Was es nicht alles gibt: Hard Core, Noise Core, Polit Core, Death Core, Grind Core, Nothing Core ... Tja, und seit neuestem auch die Sparte Kammermusik Core. Da fragt man sich doch unwillkürlich: »Haben die sie noch alle???«
Okay, ihr eigenes Sub-Genre hat das Oktett aus Stuttgart jetzt schon mal benannt, aber hält das großspurige Erfinden einer Musikrichtung auch musikalisch das, was es verspricht? Teilweise auf jeden Fall. Gut, obwohl es sich jetzt 'Kammermusik Core' nennt, kennt man doch das eine oder andere schon von anderen Bands. Jene hören auf die Namen Haggard, mit Abstrichen und, auch wenn der Infozettel davon nichts erwähnt, Eisregen. Gerade die Thüringer scheinen irgendwie so manchen Einfluss auf die Buben und Mädels aus der Daimler-Stadt ausgeübt zu haben.
Auch die Definition des 'Core' ist für viele ja schon Grund genug abzuschalten, denn Core bedeutet ja zumeist Gebrülle bis zum Anschlag. Remember Twilight schimpfen sich zwar Core, aber das ist dann doch etwas zu weit ausgeholt, denn der Gesang von Timo ist nicht nur sinnloses Herumgeschreie. Klar ist er genauso weit von einem Kammermusiker entfernt, wie die Erde vom Pluto, aber es ist immer melodiös und nicht wirklich disharmonisch, sondern es klingt frisch und ungezwungen, wie er sich durch die zumeist deutschen Texte bewegt.
Die Musik an sich ist definitiv nicht Core-belastet (ehrlich, wenn ihr mit dieser Kategorisierung euch nicht mal selbst ein Bein stellt), stellenweise sogar sehr ruhig. Klassische Instrumente wohin man schaut; gut, Gitarre und Schlagzeug sind jetzt nicht soo Kammermucker-mäßig, aber dennoch fügen sie sich trotz ihrer harschen Brachialität gut ins Gesamkonzept und binden beide Instrumentalzweige zusammen.
Auch echte 'Hits' befinden sich auf dem Silberling. Bereits der zweite Song schafft es, sich nach nur einmaligem Hören so dermaßen in die Hirnwindungen zu fräsen, schneller als man bei solcher Musik gedacht hätte.
Aber auch die anderen Lieder haben ein großes Potential, zu echten Ohrwürmern zu werden, was besonders an den leicht zugänglichen Songstrukturen liegen mag. Nicht falsch verstehen, keins der Stücke klingt billig oder schlicht, es ist nur, sollte man für solche Art des Musizierens aufgeschlossen sein, erfüllt sich ein ganzes Universum an Melodien, die einen gefangen nehmen können, und zwar sehr schnell.
Auch wenn das eine oder andere 'Kammerstück' an andere, größere Bands erinnert,
ja, manchmal glaube ich Gruppen wie Das Ich oder Honigdieb
heraus zu hören. Zumindest wenn man die Scheibe mehr als einmal durch die Anlage schickt, werden doch einige Parallelen erkennbar. Allerdings wird nicht stumpf abgekupfert, sondern Bekanntes und Neues zu einer angenehmen Melange verschlungen.
Und wer beim sechsten Song an das denkt, an das ich dachte, liegt genau richtig, denn Remember Twilight vertonen und verarbeiten genau jenen "Mackie Messer", der aus der "Dreigroschenoper" bekannt ist. Auch wenn Rammstein diesem Meuchelmörder in ihrem "Haifisch" zumindest musikalisch Tribut zollen, ist die des 'Zwielichts' die bessere Version.
Einzig die Remixe, die am Ende des Silberlings zu finden sind, lassen einen kleinen Qualitätseinbruch erkennen.
Wohl an denn, wer also eine besondere Formation erleben und erlauschen möchte, der sollte sich Remember Twilights "Musik über Niedergang & Verderben" nach Hause holen, enttäuscht wird man nicht, sofern man sich nicht von der Klassifizierung abschrecken lässt.
Line-up:
Timo (Gesang, Gitarre)
Felix (Gitarre)
Anne (Geige)
Anna (Geige)
Ole (Schlagzeug)
Jörg (Bass)
Florian (Oboe)
Chriz (Cello)
Alex (Livesound)
Gastmusiker:
Comte Caspar (Klarinette - #6)
Sebastian (Geige - #9,10)
Tracklist |
01:sINnTROslos
02:Künstler der Dekadenz
03:Die Feder
04:Ich suche Gott
05:Zu Real
06:Mackie Messer
07:In The Long Run-Am Ende
08:Am Strand-Spuren Im Sand
09:Ein Rendezvous
10:K.O.
11:KdD (Remix von Metalspürhunde)
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