Reverend Black Network / Hell Or Heaven
Hell Or Heaven Spielzeit: 45:39
Medium: CD
Label: Bad Reputation/H'Art, 2013
Stil: Blues'n'Southern

Review vom 13.09.2013


Steve Braun
Mit Lionel Raynal, allgemein nur The Reverend genannt, legt man sich wohl besser nicht an. Spätestens, wenn der dir eine Strophe ins Ohr gedrückt hat, spritzt das hellrote Blut aus demselben! Auf dieses wild-herbe Organ trifft der Szenespruch »Hubraum ist durch nichts zu ersetzten, höchstens durch noch mehr Hubraum« voll umfänglich zu. Der Typ muss ein Biker sein... mit was ganz Fettem aus Milwaukee unter dem Hintern!! Aber, wie die Erfahrung lehrt: Gestalten wie der Reverend mögen zwar wild aussehen und klingen - im Grunde genommen sind sie jedoch sanft wie ein Lämmchen.
Reverend Black Network machen - oft gemeinsam mit ihren Kollegen von Natchez - schon seit längerem die beachtliche Blues- und Southern-Szene ihrer französischen Heimat unsicher. Wer auf einen Hybrid aus Molly Hatchet und ZZ Top steht, kann mit "Hell Or Heaven" nicht allzu viel verkehrt machen.
Ob man des Predigers Stimme nun mag oder eben nicht, hängt davon ab, wie hartgesotten man ist. Das ist definitiv nichts für feingeistige Blümchenzähler und Bäume-Umarmer. In den besseren Momenten erinnert sie an den Butcher oder Danny Joe Bown - in den schlechteren (ja, auch die gibt es) eher an diesen Rülpser. Fehlender Stimmumfang und Modulationsfähigkeit ersetzt der Rev durch Volumen und Power, was dazu führt, dass es dem Gesang etwas an Abwechslung fehlt. Für Abhilfe könnten hier zwei, drei 'Background-Miezen' sorgen, wie es bspw. in "Hello Heaven" - leider etwas zu zaghaft - versucht wird. Diese könnte die Vocals sehr positiv ergänzen und letztlich bereichern!
Musikalisch gibt es kaum etwas zu bemäkeln - hier gibt es auf die Socken, bis es qualmt!! Wer auf die oben genannten Referenzbands steht, bekommt die Vollbedienung - getreu nach dem Motto: »volle Granate, Renate!!«
Am Schönsten kommt sicherlich die sehr geschmackvoll-treibende instrumentelle Einleitung daher; da freut man sich schon auf die Liveshow. Auch das glutvolle und schwerblütige "Behind The Black Door" weiß mit seinen 'swampigen' Anleihen und den heulenden Slideparts zu gefallen. Auf die Habenseite gehören zudem "Lost In Las Vegas", das eingängig-melodiös und extrem 'catchy' ist, das von prügelnden Riffs (gerne auch mal funky) getriebene "In This Town" und natürlich "Fading Tears", dessen weibliche Backgroundchöre erneut angenehm auffallen.
Dieses Album wird spalten! "Hell Or Heaven" wird für den einen die Hölle, für den anderen himmlisch sein. Man muss dem versoffenen Organ des Reverend etwas abgewinnen können, dann wird man mit einem überdurchschnittlichen Southern Rock-Album, das knietief im Blues Rock verwurzelt ist, bedient. Allerdings sorgt der etwas eindimensionale Gesang gelegentlich für gewisse Längen...
Es empfiehlt sich daher, die zahlreichen Hörproben im Netz anzutesten, um sich mit Reverend Black Network ggf. anzufreunden.
Line-up:
Lionel 'The Reverend' Raynal (lead vocals, guitars)
Patrick Baldran (guitars)
Bruno Maurin (bass)
Patrice Pillon (drums)
Tracklist
01:Introduction (1:50)
02:Better Days (3:32)
03:Back Home (3:17)
04:Behind The Black Door (4:18)
05:Hello Heaven (4:15)
06:Lost In Vegas (3:52)
07:Just A Shadow (4:09)
08:In This Town (3:08)
09:Fading Years (4:30)
10:Who Are You? (3:27)
11:Gardens Of Stone (5:02)
12:East Side Of The City (4:13)
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