Red Dragon Cartel / Same
Same Spielzeit: 44:46
Medium: CD
Label: Frontiers, 2014
Stil: Heavy Metal

Review vom 02.03.2014


Jochen v. Arnim
Wer nicht weiß, was sich hinter dem Namen Red Dragon Cartel verbirgt, übergeht diese Scheibe vielleicht beim ersten Sichten der Plattenregale des Händlers an der Ecke. Die Informierten aber greifen zu, handelt es sich doch um die neue Band von Jake E. Lee. Ein Name, bei dem die Groschen schon schneller klicken müssen, denn er war schließlich Nachfolger des tragischerweise ums Leben gekommenen Randy Rhoads beim 'Prince of Darkness' und hat ein paar Scheiben mit eingespielt und teilweise auch mit geschrieben.
Danach wendete er sich vom schweren Metall ab und wurde Mitbegründer der eher bluesig orientierten Rock-Band Badlands. Diese Schaffensphase blieb jedoch auch nicht von ewiger Dauer und ca. Anfang der Jahrtausendwende verschwand Lee in der musikalischen Versenkung. Zwar gab es vor rund acht oder zehn Jahren mal ein Soloalbum mit Coversongs, aber die richtige Initialzündung zum Comeback wurde erst kürzlich durch seinen alten Freund Ronnie Mancuso gegeben. Dieser überzeugte ihn davon, dass Frührente mit 53 zwar ihre Reize hat, wahre Werte allerdings ganz woanders liegen.
Man kürte aus tausenden von Bewerbungen noch die beiden Musiker DJ Smith (vocals) und Jonas Fairley (drums) zu offiziellen Bandmitgliedern und begab sich ins Studio, um den 'second wind' nicht direkt wieder abflauen zu lassen. Ferner gelang es, weitere Gastmusiker dazu zu bringen, sich auf dem Debüt des Kartells (dessen Name eine Assoziation zu Lees japanischen Wurzeln zulassen könnte…) zu verewigen.
Im Reigen der Gäste tummeln sich Namen wie Robin Zander und Tom Peterson (Cheap Trick), Paul Di'Anno (Maiden, Killers), Todd Kerns und Brent Fitz (Slash), Rex Brown (Pantera) oder Maria Brink von In This Moment. Dazu kommen weitere Musiker, die sich alle mehr oder weniger einbrachten, letztendlich aber dazu beitrugen, dass diese Scheibe, die seit kurzer Zeit in den Läden steht, erfolgreich produziert werden konnte.
Auf einer guten dreiviertel Stunde werden dem geneigten Hörer die zehn neuen Stücke aus der Feder Jake E. Lees präsentiert. Die meisten davon entstanden unter Mitwirkung von Ronnie Mancuso, während sich hin und wieder auch weitere musikalisch Beteiligte beim Songwriting einbringen konnten. Die Produktion wurde unter Mithilfe von Kevin Churko geleistet, der zudem für Mixing und Mastering verantwortlich war.
Auffallend ist beim ersten Durchlauf natürlich sofort die wechselnde Besetzung am Mikrofon, die neben ihrer Kurzweiligkeit allerdings auch für gewisse 'Brüche' sorgt. Lediglich die Hälfte der Tracks wurden von DJ Smith (der übrigens früher bei Harem Scarem getrommelt und dort ab und zu auch schon mal das Mikro ergriffen hat) eingesungen, während ansonsten die vorgenannten Kollegen die Initiative ergreifen. Smiths Stimme ist etwas gewöhnungsbedürftig, hat es aber geschnackelt, möchte man sie bei den Songs nicht mehr missen.
Lee kann (und will?) seine gemeinsame Vergangenheit mit dem ehemaligen und erneuten
Black Sabbath-Fronter nicht verheimlichen. Das geht schon beim Opener ("Deceived") los und findet sich auch an späterer Stelle auf der Langrille wieder. Ansonsten gibt es nach wie vor so richtig schön gitarrenorientiert etwas auf die Zwölf, Riffen und Solieren hat er zumindest nicht verlernt.
Subjektiv gefühlt bringen die Gastsänger neben ihren Stimmen auch immer etwas aus der eigenen Vita mit. Bei "Feeder", das ganz groß von Robin Zander intoniert wird, vermag der Rezensent durchaus feine Parallelen zu einer gewissen typischen Cheap Trick'schen Melodieführung erkennen.
Gab es bislang mächtig Haue, so wollen Lee und Co. zeigen, dass es auch gemäßigt geht. Das vollführen sie glänzend mit dem moderaten Rocker "Fall From The Sky (Seagull)", bei dem Smiths ölige Stimme etwas in den Hintergrund gemischt klingt.
Kurz darauf darf dann Paul Di'Anno das gesangliche Zepter in die Hand nehmen und man kommt auch hier bei "Wasted" nicht umhin, dem Track einen für diesen Shouter typischen Stempel zuzugestehen; das kommt zäh und roh und dreckig daher.
Auf den coolen Rocker (mit kurzem Rockabilly-Einschub) "Slave" folgt dann die Röhre von Maria Brink. Passenderweise "Big Mouth" betitelt, schreit sie ihren Text in die Welt. Unterlagert wird das Ganze von einer unendlich zähfließenden Masse aus Gitarrenriff und Produkten der Rhythmusfraktion - sehr schön.
Bei "War Machine" muss der unkundige Hörer als erstes zum Booklet greifen, das klar und übersichtlich alle Texte und Beteiligungen bietet, um sich zu vergewissern, dass hier nicht versehentlich ein unbekannter Black Sabbath-Titel in den Topf geraten ist - Riff wie vom Meister und Gesang stark an Ozzy erinnernd
Bevor wir von Lees erstem jemals geschrieben Song, dem Piano-interpretierten Instrumental "Exquisite Tenderness" aus der Platte geworfen werden, kommt aber noch mal eine richtig geile Ladung Soul in die Chose. Sass Jordan gibt uns diese Ladung durch ihre tolle, mit Southern Twang versehener Stimme. Dieser Song, "Redeem Me", und der von Robin Zander dargebotene, sind neben dem etxrem eingängigen Opener die subjektiven Anspieltipps.
Eigentlich ein richtig scharfes Album, jedoch mache ich mir ein wenig Sorgen, wie denn die fremden Vokalisten bei der anstehenden Tour ersetzt werden sollen. Egal, ich freue mich scheckig, dass ich den guten alten Jake E. doch noch mal vor die Flinte bekommen werde. Wer sich das nicht entgehen lassen möchte und aus der westlichen Ecke unseres Landes kommt, der darf mal eben schnell über die Grenze huschen, wo am 22.5. in Maasmechelen eine der ganz wenigen Shows stattfinden wird.
Line-up:
DJ Smith (vocals)
Jake E. Lee (guitars, keyboards, piano)
Ronnie Mancuso (bass)
Jonas Fairley (drums)

Guests:
Robin Zander, Paul Di'Anno, Maria Brink, Kane Churko, Sass Jordan (vocals)
Tom Peterson, Scott Reeder, Todd Kerns (bass)
Jeremy Spencer, Brent Fitz, Kevin Churko (drums)
Chris Howorth (guitar)
Tracklist
01:Deceived
02:Shout It Out
03:Feeder
04:Fall From The Sky
05:Wasted
06:Slave
07:Big Mouth
08:War Machine
09:Redeem Me
10:Exquisite Tenderness
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