konzert über auf einem wahnsinnig hohen Level und hierbei beachte man, dass die Jungs schon seit längerem tourten und das Konzert eines der letzten war. Nach einer knappen Stunde verließen Reckless Love (schon) die Bühne, um für eine Zugabe zurückzukommen. Leider bestand diese nur aus "One More Time" und das vom Publikum geforderte "Born To Rock" blieb ungespielt.
Nach dem Konzert deckte ich mich noch schnell am Merchandise-Stand ein und freute mich über die recht preisgünstigen T-Shirts (Girlies: 15 Euro). Eigentlich wollte ich mir noch die neue CD zulegen, doch leider wurden keine verkauft. Schade, denn hier in Deutschland muss man sich die Scheiben extra aus dem UK oder Finnland importieren lassen.
"Hot"
Alles in allem kann ich all denen nur sagen, die nicht mit mir mitkamen: Ihr habt etwas verpasst! Selten habe ich ein Konzert erlebt, bei dem die Band solch eine Lust am Spielen versprüht und so viel gute Laune verbreitet.
Reckless Love, kommt schnell wieder zurück! Und zwar auch in den Norden, mit euren CDs, einer längeren Setlist und "Born To Rock"!!!
"One more time one night together, one more time one crazy ride…"
Line-up:
Olli Herman (vocals)
Pepe (guitar)
Jalle Verne (bass guitar)
Hessu Maxx (drums and percussion)
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