Nach fast vier Jahren gaben die wilden Schotten endlich wieder einmal ein Gastspiel im Pumpwerk. Und es war festzustellen, dass sich der Sound ihres 'Bagrock' immer mehr zu einem individuellen Markenzeichen dieser einzigartigen Band etabliert, die sich insofern zu einem ganz besonderen Klangkörper entwickelt hat. Der Sound ist teilweise härter geworden, die Rockelemente haben zugenommen.
Auch im letzten Jahr hat die Band wieder beim Wacken Open Air teilgenommen. Zwischenzeitlich sollen die Red Hot Chilli Pipers ein internationales Publikum begeistern und auf der ganzen Welt in ausverkauften Spielstätten für Stimmung sorgen. Mit der aktuellen CD/DVD "Live At The Lake" vom letzten Sommer, der dritten Liveplatte, kann man das nachvollziehen.
Mittlerweile haben sich einige Besetzungswechsel ergeben. So hat man einen neuen Gitarristen aus den USA, aus Minnesota, mitgebracht. Aber dennoch waren es überwiegend vertraute Gesichter, allen voran
Kevin MacDonald, der als einer der drei Piper diesen ganz speziellen 'Wall Of Sound' produziert. Ja, wohlige Schauer und Gänsehaut können sich einstellen, wenn die Drei mit aller Macht spielen. Neue Songs sind natürlich auch im Programm. Gleich zu Beginn der Show überraschte die Band mit "Gimme All Your Lovin'" von
ZZ Top. Aber auch Liebhaber moderner Klänge aus den Charts kamen bei der großartigen Version von
Avicii's "Wake Me Up" zu Ehren. Ein Video dazu ist im letzten Jahr anlässlich Radio 1s "Big Weekend 2014" in Glasgow aufgenommen worden. Voller Stolz wurde berichtet, dass dieses Video bereits über drei Millionen Klicks aufweist.
Ansonsten paarten sich bekannte Nummern wie "Thunderstruck" (
AC/DC) oder "Sunshine Of Your Love" (
Cream), "Rockin All Over The World", "We Will Rock You", "Eye Of The Tiger", "Chasing Cars" (
Snow Patrol) mit einigen neuen. Und natürlich durften solche Zugpferde wie "Amazing Grace" oder das als letzte Zugabe gespielte "Auld Lang Syne" nicht fehlen. Letzteres steigerte sich abermals in ein irrwitziges Tempo, ein grandioser Abschluss eines grandiosen Abends mit mitreißender Musik.
Wichtiger Bestandteil der Show waren auch dieses Mal wieder einige Competitions. Nicht nur der eine oder andere interne Wettstreit wurde ausgefochten, wenn es zum Beispiel um die Wahl des besten Pipers ging oder als sich der Drummer und der Snare-Drummer ein packendes Duell lieferten, sondern auch das Publikum wurde eingebunden. Ein weiblicher und zwei männliche Tanzkandidaten wurden auf die Bühne gebeten und präsentierten ihre jeweils ganz individuelle Art zu tanzen. Das Publikum durfte anschließend abstimmen. Ferner oblag es den zahlreichen und somit stimmgewaltigen Besuchern, bei "You're The Voice" von
John Farnham mitzumischen und dazu wurden die Zuhörer dann auch noch in zwei Hälften aufgeteilt, um gegeneinander lautstark anzutreten. So konnte sich rasch eine enge und dichte Harmonie zwischen der Band und den Gästen einstellen. Die Musiker verströmten unglaublich viel Spaß - Spaß, der sich überträgt. Verständnis innerhalb der Band, mit ganz viel Frische und Leidenschaft, das waren wohl die Gründe für diese harmonische Stimmung. Und so kann man das Publikum packen und über zwei Stunden lang in eine eigene Welt entführen. Diese gute Laune konnte man durchgehend mit sich führen und auch nach dem Konzert noch nachwirken lassen. Wenn es eine Band versteht, sich den Zuhörern auf derart unkomplizierte Weise zu nähern und solche Freude zu vermitteln, dann hat sie es verdient, erfolgreich zu sein. Und das scheint der Fall zu sein, betrachtet man einmal den internationalen Tourneeplan.
Die eigentlich rein instrumental agierende Formation hat nun auch Gesangstitel im Programm, so griffen der Bassist Alan McGeoch als auch der Keyboarder und einer der Piper zum Mikrofon. Ganz kurz wurde auch von MacDonald diese mittlerweile wohl allen bekannte Textzeile "Everybody Dance Now" aus der Werbung mit hoher Stimme intoniert und dazu kühne Hüftschwünge der Piper vollzogen. Überhaupt zeigten viele Tanzschritte eine perfekt inszenierte Choreografie.
Vielen Dank an die Red Hot Chilli Pipers für diesen perfekten und erfrischenden Musikabend sowie an Reent Fröhlich vom Pumpwerk-Team für die problemlose Akkreditierung.