The Redundant Rocker aka Bernhard Wöstheinrich, Kopf von Centrozoon läßt es auf Collider solo angehen. Alles was man an Geräuschen und Instrumenten hört, wurde von ihm erzeugt bzw.gespielt.
Bandname, Albumtitel und auch das Label sind Programm. "The Redundant Rocker ist ein selbstbezügliches Statement des Musikers zur Übersättigung des heutigen Musikmarktes, in dem der Musiker redundant, also überflüssig, arbeitslos und austauschbar erscheint" [Shack Media]
"Collider" kommt daher, dass hier jede Menge Stile 'kollidieren'. Ich würde es aber nicht kollidieren nennen, denn 'überirdische' Trance-Sequenzen und Bläsersätze fusionieren z.B. perfekt miteinander. Immer verbunden durch elektronische Fills und Überleitungen. Und was das Label angeht: Die Tracks sind allesamt instrumental, wenn man von kurz eingeworfenen Stimmfetzen absieht.
Einen Nenner, so vielfältig und manchmal auch experimentell wirkend die Nummern auch sind, hat das Album: Es werden Stimmungen und Gefühle frei gesetzt, denn man 'muss' der Musik mit dem Kopf folgen, muss Geschichten damit verbinden oder sich einfach treiben lassen und abtauchen in eine Phantasiewelt.
"Pretender" läßt mich in einem führerlos durchs All treibenden Raumschiff wähnen. Waffenlos und wissend, dass in dem riesigen Schiff irgendwo furchterregende Aliens auf mich warten. Als Alternative bietet sich eine Unterwasserreise an, ganz tief unten in bisher nie erreichten Welten und man wartet darauf, längst Versunkenes zu entdecken.
Ganz anders "We're Not Afraid' (der Name sagt es bereits): Sehr melodiebetones Intro, in das sich sphärische Sequenzen mischen, Bläser ihre Instrumente klingen lassen, während der Bass seine Linie zieht.
Eigentlich ist "Collider" perfekte Filmmusik, denn die Musik baut eine enorme Spannung auf. Lyrics wären hier absolut fehl am Platz. Gerade lässt mich "Takaraket" wieder nach Außerirdischen Ausschau halten. "Curve Killer" startet mit einer stark verzerrten E-Gitarre (oder ist es elektronisch erzeugt?). Es mischen sich Schlagwerk (oder ist es elektronisch erzeugt?) dazu und alles wird zusammengehalten unter Federführung diverser elektronischer 'Hilfsmittel'.
Neben "Pretender" hat "Imperative" auf mich die stärkste Wirkung. Bernhard schafft es meisterlich, den Hörer fast zu zwingen, sich eine Situation vorzustellen, zu der die Musik passt. Ja mehr noch, stellenweise dirigiert er des Hörers Gedanken. Gut, das macht konventionelle Musik auch. Oft werde ich durch straighten Rock animiert, mir das nächste Bier zu holen, oder ein lautes Yeah von mir zu geben. The Redundant Rocker geht da viel weiter, denn er 'schreibt' Geschichten in meinem Kopf.
Die CD wird fester Bestandteil meiner Auto-CDs, denn ich werde sie bei Nachtfahrten einsetzen. Nur um Himmelswillen nicht, wenn ich selber fahre. Aber als müder Beifahrer, den Kopf an die Scheibe gelehnt, den Blick auf die vorbeihuschenden Lichter der schlafenden Städte fokusiert und mich dann den Klängen von "Collider" hingeben. Die Zeit, bis man das heimische Gemach erreicht, wird wie im Flug vergehen. Das heißt, wenn die Fahrerin zwischendurch nicht vesucht, den Wagen von der Straße ins Weltall zu manövrieren.
Als Goodie enthält die CD das Video zu "We're Not Afraid". Es handelt sich dabei um eine kleine Comic-Story.
Spielzeit: 63:30, Medium: CD, Unsung Records, 2006
1:Jericho 2:Pretender 3:We're Not Afraid 4:Nuved 5:The Meryl Street 6:Forgotten 7:Gravity 8:Takaraket 9:Curve Killer 10:Imperative 11:Have You Seen?
+ CD Rom Video Track: We're Not Afraid (Single Version)
Ulli Heiser, 12.03.2006
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