So ähnlich fängt wohl jede Besprechung eines Albums dieser Formation an: Nein, es handelt sich nicht um den Fussballclub vom Balkan, sondern um eine amerikanische Band oder besser gesagt um das Künstlerehepaar Curry aus North Carolina, das unter diesem Namen firmiert und hiermit schon die 4. Platte vorlegt.
Ein Album im heutigen Amerika "Die wahren Verräter" zu nennen und damit den paranoiden Patriotismus des Grossteils ihrer Landsleute anzuklagen zeugt sicher von Zivilcourage. Fast traurig, dass man das so sagen muss, aber die freie Meinungsäusserung hat leider in den vergangenen Jahren nach dem Anschlag auf das WTC zu unangenehmen Konsequenzen geführt, nicht nur bei Künstlerkollegen (z.B. den Dixie Chicks), sondern auch beim sogenannten kleinen Mann, der mit der von der Administration angezettelten fragilen und feindseligen Stimmungslage Amerikas nicht konform gehen will. Hier schreit einer seine Wut über diesen Zustand geradezu heraus.
Toby Keith, Charlie Daniels, Rupert Murdoch ("Fox News") und andere Kriegsgewinn(l)er- und Befürworter bekommen dann auch gleich im Titelsong eine volle verbale Breitseite ab. Der Justizminister ist die Angriffsfläche im beherzten "The Man You Never Saw" - sehr, sehr sozialkritisch. Ein Song von Tom Robinson, aber man muss sich erst mal trauen, den auch zu veröffentlichen! Der einstige Rock-Kritiker Bill Curry hat eindeutig "Balls".
Während "The Real Traitors" als stimmungsvoller, vorwärtstreibender Rocker das Album einleitet, folgen dann countrylastige Midtempo-Nummern, die aber im Gitarrenteil immer mit schlagkräftigen Soli und/oder saftigem Klangbild zu überzeugen wissen, die auch oft mit herrlichen Pedal Steel Sounds unterlegt sind.
Das Ehepaar Curry hat hier mit seinen drei Gästen ein wirklich kurzweiliges und perfekt instrumentiertes Kleinod gebastelt. Die Auswahl der vier Coversongs (u.a. "My Wife" von John Entwhistle, "Holiday In Cambodia" von den Dead Kennedys, "The Man You Never Saw", wie schon erwähnt von Tom Robinson und "I Believe" von den Buzzcocks) ist gelungen, passen sich diese doch mit teilweise drastisch umarrangierten Klängen harmonisch in dieses Album ein.
Currys Ehefrau Graham bestreitet einfühlend den Vokalpart im hinreissenden "The Oldest Woman In France (50 years)" und kann darin voll überzeugen, aber die Stimme von Bill Curry ist recht eintönig und gewöhnungsbedürftig, macht aber mehrmaligem Hören dann durchaus noch eine gute Figur, wohl auch, weil hier jemand was zu sagen hat. Allemal besser als ein perfektes Stimmorgan, das dann doch nur ein elend langweiliges "I Woke Up This Morning..." rüberbringt.
Die Produktion ist auf hohem internationalem Standard, das doppelt aufklappbare Booklet bietet die Texte. Das Label "Blue Rose" stellt auf seiner Website vier Tracks zum Reinhören zur Verfügung, so dass man sich von diesem Album einen ersten eigenen Eindruck verschaffen kann. Die Website der Künstler selbst ist leider veraltet und weist noch nicht mal auf diese Platte hin, ein Besuch dort lohnt sich also (momentan) kaum.
Spielzeit: 42:09, Medium: CD, Blue Rose Records, 2004
1:The Real Traitors 2:Home 3:Bouncing back 4:Quiet and terrified 5:The Man you never saw (John Ashcroft Blues) 6:My wife 7:The oldest woman in France (50 years) 8:Can't carry you 9:Holiday in Cambodia 10:Song for Ed 11. I believe
Manni Hüther, 09.03.2004
|