Zeitgleich zu DeLane Lea Studios 1973 bringt Purple Pyramid/Cleopatra ein zweites Live-Album von Renaissance heraus. Obwohl nur ein gutes Jahr zwischen diesen Aufnahmen liegt, macht diese weitere Veröffentlichung absolut Sinn.
"DeLane Lea Studios" wurde in einem winzigen, intimen Rahmen aufgezeichnet - "Academy Of Music" im besagten alt-ehrwürdigen, lebendenumwobenen New Yorker Schauspielhaus. Das Erstgenannte widmete sich vorwiegend dem Studioalbum "Ashes Are Burning" - das letztere dem damals aktuellen "Turn Of The Cards". Diese Scheibe bedeutete auch den endgültigen Durchbruch in den US für Renaissance - erstmals konnte sich eines ihrer Alben in den Billboard Hot 100 platzieren.
"Academy Of Music 1974" mag zwar nicht ganz an die (ebenfalls nur akzeptablen) audiophilen Qualitäten heranreichen, dafür war an diesem Abend erstmals Renaissance' Zusammenarbeit mit einem (nicht näher genannten) 24-köpfigen Orchester zu bestaunen. Allein dieser Umstand macht das vorliegende Doppelalbum zu einem Pflichtkauf für die Hardcore-Fans der Band.
Erwähnenswert ist vielleicht noch die Tatsache, dass dieses Konzert zeitgleich für New York Citys WNEW Radio live übertragen wurde.
Es stand am 17. Mai 1974 die genau gleiche Besetzung auf der Bühne der Academy of Music. Sogar Andy Powell gab sich zu "Ashes Are Burning" erneut ein Stelldichein. Diese grandiose, fast doppelt so lange wie auf "DeLane Lea Studios" interpretierte Nummer - mit Howard Stein setzte sich zudem der Dirigent als weiterer Gast ans Grand Piano - bildete einen der beiden Peaks des Abends... und dieser Doppel-CD.
Ein glutvoll-furios dargebotenes, im Tempo leicht gezügeltes "Can You Understand?" eröffnet den Abend. Das Orchester haucht diesem Elf-Minüter eine völlig neue Dimension ein - da fällt es leicht, die Abstriche beim Sound zu vernachlässigen. "Carpet Of The Sun" transportiert vielleicht am eindrucksvollsten Annie Haslams glockenklaren, fünf Oktaven (!!) umfassenden Sopran. Gleich vier Songs vom damals brandneuen "Turn Of The Cards" sind auf der ersten CD zu finden. Sie beweisen nachdrücklich, warum dieses Album zu den besten in Renaissance' Bandhistorie gehört. "Things I Don't Understand" wird weitgehend von den fünf Bandmitgliedern interpretiert, während dem 24-köpfigen Ensemble bei der Orchestrierung von "Running Hard" breiter Raum eingeräumt wird. Kirchenorgelklänge dominieren "Cold Is Being", während "Black Flame" wohl eher nur gehobenen Durchschnitt für Renaissance' Ansprüche darstellen dürfte.
Hervorzuheben sind außerdem die stets sehr launigen Ansagen zwischen den einzelnen Stücken. Offensichtlich sprühten seinerzeit zwischen Bühne und Publikum die sprichwörtlichen Funken...
Eine unglaubliche, auf über zwanzig Minuten 'aufgepumpte' Version von "Ashes Are Burning" macht "Academy Of Music 1974" zu einem wirklich unvergesslichen Ereignis. Ich behaupte einfach mal frech: Eine überzeugendere Interpretation dieses Klassikers war zuvor noch nie zu hören! Der gleiche Status ist "Mother Russia", DEM Monumentalstück von "Turn Of The Cards", einzuräumen. Zu Flöten- Violinen- und Krummhornklängen wird eine ganz zauberhafte, folkloristische Stimmung aufgebaut, die sich in dramatischen Arrangements entlädt, um dann erneut angefacht zu werden. Für mich das Hightlight von "Academy Of Music 1974"! Mit minutenlangen Ovationen verabschiedet ein offensichtlich 'aus dem Häuschen geratenes' Publikum Renaissance in den Feierabend.
Aufgrund der geschilderten Einzigartigkeit ist "Academy Of Music 1974" eine hochinteressante Veröffentlichung. Ganz sicher kein aufnahmetechnisches Highlight, dafür aber hochspannende eineinhalbstündige Unterhaltung.
Line-up:
Annie Haslam (vocals)
Michael Dunford (guitars)
John Tout (grand piano, clavinet, organ)
Jon Camp (bass)
Terence Sullivan (drums)
Special Guests:
Andy Powell (guitar - #2/1)
Howard Stein (piano - #2/1)
Tracklist |
CD 1:
01:Can You Understand? (11:45)
02:Black Flame (7:30)
03:Carpet Of The Sun (4:47)
04:Cold Is Being (3:35)
05:Things I Don't Understand (10:29)
06:Running Hard (10:47)
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CD 2:
01:Ashes Are Burning (21:01)
02:Mother Russia (10:33)
03:Prologue (7:48)
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Externe Links:
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