The Rhythm Junks / Beaten Borders
Beaten Borders Spielzeit: 37:42
Medium: CD
Label: Gentle Recordings/Universal Music, 2013
Stil: Indie Rock

Review vom 10.11.2013


Wolfgang Giese
Belgische Pralinen sind wahrscheinlich bekannter als belgische Musik. Nun, hier bietet sich die Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern. Gegründet im Jahre 2004, stellen The Rhythm Junks nun ihr drittes Album vor. Ich hüte mich davor, ganz spontan eine Schublade aufzuziehen, in die diese Musik zu packen wäre. Denn das, was die Musiker bieten, weicht von normalen Schemata ab, Genre-Grenzen werden durchbrochen, der Raum wird eröffnet.
So startet es mit hohen Mundharmonikatönen einer chromatischen Harp, dazu Bass und Schlagzeug, einen Hauch Blues spürt man deutlich, gesanglich weniger, und dazu Geräusche, von welchen Instrumenten sie auch immer kommen mögen - das Ungewöhnliche nimmt seinen Lauf. Immer wieder ist es eine satte Harp, die breitflächig den Sound mitbestimmt. Bei "Some People" klingt etwas nach billiger Orgel, das Schlagzeug schlägt harte und akzentuierte Töne an, bis es dann beim dritten Titel noch ein wenig mehr psychedelisch flirrend wird, mit einem Hauch von Musik der achtziger Jahre, wie eine Mischung zwischen The Cure und Culture Club scheint das zu klingen.
Lässig-cool schwebende Songs mit klickernder Perkussion und einer dazwischen schrubbenden Gitarre auf "Dreamer, Dream On", dazu eine vom Produzenten Geoffrey Burton gespielte 'Space Guitar'. Stücke, bei denen der Gesang wie abwesend wirkt, immer wieder eingestreute Fetzen der Resonator-Gitarre, dann auch wieder stärker rockende Titel wie "Checking In", wo ich glaube, ein wenig der Kinks aus den Spätsiebzigern herauszuhören. Oder dann auch einmal mit "Burnin' Burnin' Burnin'" ein schräger Slow Blues, der durchaus so von G. Love & Special Sauce hätte interpretiert werden können. So breitet sich ein umfangreiches Spektrum aus, das für fast jede/n etwas bietet, sofern man grundsätzlich bereit ist, sich auch nicht gewöhnlichen Klängen zu widmen.
Für diejenigen, die dies gewagt haben, eröffnet sich somit eine manchmal wundersame Klangwelt, die dann ganz wundersam wird, wenn einem solche Songs wie "Hard To Keep A Promise" über den Weg laufen. Fauchende Geräusche finden sich hier, offensichtlich durch den bei den Instrumenten aufgeführten 'Kaossilator' erzeugt. Dieses Teil wurde von der Firma KORG produziert und ist »Ein überall und jederzeit spielbarer handtellergroßer Phrase Synthesizer.« Auf dem jetzt noch laufenden Stück wird dann auch wild getrommelt - alles scheint irgendwie gar nicht zusammenzupassen, aber hier ist es auch wohl besonders skurril. Mit dem letzten Song und den erneut breitflächigen Harpsounds werden wir dann wieder relativ 'normal' verabschiedet.
Die erzeugten Klangbilder lassen mich zunächst ein wenig ratlos zurück, aber lassen den Ruf laut werden, die Platte noch einmal laufen zu lassen. Denn - und das ist das Schöne - es gibt viel zu entdecken! Und eine Entdeckung ist die Musik dieser Band allemal wert!
Line-up:
Steven De Bruyn (vocals, harmonica, resonator guitar, omnichord, kaossilator)
Jasper Hautekiet (bass, vocals, keyboards, grand piano, autoharp)
Tony Gyselinck (drums, percussion, handsonic electronic percussion)
Geoffrey Burton (space guitar - #4, tenor resonator guitar - # 5,6, percussion)
Tracklist
01:Offline Land
02:Some People
03:Never The Same
04:Dreamer, Dream On
05:Drowning Sailors
06:Checking In
07:Burnin' Burnin' Burnin'
08:Hard To Keep A Promise
09:Maybe Slowly
(music by De Bruyn, Hautekiet, Gyselinck, lyrics by De Bruyn)
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