Spielzeit: 27:07 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2014 Stil: Americana Review vom 05.08.2014 Wolfgang Giese

Oftmals gibt es im Musikbusiness schöne kleine Geschichten, die in Verbindung mit der Entstehung einer Platte stehen. So auch im Fall des Projekts Riddle & The Stars, das zeigt, welch verbindende Wirkung Musik haben kann.
Wie von der Band selbst erklärt, befanden sich sowohl Ben Riddle als auch die Fallen Stars auf einer Tournee, spielten und wohnten eine Weile zusammen.Diese Tour wurde von der Agentur Songs & Whispers aus Bremen organisiert und am letzten Tag soll deren Heiko Grein geäußert haben, dass es schön wäre, wenn Ben und die Band zusammen ein Album aufnehmen könnten; es würde dann auch über Songs & Whispers vertrieben werden. Bobbo Byrnes verkündete darauf hin: »So I guess this is happening!« und schon war der Name des kommenden Albums geboren. Der australische Singer/Songwriter Riddle machte sich im November 2013 nach Südkalifornien auf und innerhalb von drei Wochen war die Platte im Kasten. Finanziert wurde sie im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne. Das amerikanische Duo Fallen Stars wurde vom Ehepaar Tracy und Bobbo Byrnes gegründet.

Ein gemeinsamer Stil, bei dem beide Parteien eigene Elemente einbrachten und auch auf einige verzichteten, bewegt sich im Bereich Americana, mit einem Anstrich alternativen Folks und gelegentlichem Country-Feeling angereichert. Dieses zeichnet dann auch sogleich den Eröffnungstitel aus, gepaart mit einem sanften Westcoast-Feeling. Ein wenig erinnert mich das an die aktuellen niederländischen Teilnehmer am diesjährigen European Song Contest, den Common Linnets. Bei "Hold Me" ist es ein Piano, das für den Rahmen sorgt - sanft tupft es dahin und über dieser kleinen romantischen Melodie entwickeln sich Ideen. Über allem thront der schöne Harmoniegesang.

"Massachuchetts" klingt wie einst von Peter, Paul & Mary, denke ich ein wenig dabei - ein sehr folkbetonter Song mit sehr schönem, warmem und harmonischem Feeling, romantisch, verträumt und die Seele gefangen nehmend. Der nächste Song ist auch wieder sehr sparsam instrumentiert. Hier wird viel Wert auf die Gesangsharmonien gelegt. Sehr gut klingen die integrierten Mandolinen, die dem Song ein ganz besonderes Feeling verschaffen.

Der Titelsong wirkt durch seinen kraftvollen Gesang - es klingt, als hätte es ein Protestsong werden sollen. Jedenfalls erinnert mich das an die frühere kämpferische Folkbewegung der USA. "Favourite Photograph" atmet ebenfalls den Geist früher Musik von Donovan. Ganz wunderbar sind auch hier wieder die Harmony Vocals präsent. Ja, und auch die Tradition solcher stimmlicher Zusammenarbeiten wie bei den Louvin Brothers oder der Gruppe The Everly Brothers scheint hier weitergetragen zu werden... und das ist gut so. Ich erinnere mich angenehm an eine Platte einer Band namens Blue Shadows (sie heißt "On The Floor Of Heaven"), wenn ich den einen oder anderen Song von "This Is Happening" höre. Und auch das ist gut so.

Der vermehrte Einsatz einer Violine würde die Musik noch eindringlicher machen. Hier ist es gelegentlich die wohl gewählte Pedal Steel, die die schöne Stimmung und Atmosphäre blendend unterstützt, wie zum Beispiel beim achten Song. Beim neunten Titel führt uns das Akkordeon in die Pyrenäen - das erinnert mich an die Musik aus dem Soundtrack zum Film "Once" mit Markéta Irglová und Glen Hansard.

Bei "Dam" spielt wieder ein Cajon auf - atmosphärisch und gesanglich klingt es ein wenig nach der Musik von Mark Knopfler. Nach einer sehr stimmigen Kombination - im Einklang akustischer Gitarren und dem Piano, das in einigen Teilen sehr stark die Stimmung früher Songs von
David Crosby ausstrahlt - ist es schon Zeit, mit "Chance" Abschied zu nehmen. Dieses ist ein relativ einfach gestricktes Stück, das nicht unbedingt zu meinen liebsten der Platte zählt, doch mit seiner speziellen Atmosphäre verkörpert es gut die Fusion der beiden Stile der jeweiligen Künstler und bildet somit einen würdigen Abschluss.
Dorthin, wo alles begann, kehren Riddle & The Stars nun gemeinsam zurück - im Rahmen einer Tournee im Spätsommer kann man sich von der guten Musik live überzeugen lassen.

Line-up:
Ben Riddle (vocals, guitars, tenor guitar, mandolin, banjo, piano, melodica, Nashville hi-strung)
Bobbo Byrnes (vocals, guitars, pedal steel, mandolin, piano, accordion, tenor guitar, monotron, organ)
Tracy Byrnes (vocals, bass, glockenspiel)
Matt Froehlich (cajon drum kit, percussion)
Danny Ott (dobro - #3,5)
Geo Hennessy (violin - #4,6,8,10)
Matt Tonge (mandolin - #8)
Peter Linnane (concertina, pump organ - #9)
Sue Paine (backing vocals - #8)