Was früher lediglich eingeweihten Anhängern der Rockabilly-/Psychobilly-Szene als krachende und arschtretende Combo bekannt war, hat sich heute, schlappe elf Alben später, auch in der breiteren Masse voll etablieren können. Das Power-Trio aus Texas versprüht nach wie vor Charisma und Energie, Energie, Energie. Sein neuestes Album ist seit kurzer Zeit in den Regalen der Plattenläden und erfreut die Fans in hohem Maße.
Auf "Rev" bekommt der Hörer rund eine dreiviertel Stunde Rock'n'Roll um die Ohren. Dabei ist es dem Reverend gelungen, einige Male über den Zaun zu gucken, um sich von anderen Stilen etwas inspirieren zu lassen. Neben den vorgenannten Rockabilly-Tönen kann man noch etwas Country und selbstredend auch Punk Rock vernehmen.
Das Album beginnt mit einem starken Doppel aus dem Instrumental "Victory Lap" und "Smell Of Gasoline". Beide so untrennbar miteinander verbunden, dass einzig das Display im Player zwei separate Stücke verrät. Der Opener erinnert an Szenen aus einem Western und laut Liner Notes mag man sich auch ein Nascar vorstellen, wie es auf der Strecke seine Runden dreht - Psychobilly mit Country-Einschlag. Mit einsetzendem Gesang werden wir in die Welt von Heaths Jugend zurückversetzt, als eine Bekannte ihm steckt, dass sie den Geruch von Sprit liebt. Naiv und unschuldig wie er war, verstand er offensichtlich die Doppeldeutigkeit nicht…
A propos Liner Notes: Diese gibt es dankenswerterweise in sehr ausführlicher Form zu jedem einzelnen der dreizehn Songs. Die Texte fehlen zwar, aber bei dem einen oder anderen Track ist das eher ein hinnehmbarer Verlust. »She liked the smell of gasoline«, dutzendfach wiederholt - da reißt es auch ein ab und zu eingeflochtenes »We were only seventeen« nicht richtig raus. Spaß machen die Songs trotzdem mächtig.
Im selben Stil geht es weiter, der Rev Counter (heißt die Platte eigentlich so, weil die Motordrehzahl gemeint ist, oder soll es nur eine Abkürzung für den Reverend sein?) zeigt allerdings jetzt eine Nadel, die gefährlich nah am roten Bereich pendelt. "Never Gonna Stop It" haut noch einmal richtig rein.
"Zombie Dumb" könnte auch "Teddyboy Goes Surfing" heißen und diese Mischung aus Rockabilly und einem Touch von sechziger Jahre Surf-Mucke geht gut unter die Haut, lässt keine Extremität in Ruhe verweilen.
Danach wird es für ein paar Stücke etwas - ich sage jetzt mal ganz bewusst nicht eintönig, weil das den Kern absolut nicht träfe. Dennoch bleiben die Songs nicht ganz so haften oder packen nicht so unmittelbar wie die ersten drei oder vier Tracks. Für einen echten Kracher müssen wir bis "Let Me Teach You How To Eat" warten, das schön dreckig, fast schon dahingerotzt um die Ecke kommt. Etwas ziviler, nicht aber schlechter, wird uns dagegen "Mad Mad Heart" präsentiert, das traditionelle Rockabilly-Elemente nach vorne kehrt. Und am Ende möchte man fast wetten, dass bei "Hardscrabble Woman" ein gewisser Man in Black Pate gestanden hat.
Ich gebe zu, an manchen Stellen der Reverend Horton Heat'schen Diskografie komme ich mir vor wie seinerzeit bei den Stray Cats: Es gibt zwei oder drei, vielleicht auch vier richtig gute Nummern pro Scheibe, aber danach möchte man in eine Art Same-Same-Modus verfallen: derselbe Takt, dieselbe Geschwindigkeit. Unser Trio hier wollte das mit den offensichtlichen artfremden Einflüssen sicherlich etwas aufbrechen und hat somit erfolgreich ein wirklich ordentliches Album zustande gebracht.
Line-up:
Jim 'Reverend Horton' Heath (vocals, guitar)
Jimbo Wallace (upright bass)
Scott Churilla (drums)
Tracklist |
01:Victory Lap
02:Smell Of Gasoline
03:Never Gonna Stop It
04:Zombie Dumb
05:Spooky Boots
06:Schizoid
07:Scenery Going By
08:My Hat
09:Let Me Teach You How To Eat
10:Mad Mad Heart
11:Longest Gonest Man
12:Hardscrabble Woman
13:Chasing Rainbows
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