Ein seltsames Gefühl der Peinlichkeit überkommt einen immer, wenn ein "Greatest Hits"-Album einer Band bzw. eines Künstlers zu besprechen ist, von der oder dem man noch nie einen Ton gehört hat. Das 'Vol. 1' suggeriert obendrein, dass derart viele Knaller vorlagen, dass ein Silberling zur Präsentation nicht ausreichte. Schwein gehabt - Rickity sind absolute Newcomer.
Ist es eigentlich Chuzpe, nassforsche Kühnheit oder schlicht Größenwahn, wenn eine Band ihr Debütalbum "Greatest Hits Volume 1" betitelt? All dies möchte ich Rickity keineswegs unterstellen. Vermutlich ist die Truppe aus New York City einfach nur felsenfest davon überzeugt, dass jeder ihrer neun Songs das Zeug zum absoluten Knaller hat.
Schön, wenn dem so wäre... aber zumindest bei mir zündet nix. Die Kompositionen - allesamt aus eigener Feder - sind ausnahmslos im Classic Rock (mal melodischer, mal härterer Gangart) angesiedelt. Referenzbands erspare ich allen Beteiligten; das Who-is-who des Genres darf sich aufgezählt fühlen - kurzum: von wegen 'Greatest Hits'!! Alles schon von anderen (und zumeist beeindruckender) gehört...
Sängerin Perrita hört man nicht nur bei "Brand New Man" an, dass sie Baby Love quasi mit der Muttermilch aufgesogen und verinnerlicht hat. Nur Joyce Kennedys Format erreicht sie (noch) nicht, auch weil der Gesang gelegentlich etwas steril produziert wirkt Trotzdem darf gerade dieser Song, wie der stampfende Hardrocker "Sizzle", der Habenseite zugerechnet werden. Etwas origineller, fast schon so etwas wie 'eigenständig' wirkt "Electric Kiss" - diese Spur darf Rickity gerne weiterverfolgen! Beim Intro zu "Out Of Bounds" hofft man noch auf einen härteren Bluesrocker, bevor diese Ambitionen sukzessive versanden.
Der Rest scheint symptomatisch für das gesamte Album: Nichts ist wirklich schlecht - alles schmerzfrei goutierbar, aber es bleibt zu wenig hängen. "Heroin" schrammelt belanglos vorbei - beim mit knapp sieben Minuten enorm überdimensionierten "Black Limousin" lässt sich nur mit Mühe ein herzhaftes Gähnen unterdrücken. Völlig aus dem Rahmen fällt "Doin' It For Cash" - zwar interessant, aber letztlich mit Banjo, Harp, Cello und Violinensolo viel zu wirr arrangiert... das klingt wie gewollt und nicht gekonnt, nach Flickschusterei.
Dreieinhalb gute Songs sind für ein Debütalbum zu wenig - für eine "Greatest Hits Volume 1" allemal. Sängerin wie Band verfügen fraglos über Potenzial, aber für 'Volume 2' muss mehr Eigenständigkeit generiert werden. Dann klappt's auch irgendwann mal mit einer 'echten' Hit-Compilation...
Line-up:
Perrita (vocals)
Paul Gifford (percussion, samples, background vocals, lead vocals - #3,7,9)
Teddy Rondinelli (lead guitars, background vocals, bass - #5)
Paul Latimer (rhythm guitar, keyboards, banjo - #5)
Randy Pratt (bass, harmonica - #5)
Neil Cicione (drums)
Guests:
Yair Evnine (cello - #5)
Lorenza Ponce (violin - #5)
Tracklist |
01:Out Of Bounds (2:56)
02:Heroin (4:35)
03:She's The One (4:17)
04:Maverick Lover (4:58)
05:Doin' It For Cash (4:21)
06:Brand New Man (3:16)
07:Electric Kiss (4:10)
08:Sizzle (4:50)
09:Black Limousine (6:40)
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