Aus den Yardbirds entsprang Led Zeppelin, richtig! Aber es sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Band auch Ursprung einer anderen Gruppe war, nämlich von Renaissance, gegründet von zwei ehemaligen 'Hinterhofvögeln', Keith Relf und Jim McCarthy. Nach einigen Besetzungswechseln formierte sich die Band letztlich um Annie Haslam, die in ihrem kristallklarem Gesang oft der Kollegin Maddy Prior ähnelte, und den Gitarristen Michael Dunford. Aber auch der Bassist, Jon Camp war auf dieser 1978 erschienenen Platte maßgeblich an den Kompositionen beteiligt.
Sicher ein gewagtes Unterfangen, noch einmal eine Prog Rock-Scheibe mit solchem Aufwand herauszubringen, schließlich ist das Royal Philharmonic Orchestra mit an Bord. Gewagt deshalb, weil die Zeichen in der Musik seinerzeit eher auf Punk und New Wave standen, und der Prog Rock sich auf einem Abwärtstrend bewegte. Das sollte Renaissance jedoch nicht daran hindern, dieses hervorragende Album zu veröffentlichen. Und das war auch gut so!
Die erneute Ausgabe auf Repertoire Records, im Digisleeve, ist soundtechnisch noch einmal mit einem tollen Klang aufgearbeitet worden. Dazu ist die CD in einer Extrahülle und ein feines Booklet mit Ausführungen von Chris Welch rundet die Sache ab. Ja, richtig wunderschöne Musik ist das! So, Rezension Ende. Punkt!
Doch ein wenig will ich noch weiter ausführen. Hilfreich mag gewesen sein, dass ein Blick in die Pop-Richtung einen Hit bescherte, der es in die Top Ten schaffte, "Northern Lights". "Back Home Once Again" ist ähnlich 'massentauglich' gestaltet und erinnert mich an Barclay James Harvest, aber dem gegenüber stehen die zwei in epischem Breitband ausgelegten Titel zwei und acht. Die Mini-Suite "Day Of The Dreamer" wird hinsichtlich der Fülle und Opulenz jedoch noch vom Schlusstitel geschlagen, für viele sicher der Höhepunkt der Platte. Hier kommt das Orchester dann auch vollmundig zum Einsatz und unterstreicht die Ausdrucksstärke der Keyboards. Der Bassist spielt für mich auch eine wichtige und soundbestimmende Rolle, sehr knackig kommt sein Sound, manchmal auch an eine Gitarre erinnernd.
"A Song For All Seasons" hat für mich eine Spitzenposition innerhalb der Renaissance-Diskografie, eben auch, weil die Musik aus meiner Sicht Ansprüche verschiedener Hörerschichten abdecken kann.
Für sehr gelungen halte ich die eigentlich fast unspektakuläre Integration des Orchesters, weil die Streicher nie vordergründig agieren und versucht wird, die Richtung klar dorthin zu lenken. Vielmehr bildet es einen wichtigen mitbestimmenden Part innerhalb der Musik, und das ist/war nicht immer so bei ähnlichen Versuchen einer Verschmelzung von U- und E-Musik. Insofern auch ein wichtiger Aspekt zur Beurteilung.
Die bei Renaissance nicht immer klangbestimmende E-Gitarre gewinnt auf dieser Platte auch wieder etwas an Boden, aber nie vordergründig. So ist es perfekt gelungen, einen ganz speziellen Sound zu schaffen, der alle Elemente treffend 'unter einen Hut' bringt, ohne dass die Einzelelemente zu dominant erscheinen würden. Das bei der Band anfänglich stark aufspielende Piano taucht nur noch gelegentlich auf und bildet für mich noch die einzige Brücke zur Gründerformation. Doch die auf "A Song For All Seasons" agierende Band ist eine ganz andere.
Ach ja, Annie Haslam vermag bei mir noch immer, durch ihre besondere und warmklingende Art des Gesangsvortrags, Gänsehaut und gute Gefühle im Solarplexus zu erzeugen. Leider, und das muss ich dann doch noch loswerden, gelingt das Jon Camp auf den von ihm gesungenen Titeln nicht.
Line-up:
Annie Haslam (lead & backing vocals)
Jon Camp (bass, bass pedals, electric guitar, backing vocals, lead vocals - #4, 6)
Michael Dunford (6 & 12 string acoustic and electric guitars)
John Tout (keyboards)
Terence Sullivan (drums, percussion)
Tracklist |
01:Opening Out [Camp-Dunford] (4:14)
02:Day Of The Dreamer [Camp-Dunford] (9:43)
03:Closer Than Yesterday [Camp-Dunford] (3:18)
04:Kindness (At The End) [Camp] (4:51)
05:Back Home Once Again [Camp-Dunford] (3:15)
06:She Is Love [Dunford-Thatcher] (4:11)
07:Northern Lights [Dunford-Thatcher] (4:06)
08:A Song For All Seasons [Camp-Dunford-Sullivan-Thatcher-Tout] (10:53)
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