Reversion / King Of Deceit
King Of Deceit Spielzeit: 54:19
Medium: CD
Label: Kampas Records, 2008
Stil: Progressive Metal


Review vom 21.09.2009


Jens Groh
Die spinnen die Finnen, zumindest die Jungs vom finnischen Label Kampas. Erstens: Weil sie ihren kompletten Label-Backkatalog an RockTimes schicken. Und zweitens: Weil die Macher dieses kleinen, aber feinen Labels keine Scheuklappen zu kennen scheinen. Denn von Neo Thrash über Death Metal und Sludge Doom bis hin zu Prog Metal ist bei ihnen alles vertreten.
Letzterer Stilrichtung, nämlich dem Prog Metal, frönen die Finnen Reversion. Und das machen sie verdammt gut, denn "King Of Deceit" macht von Anfang an Spaß.
Hier wird zum Glück nicht mit aller Gewalt und auf Gedeih und Verderb Notenquälerei veranstaltet, sondern Musik gemacht, die zwar anspruchsvoll und auf sehr hohem Niveau gezockt wird, aber nicht total verkopft klingt.
Dieses Gefühl, welches man bei Bands wie Dream Theater und Konsorten hat, nämlich dass man einem seelenlosen Klangkonstrukt-Monster lauscht, das nur dazu dient zu zeigen, was die einzelnen Mucker so an ihren Instrumenten drauf haben, hat man bei Reversion zumindest nicht über die ganze Spielzeit.
Okay, auch die Finnen zeigen so manches Kabinettstückchen, haben aber dennoch ein Ohr für große Melodien und feine Spielereien, die es auch Gelegenheits-Proggern leicht macht, zuzuhören.
Es wird während des ganzen Albums nicht gefuddelt, nur um des reinen Selbstzweckes wegen.
Schon allein der Opener "Mindstorm", der mit einem herrlich hohen Schrei beginnt, um dann furios loszuschlagen oder "Enigma", das einen mit einem flirrenden Keyboard in beängstigendem Tempo empfängt, um dann in eine Halbballade und zurück in eine Doublebass-dominierte Achterbahnfahrt umzuschwenken, machen die Scheibe zu einem echten Erlebnis.
Auch das folgende "Event Horizon", welches mit Nevermore-artiger Heavyness und Power daherkommt, macht deutlich, dass die Finnen echt was auf dem Kasten haben.
Hier wird auch deutlich, dass Sänger Aleksi genau in der Schnittmenge zwischen Nevermores Warrel Dane und Psychotic Waltz-Sänger Buddy Lackey liegt. Auch das Riffing könnte von der Seattle-Truppe stammen.
Also kein übertriebenes 'schau her wie viele Noten ich meiner Gitarre entlocken kann', sondern echte Songs mit stellenweise ganz dicken Eiern.
Vor allem "Hurt" ist ein ganzer Kosmos an Stilrichtungen. Hier wird stellenweise mit einer immensen Brachialität gezockt, dass einem Hören und Sehen vergeht, sogar vereinzelte fiese Grunzer sind zu vernehmen.
Auch der Abschluss- und Titeltrack, "King Of Deceit", ist ein sehr finsterer Banger, der mit bedrohlicher Düsternis und vielschichtigen Wendungen aus den Boxen geschlichen kommt und ein würdiges Ende abgibt.
Bleibt als Resümee festzuhalten: Wem das Düstere von Nevermore und das Proggige von Psychotic Waltz oder Symphony X gut ins Gehör läuft, sollte Reversion mal eine Chance geben, denn diese verbinden beides miteinander.
Ach ja, wären Reversion bei einem größeren Label wie InsideOut, hätte man mit Sicherheit schon einiges mehr von den Herren gehört.
Line-up:
Aleksi Parviainen (vocals)
Toni Paananen (drums)
Samuli Federly (guitars)
Jonne Jauhiainen (keyboards, programming)
Jaakko Nikko (bass)
Tracklist
01:Mindstorm
02:Immortalized
03:Enigma
04:Event Horizon
05:Trail Of Consequenses
06:Blue Flame
07:Hurt
08:King Of Deceit
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