Renaissance / Azure D'Or
Azure D'Or Spielzeit: 43:29
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2011 (1979)
Stil: Prog Rock


Review vom 31.12.2011


Wolfgang Giese
Ohne dass man die Musik gehört hat, fällt beim Betrachten des Booklets etwas auf, nämlich, dass die Zeit der langen Titel bei Renaissance vorbei zu sein scheint. Man wird also vergebens nach den bisher so beliebten Suiten, die die Musik der britischen Art-Rocker schließlich auch ausmachten, suchen. "Azure D'Or" ist nun auch stärker Keyboard- und teils Gitarrenorientiert. Ferner ist zu bemerken, dass die zuletzt eingesetzten Orchesterelemente fehlen, wie werden sich diese Tatsachen nun auf die Musik auswirken?
Im Vergleich zu den Vorgängeralben scheint ein Stopp in der Entwicklung eingetreten zu sein. Einerseits wäre es sicher nicht so interessant gewesen, das bisherige Konzept weiter auszureizen, andererseits barg ein neuer oder anderer Weg die Gefahr, bisherige Liebhaber der Musik zu enttäuschen, allerdings mit der Option, vielleicht neue zu gewinnen? Es mag zweifelhaft sein, ob das gelungen ist. Auf jeden Fall enttäuscht mich persönlich die Musik im direkten Vergleich. Und eine klare Hinwendung zu einer anderen Richtung kommt ebenfalls nicht deutlich zum Ausdruck. Quo vadis also??
Vermehrte Elemente der Popmusik verbunden mit einer stärkeren Hinwendung in diese Richtung meine ich zu vernehmen, die Musik fließt glatter. Ecken, Kanten und die gewisse Art von Bombast wurden weitestgehend eliminiert und anstatt des Orchesters und des Pianos hat der Synthesizer an Dominanz gewonnen. Auch haben aus meiner Sicht die Kompositionen nicht mehr den Stellenwert vorheriger Produktionen. Sie sind eindeutig schwächer geworden, aber möglicherweise auch zugänglicher für weitere Hörerschichten. So wurden aus "Azure D'Or" dann auch gleich zwei Singles ausgekoppelt: "Jekyll And Hyde" und "The Winter Tree".
Eine Ausnahme bildet sicher "Golden Key", das eine Kurzform bisheriger episch ausgedehnter Songs darstellt und in gepresstem Format die alten Tugenden wiederaufleben lässt. Unzweifelhaft unverändert und noch immer stark ist und bleibt die Stimme von Annie Haslam, die auch diesen Songs eine besondere Atmosphäre einzuhauchen weiß. "Forever Changing" wird so zu einem einfach nur schönen Song, dem man sich einfach hingeben kann. Hier ist wieder eine gewisse Ähnlichkeit zu Barclay James Harvest zu vernehmen. Doch auch mehr rockende und vorwärtstreibende Songs, mit einem Hauch von Genesis ausgestattet, gibt es - zum Beispiel mit "Secret Mission".
Der Instrumentaltrack "The Discovery" fällt dadurch auf, dass er von keiner besonderen Struktur geprägt zu sein scheint und mit Elementen klassischer Musik einfach dahin treibt. Schön wäre es gerade hier, das einst eingesetzte Orchester dabei gehabt zu haben. Ein wenig abwechslungsreicher werden wir allerdings mit "The Flood At Lyons" verabschiedet. Diesen Titel halte ich durchaus für am interessantesten und für eine gelungene Überleitung in einen anderen Abschnitt der Band, beinhaltet er doch verschiedene Elemente aus der früheren Bandgeschichte, mit modernem Anstrich und Ausblick auf eine mögliche weitere Entwicklung. Gleichwohl wirkt er mitunter etwas überproduziert - jede/r möge so für sich selbst entscheiden.
Kurzum, ich halte die Musik dieser Platte keineswegs für schlecht, nur kann sie meines Erachtens den Vergleich zu allen Vorgängern nicht standhalten.
Line-up:
Annie Haslam (lead vocals, backing vocals)
Jon Camp (bass, bass pedals, acoustic guitar, cello, vocals, lead guitars)
Michael Dunford (acoustic & electric guitars, 12 string guitars, mandolin, auto harp)
Terrence Sullivan (drums, percussion, vocals)
John Tout (piano, keyboards, mellotron)
Tracklist
01:Jekyll And Hyde [Dunford/Thatcher] (4:39)
02:The Winter Tree [Dunford/Thatcher] (3:03)
03:Only Angels Have Wings [Camp] (3:43)
04:Golden Key [Dunford/Thatcher] (5:14)
05:Forever Changing [Sullivan/Thatcher] (4:48)
06:Secret Mission [Camp] (5:01)
07:Kalynda (A Magical Isle) [Camp] (3:43)
08:The Discovery [Camp] (4:25)
09:Friends [Dunford/Thatcher] (3:31)
10:The Flood At Lyons [Camp/Dunford] (4:57)
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