Red Hot Chilli Pipers / 13.11.2010, Pumpwerk, Wilhelmshaven
Rocktimes Konzertbericht
Red Hot Chilli Pipers
Pumpwerk Wilhelmshaven
13. November 2010
Stil: Bag Rock
Konzertbericht


Artikel vom 23.11.2010


Wolfgang Giese
Red Hot Chili Pipers Wenn man einigen Pressemitteilungen Glauben schenken soll, dann sind die Red Hot Chili Pipers aus Schottland eine Coverband.
Das sehe ich nicht so. Coverbands sind grundsätzlich solche, die sich eines bestimmten Künstlers annehmen und versuchen, wie er zu klingen. Naheliegend wäre dieses im Falle dieser Band in Verbindung mit den Red Hot Chili Peppers. Doch so ist es nicht.
Was angezeigt war, ist sogenannter 'Bag Rock', wie von der Band zu Beginn des Konzerts angekündigt. Tatsache ist, dass viele bekannte Rock-Klassiker im Repertoire stehen, ja, insoweit wurde gecovert, aber die jeweiligen Titel erhielten einen kompletten Neuanstrich.
Red Hot Chili Pipers Wahrscheinlich ist es auch gar nicht so einfach, diese auf das Klangspektrum schottischer Pipes umzuschreiben. Von vielen bekannten Songs waren es unter anderem Smoke On The Water oder Thunderstruck, Hey Jude, We Will Rock You, die in ein neues Gewand gekleidet wurden. Daneben auch neuzeitliche Nummern wie die wirklich sehr interessante und (mich) fesselnde Bearbeitung eines Titels von Coldplay, "Clocks". Doch erst einmal etwas zur Band selbst.
Red Hot Chili Pipers 2004 wurde sie von drei Dudelsackspielern, zwei Snaredrummern, einem Schlagzeuger und einem Gitarristen gegründet.
Beim Auftritt waren drei Piper, ein Snaredrummer, der auch die elektronische Perkussion bediente, ein Gitarrist, der abwechselnd auch Bass spielte, ein Drummer und ein Keyboarder dabei. Vorweg - es war eine Begegnung der besonderen Art.
Originalzitat von Stuart Cassells : »We are unique!« Ja, das sind sie auch. Außergewöhnlich aus mehreren Gründen.
Gesang war Fehlanzeige, es wurden nur Instrumentalnummern gespielt. Die Kombination dreier Dudelsäcke, die keine Hintergrundfunktion hatten, sondern als Soloinstrumente agierten, mit klassischen Merkmalen einer Rockband - eine sonderbare Verquickung von Tradition und Moderne - eine Verbindung, die auf magische Weise funktionierte!
Red Hot Chili Pipers Dazu mit ganz viel Humor vorgetragen, bisweilen mit einer gewissen Punk-Attitüde, wenn der Gitarrist Nick 'The Firestarter' wie ein Derwisch seine Les Paul bearbeitete, dabei über die Bühne sprang und gelegentlich dem einen oder anderen Piper ans Schienbein schlug, alles Show, klar. Wobei wir bei der Choreografie wären, denn die war perfekt, wenn sich im Einklang der Pipes deren Spieler wie wilde Saxofonisten nach hinten bogen, oder eine kombinierte und integrierte Bewegung von Gesäßmuskeln und Hüften als leicht anrüchige Tanzschritte präsentierten. Dazu wilde Snaredrums, ein unterstützendes Keyboard und druckvolle Rockdrums. Ja, im wahrsten Sinne des Wortes, absolut kraftvoll agierte der Drummer, der leider manchmal etwas zu stark im Vordergrund war, sodass die Pipes nicht immer dagegen ankamen.
Dabei waren die schottischen Piper doch einst bei Ihren Feinden aufgrund ihrer verschreckenden Lautstärke gefürchtet, dieses Mal hatten sie mitunter andere Feinde.
Red Hot Chili Pipers Aber im Großen und Ganzen war das der unglaublich lebhaften und sympatisch-fröhlich vorgetragenen Stimmung nicht abträglich. Denn das Publikum raste, und ließ sich gar auf solche Spielchen ein, sich abwechselnd hinzuhocken und wieder aufzuspringen, zusammen mit den Musikern.
In diesem Zusammenhang erwähnenswert die wohl unglaubliche Kondition der drei Piper, die neben der schon anstrengenden Spielweise auch noch von galanten bis anstrengenden Hüpfschritten so alles drauf hatten.
Alle drei Piper, die bei einem Titel auch noch um die Publikumsgunst buhlten, spielten hervorragend und loteten das Spektrum des schwierigen Instruments voll aus. Nur bei ganz hohen Tönen zeigten sich dann letztlich Grenzen.
Red Hot Chili Pipers In der Musik steckte die wilde Kraft der Highlands, jugendliche Frische und auch Spontaneität. Und dann, wenn ruhige Töne, die von der romantischen Seite Schottlands zeugten, angeschlagen wurden, kam auch der eine oder andere Schauer, der gänsehautmäßig über den Rücken lief, so beim beschaulichen "Highland Cathedral". "Armstrongs", das war einem früheren Bandmitglied gewidmet, der es angeblich vorzog, wieder seinen Dienst in der Glasgower Feuerwehr anzutreten.
Wie gesagt, auch viel Humor, in bestem schottischem Akzent vorgetragen, weil Cassells betonte, weder deutsch noch englisch sprechen zu können.
Red Hot Chili Pipers Die Tracklist habe ich als Bilddatei beigefügt. Es fehlen dort die anfängliche Hymne "Also sprach Zarathustra", die allerdings aus der Konserve kam, als die Bühne noch in Dunkel gehüllt war und die Band so langsam einmarschierte, sowie die letzte Zugabe mit "Auld Lang Syne", das immer noch wieder einen Tick schneller gespielt wurde und die Menge tobend zurückließ.
Insgesamt kam das Publikum in den Genuss von fast zwei Stunden Show, es wurde ohne Pause gespielt. Das ist Musik, die Spaß macht, die unterhält und bei der die Zeit wie im Fluge fröhlich vergeht.
Zwei ganz persönliche Anmerkungen von mir zum Schluss: Ab und zu hätte ich mir gern einen Gesangstitel gewünscht, ich empfehle der Band einen kraftvollen Sänger wie Joey Kitson von der kanadischen Band Rawlins Cross, und das Schlagzeug hätte ich gern etwas mehr in den Hintergrund gemischt, um die Pipes besser hören zu können.

Ein Dank geht an Heike Gorath vom Pumpwerk-Team für die problemlose Akkreditierung.
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