Renaissance / In The Land Of The Rising Sun
In The Land Of The Rising Sun Spielzeit: 51:26 (CD 1), 53:42 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Repertoire Records, 2011 (2001)
Stil: Prog Rock

Review vom 11.01.2012


Wolfgang Giese
Und es begab sich anno 2001, dass sich Renaissance in den fernen Osten aufmachte. Dort, genauer gesagt in Tokios Koseinenkin Hall, entstanden die Live-Einspielungen für dieses Doppelalbum am 16. März 2001. Wie man es von japanischen Konzertmitschnitten im allgemeinen kennt, sind auch diese von klanglich guter Qualität. Ob diese hohe Güte auch in musikalischer Hinsicht mithalten kann?
Immerhin stand es zu jener Zeit nicht allzu gut um den Bestand der Band. Das gerade erschienene Album "Tuscany" sollte nun auch live präsentiert werden. Allerdings befinden sich auf "In The Land Of The Rising Sun" lediglich vier Titel jener Platte. Klar, als Publikum erwartet man ja schließlich auch die alten 'Zugpferde und Schlachtrösser'. Und so dürfen natürlich "Mother Russia", "Ashes Are Burning" oder "Midas Man" nicht fehlen. Da es sich um einen Trip durch die Bandgeschichte handelt, gibt es neben einigen längeren Stücken eben auch viele kürzere. Und das sogleich vorweg, letztgenannte gefallen mir in diesen Versionen im Verhältnis zu den langen etwas besser. Ob es nun Titel von "Tuscany", von älteren Platten (wie der Hit "Northern Lights" oder der Fremdtitel von
Mike Oldfield, "Moonlight Shadow" - für mich übrigens lau interpretiert) sind, sie alle leben grundsätzlich von der bereits leicht gealterten, aber nicht weniger ausdrucksstarken Stimme Annie Haslams.
Musikalisch präsentiert man sich recht einheitlich, geprägt von den zahlreich vertretenen Keyboards und der akustischen Gitarre. "Ananda" hebt sich allerdings durch den stark orientalischen Einschlag, mit Samples von Sitar-Klängen und der Perkussion, ein wenig ab. Insgesamt hat sich jedoch ein ganz anderer Sound eingeschlichen, der aus meiner Sicht mit den früheren Liveplatten der Gruppe nicht mithalten kann. Ein Orchester konnte man sich wohl finanziell nicht mehr leisten, so dass gerade die langen Titel für mich etwas unter dem sehr starken Keyboardeinsatz leiden. "Mother Russia", dieser einst so erhaben interpretierte Song, kann mich so gar nicht überzeugen. Es fehlt mir eine gewisse Fülle des Arrangements, eine Art Antriebslosigkeit und Leere empfinde ich gelegentlich - das alles hört sich eher nach Pflicht als nach Kür an.
"Trip To The Fair", eine kleine klangliche Zeitreise in längst vergangene Zeiten - wie von einer Spieluhr begleitet, versetzt uns Annie in eine zauberhafte Stimmung. Der jazzige Zwischenpart lässt mich ebenfalls aufhorchen. Sehr schön ist das Pianosolo, das sich mit dem leider sehr 'hakelig' aufspielenden Keyboard abwechselt. Aber ansonsten ist dies ein verspielter Song mit feinen Improvisationen, der mir liebste Song.
Für andere Hörer mag die fast zwanzigminütige Version von "Ashes Are Burning" vielleicht eher der Höhepunkt sein. Nun, majestätisch kommt es allemal daher, nur muss es der ehemals orchestralen Opulenz in der nun anderen Besetzung trotzen. Kraftvoll und verspielt ist es geblieben und kann meines Erachtens auch einem Vergleich standhalten, nur sollte man diesen Titel losgelöst unter anderen Gesichtspunkten betrachten. Der 'knarrende' Bass und das rockende Schlagzeug stehen im Kontrast zu dem schon fast swingenden Pianisten Rave Tesar. Der gefällt mir übrigens außerordentlich gut, das muss auch einmal gesagt werden. Das im Original vorhandene Basssolo gibt es hier auch - David Keyes legt recht gut los.
Zum dramatischen Finale schaltet sich dann die Orgel ein. Nur Orgel und Gesang - das ist einer jener Gänsehautmomente, die sich beim Hören von Musik einstellen können. Und dazu noch die auf der Referenz-Liveplatte "Live At Carnegie Hall" agierenden New Yorker Philharmoniker - ach, wäre das schön gewesen! So bleibt das gerade genannte Album eben als Empfehlung und zwar keine schlechte. Ich denke, diese Platte eignet sich auch für Fans von Yes und ähnlich gelagerten Bands.
Line-up:
Annie Haslam (vocals)
Michael Dunford (acoustic guitar, vocals)
Terence Sullivan (drums, percussion)
Mickey Simmonds (keyboards, vocals)
Rave Tesar (piano, keyboards)
David Keyes (bass, vocals)
Tracklist
CD 1:
01:Carpet Of The Sun (3:49)
02:Opening Out (4:24)
03:Midas Man (6:31)
04:Lady From Tuscany (7:07)
05:Pearls Of Wisdom (4:41)
06:Dear Landseer (5:40)
07:Northern Lights (4:21)
08:Moonlight Shadow (4:08)
09:Precious One (4:48)
10:Ananda (5:42)
CD 2:
01:Mother Russia (10:31)
02:Trip To The Fair (11:53)
03:One Thousand Roses (7:53)
04:I Think Of You (3:20)
05:Ashes Are Burning (19:57)
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