Irgendwie war es ganz schön lange ganz schön still um den ehemaligen Frontmann von Yngwie Malmsteen, Mark Boals, und sein vorliegendes Projekt. Gut zehn Jahre hat man nichts von seiner Band Ring Of Fire vernehmen können. Natürlich war er in der Zwischenzeit nicht mit Tatenlosigkeit geschlagen, hat sich bei The Codex hervorgetan, Uli Jon Roth begleitet, Royal Hunt geadelt, haucht aktuell den Dio Disciples Leben ein und hat noch viele weitere Schlachten am Mikro geschlagen.
Erneut begleiten ihn beim mittlerweile vierten Werk, "Battle Of Leningrad", die hochklassigen Kollegen Tony MacAlpine, den man u. a. von Steve Vai kennt, Vitalij Kuprij (u. a. TSO) an den Tasten, Timo Tolkki ausnahmsweise mal am Bass und Jami Huovinen an den Trommeln. Gemeinsam schuf man das unlängst bei Frontiers erschienene Album über die Belagerung von Leningrad durch die deutsche Heeresgruppe Nord zwischen 1941 und 1944, in deren Verlauf alleine mehr als eine Million Zivilisten ihr Leben lassen mussten.
Eine düstere Atmosphäre verteilt sich schon bei den ersten Tönen des Openers im Raum. "Mother Russia" versetzt den Hörer unmittelbar in die 'richtige Stimmung' und auch die einsetzenden epischen Power Metal-Elemente tragen nur wenig dazu bei, diese aufzuhellen. Martialische Trommelpassagen schießen einen regelrecht mitten in die Blockade der Stadt an der Newa. Fronter Boals und sein Spannmann an der Sechssaitigen, MacAlpine, erzeugen mit Hilfe des Ausnahme-Keyboarders Kuprij einen deftigen Spannungsbogen.
Richtig Gas geben sie dann im zweiten Stück, "They're Calling Your Name", das um Längen flotter aus den Speakern galoppiert. Neben den flinken Gitarrenläufen prügelt hier die Bass Drum das Geschehen nach vorne, nur um in "Empire" komplett zurückzuschalten und erneut eine düster-bedrohliche Stimmung zu kreieren. Hauptkomponente - wie auch an vielen anderen Stellen im Verlauf des Albums - ist das Tastenwerk des urkainisch-amerikanischen Pianisten, der emotionsgeladene Klangteppiche unterlegt.
Mit einem anfangs akustisch gehaltenen Gegenpol versetzen uns Sänger und Gitarrist in die Lage der bereits angesprochenen Zivilbevölkerung (wobei es den meisten Soldaten wohl ähnlich dreckig ging). "Land Of Frozen Tears" könnte man nicht besser betiteln und kaum weniger gefühlvoll rüberbringen.
Auch das folgende "Firewind" strotzt nur so vor Emotion, kommt für das subjektive Gehör des Rezensenten allerdings etwas zu pathetisch rüber. Ansonsten weiß es, mit interessanten Wechseln zwischen dem Balladen-Pathos und Flitzefinger-Parts zu überzeugen.
Später folgt das inhaltliche Kernstück und gleichzeitig Titeltrack des Albums, das erneut extrem düster, melancholisch und trotzdem gleichzeitig heroisch-hoffnungsvoll klingt. Während Herr Tolkki auf seinem Tieftöner für die Grabesstimmung verantwortlich wirkt, wechseln der Sänger und Keyboarder einander im emotionalen Aufschwung ab - komplexes Stück, das von Durchlauf zu Durchlauf interessanter wird.
"No Way Out", in seiner fast gehetzt wirkenden Power oder Speed Metal-Atmosphäre, vermittelt den Eindruck eines Fliehenden, der kopflos durch die Gegend rennt und den Ausgang (aus der Blockade) nicht findet - sehr cooles Stück. Also unmittelbare (inhaltliche) Folge nimmt uns "Our World" erneut auf eine deprimierende Reise (in die eingeschlossene Stadt?) mit, versetzt uns als Ballade in die schier aussichtslose Lage der menschenleeren Straßen, zeigt aber auch einen Funken auf.
Mit "Rain" kommt "Battle Of Leningrad" zum Ende der Erzählung über die mehr als 900 Tage dauernde Belagerung, der die Petersburger Bevölkerung schlussendlich erfolgreich und stoisch-heldenhaft standhielt. Vielleicht nicht gerade der stärkste Song, speziell das Piano-Geklimper wirkt in einigen Passagen etwas ungelenk. Aber keine Sorge, die anderen Kollegen reißen das wieder raus.
Gut durchdachtes Power Metal-Album, das trotz einiger Kritikansätze nicht zuletzt wegen der unstrittigen Qualität der beteiligten Musiker durchaus zu überzeugen weiß. Schön, nach so langer Zeit wieder mal etwas von Ring Of Fire zu hören!
Line-up:
Mark Boals (vocals)
Tony MacAlpine (guitars)
Timo Tolkki (bass)
Vitalij Kuprij (keyboards)
Jami Huovinen (drums)
| Tracklist |
01:Mother Russia
02:They're Calling Your Name
03:Empire
04:Land Of Frozen Tears
05:Firewind
06:Where Angels Play
07:Battle Of Leningrad
08:No Way Out
09:Our World
10:Rain
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