Redeem / 999
999 Spielzeit: 43:12
Medium: CD
Label: Rockville/Soulfood, 2011
Stil: New Rock/Alternative

Review vom 25.06.2011


Jürgen B. Volkmar
Es ist wohl wirklich etwas Wahrheit in dem Satz: Alles was aus der Schweiz kommt - gemeint sind hier Erzeugnisse aus der Musikbranche - kann man unbedenklich kaufen.
Jüngstes Beispiel: Redeem. Die sich mit ihrem Zweitling "999" ausnahmsweise nicht dem Hard Rock verschrieben haben, sondern mehr dem Modern- oder New Rock huldigen. Ganz in der Tradition von 3 Doors Down, Creed oder Nickelback? Eigentlich nicht, denn so viel Eigenständigkeit ist dann doch vorhanden. Redeem sind nicht bloß einfallslose Plagiatoren, sondern haben ihren eigenen Stil entwickelt, der mehr zwischen den angesagten Alternativ-Strömungen und breitbeinigem Mainstream Rock der Achtziger-Bauart, und zwar in Richtung Little America liegt. Die Nennung der letzten Interpreten kann man eigentlich als den Ritterschlag bezeichnen, denn hier allein nur eine qualitative Annäherung zu erreichen, ist wirklich der Eintritt in die Königsklasse.
Redeem entsprechen zweifellos dem Zeitgeist und Sänger Paolucci produziert eine angenehm kraftvolle, in den Ohren verbleibende, glücklicherweise nicht gerade zum Selbstzweck mutierte Sangesnummer. Die Songs bewegen sich durchgehend auf gehobenem Niveau, mit Hooklines, die sowohl satt als auch ausdrucksstark sind.
Der Opener "Lost" hinterlässt sogar einen leicht radiotauglichen Eindruck und besticht mit klassischen New Rock-Elementen. Die Melodien befinden sich ständig auf der Überholspur. Satter Gitarrensound, ab und zu ein kleiner Verweis zu den amerikanischen Vettern, seien es Daughtry oder Alter Bridge, aber in der Gesamtsumme eingängige Arrangements mit tollen Klängen und stimmigen Gesangseinlagen.
Die Auskopplung "Pomises" hält problemlos die raffiniert eingefädelten Spannungsbögen am Leben, bis der letzte Ton verklungen ist. Wem die Stimme im Duett bekannt vorkommt: Henning Wehland von den H-Bloxx gibt hier gekonnt Starthilfe. Sogar die Balladen-Freunde werden entlohnt. "Broken", mit Streichern und leichtem Pathos, kann einem schon die Kopfhörer zum Schmelzen bringen. Redeem haben an nichts gespart, denn in Sachen Melodie bekommt der Konsument beinahe eine Überdosis verbraten. Dazu noch als Zugabe für Riffverliebte, eingeschweißt in fetter Produktion, knallen die Gitarren beinahe hymnisch um die Soundecken. Tracks wie "Gravity" und das fast esoterisch anmutende "One Of These Days" können sowohl als Rocker wie auch als handverlesene Liebesnummern überzeugen.
Redeem haben sich ihren eigenen Sound geschaffen. Im Kontext musikalisch anspruchsvoll und das in einem Soundambiente, wo Melancholie und Gehörgangwalzen sich nicht gegenseitig abwerten. Mit diesem Album sind die Schweizer ein gehöriges Stück weiter auf dem Weg in die Sparte Unverwechselbarkeit gekommen. Und damit wäre der Zugang in die Rubrik 'sehr empfehlenswert' geöffnet..
8 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Stefano 'Saint' Paolucci (vocals, guitar)
Roman 'Pom' Albisser (bass)
Simon 'Simu' Steiner (drums)
Tracklist
01:Lost
02:Promises
03:Come To Speak To Me
04:Broken
05:Drowning
06:Adore
07:Gravity
08:One Of These Days
09:The Lesson
10:Micro Suicide
11:Mrs. Green
12:Letter To A Friend
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