Redeem / Eleven
Eleven Spielzeit: 40:08
Medium: CD
Label: One And One Records, 2006
Stil: Alternative Rock

Review vom 29.10.2006


Florian Kollin
Fett. Diese Band klingt einfach nur fett. Und hier könnte das Review eigentlich auch schon enden. Tut es aber nicht, denn auch der Rest ist nicht zu verachten.
Die Schweizer Redeem wandeln mit ihrem 11-Track-Album auf den Pfaden von Größen wie Creed oder Audioslave. Das steht nicht nur so in der Bandbio, das ist einfach so. Doch fangen wir von vorne an:
Als ich das Päckchen auspacke, bin ich von Anfang an positiv überrascht. Da kommt mir eine CD entgegen, die wirklich wertig aussieht. Das Äußere hebt sich zwar nicht besonders ab, aber das will es auch gar nicht. Alles passt wunderbar ins leicht düstere Corporate Design. Besonders erfreut mich das Booklet. Nicht zu wenig Seiten, alle Songtexte und noch ein Portraitfoto von jedem der drei Bandmitglieder; sehr schön, das gibt schon mal Pluspunkte. Besonders erwähnenswert finde ich den letzten Satz nach den 'Redeem thanks to'-Credits: »Has your name been missed out? Sorry, guys, add it here _______.« Aber was rede ich so lange ums Äußere herum, wo doch nur die inneren Werte zählen. Also ab in den CD-Player.
Und damit sind wir wieder beim ersten Wort dieses Reviews angelangt: Fett! Dieses Album klingt, als wären Creed und Audioslave nicht nur die musikalischen Vorbilder, sondern als würden sie sich auch das Studio mit Redeem teilen. Dann noch ein kraftvolles "Hey You..." und man fühlt sich gleich mit einbezogen in die Redeem Rock-Woge. Also gleich mal das Booklet aufgeschlagen und den Text weiter verfolgt, worum geht's denn so? Aha, der Text zum ersten Lied ist erst als vierter abgedruckt. Das nimmt leider ein paar der Booklet Pluspunkte wieder weg. Aber zurück zur Musik.
Musik wie ich sie mag: Fette Riffs, dezent eingesetzte, aber technisch perfekte Soli, druckvoller Gesang, packende Breaks. Gleich im ersten Song teilt sich die Band schön im Stereo-Panorama auf und man merkt, dass das Newsound Studio in der Schweiz wohl Einiges kann. Ein sehr einprägsames Riff kommt da von der rechten Seite herüber. Und wenn dann der Rest der Band einsteigt und sich Stereo-Gitarren breitmachen, wird auch mein Lächeln breiter. Doch direkt im ersten Stück wird hier auch gezeigt, dass sie nicht nur voll auf die Zwölf können. Schöne, cleane Singlenote Licks begleiten einen durch die Hälfte der Strophe - bevor die Band wieder zum fetten Rock-Monster wird.
Ähnlich imposant kommt dann auch der zweite Track "Two Points Of View" daher. Hier betritt die melancholische Seite des Rocktrios das Parkett. Doch es handelt sich keinesfalls um einen Ausflug in die Emo Gefilde. Lediglich der Text wird trauriger. Die meisten Texte wurden übrigens von Bassist Pascal Münger geschrieben. Gute Arbeit kann man da nur sagen. Und auch wenn ich sonst eher nicht der Freund von Modulationseffekten auf dem Gesang bin, so wirkt das hier dezent eingesetzte Tremolo doch wirklich angenehm. Aber was bitte hat das Keyboard in diesem Song verloren? Keine Frage: Solange eine CD fetter, imposanter gemacht werden kann, auch durchaus mit live nicht reproduzierbaren Mitteln, dann darf das gerne geschehen. Aber für meine Ohren nimmt das sporadische Tastenklimpern dieser Nummer an den entsprechenden Momenten einiges von seinem Rock-Feeling. Da dies hier ein Review werden soll und keine Besprechung der einzelnen Songs springen wir mal ein bisschen weiter, zu "Look Around", dem fünften Track der CD (und dem dritten des Booklets):
"Look Around" könnte auch gut "Listen Up" heißen, denn dies ist der meiner Meinung nach stärkste Track der CD. Mit einem Riff, welches auch Tom Morello himself nicht besser hinbekommen hätte, bewegen sich die Drei keinesfalls auf dünnem Eis. Hier braucht der Vergleich mit den Vorbildern keineswegs gescheut werden. Es klingt schon stark nach Audioslave, aber dann eben doch mit der persönlichen Note. Einfach ganz großes Rock-Kino. Und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob mir jetzt das Power-Riff, das Solo (hey, die können ja auch technisch richtig was) oder die Breaks am besten gefallen sollen. Einziger Wermutstropfen: Hier sind die Gesangseffekte vielleicht für den ein oder anderen Geschmack zu stark ausgefallen. Aber wenn ich eine Single wählen dürfte, wäre es ganz sicher dieser Song.
Der Rest der CD setzt sich aus ruhigeren Klängen - durchaus auch mal mit Akustikgitarrenbegleitung - und dem gewohnten New Rock zusammen. Es bildet sich ein schöner Klangteppich, der aber grundsätzlich fast immer im selben Schema stattfindet. Das macht die Platte zwar sehr harmonisch, bietet aber andererseits auch kaum überraschende Momente; nach ein paar Liedern weiß man halt, worum es geht. Das ist keinesfalls negativ gemeint, sollte jedoch angemerkt werden. Es wäre sicher interessant zu hören, wie die Jungs ihre Klänge live rüberbringen, aber bei den Liedern ist da jede Menge Potential.
Diese CD wird sicherlich auch nach dem Review noch etliche Runden in meinem CD-Player drehen. Wer auf New-Rock Bands à la Creed und Audioslave steht, sollte auf jeden Fall mal reinhören. Redeem selbst geben als Inspiration noch die Foo Fighters an. Diesen Einfluss kann man hören, muss man jedoch nicht. Prädikat: Durchaus empfehlenswert, mit dieser CD kann man viel Spaß haben.
Tracklist
01:Splendid
02:Two Points Of View
03:Alive
04:Black Monkey
05:Look Around
06:Behind The Music
07:Time
08:Dreams You've Lost Along The Way
09:I Tried
10:Bullet
11:Start Up
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