Riot dürfte wohl die dienstälteste US Metal Band überhaupt sein. Das Quartett aus Brooklyn/New York war eigentlich zu Höherem berufen, denn zu Anfang ihrer Karriere standen ihnen alle Türen offen. Ihre ersten Platten erschienen bei den Industriegiganten Capitol und Elektra, und sie erhielten die Gelegenheit mit damaligen Mega Acts wie
Kiss,
Rush,
Sammy Hagar oder
Molly Hatchet zu touren. Die Kultscheiben "Rock City" (1977), "Narita" (1979) und "Fire Down Under" (1981) erfreuten sich vor allem bei den Heavy Metal Fans in England und auf dem europäischen Festland sehr großer Beliebtheit, und auch ich zähle
Riot, seit ich mir als Dreizehnjähriger das "Narita" Album kaufte, zu meinen größten Favoriten.
Die Fachpresse prophezeite ihnen eine rosige Zukunft, aber leider kam aufgrund der Unfähigkeit ihrer Labels alles anders. Die Verantwortlichen der Plattenfirmen versuchten Riot Anfang der Achtziger in eine kommerziellere, poppigere musikalische Richtung zu drängen, worauf sich die Musiker aber nicht einließen. Daraufhin wurde der Band jegliche Unterstützung verweigert, und der von allen erwartete Durchbruch blieb aus. Bandboss Mark Reale, der heute als einziges Originalmitglied verblieben ist, ließ sich aber durch widrige Umstände, wie einer zwischenzeitlichen Bandauflösung, sowie Label- und Besetzungswechsel nie entmutigen und veröffentlicht bis heute mehr oder weniger regelmäßig fast ausnahmslos erstklassige Scheiben.
Auch das lang erwartete neue Album "Army Of One" ist wieder über jeden Zweifel erhaben und besticht durch eine große Vielfalt.
Riot verstehen es noch immer wie kaum eine andere Formation klassischen, eingängigen, von Bands wie
Deep Purple,
Rainbow oder
UFO beeinflussten Hard Rock mit melodischen Heavy Metal und Blues Elementen meisterhaft zu verbinden. Besonders solche Midtempo Songs wie "Knockin At My Door", "Blinded" oder "Darker Side Of Light" verfügen über ein unglaubliches Feeling, packende Melodien, und die schon fast AOR-mäßigen Background Chöre sorgen ein ums andere Mal für wohlige Gänsehaut. Einen großen Anteil daran hat neben der filigranen Gitarrenarbeit von
Mark Reale und
Mike Flyntz zweifellos die wahnsinnig gefühlvolle, bluesige Stimme von
Mike DiMeo, ohne die ich mir den Sound von
Riot mittlerweile nicht mehr vorstellen kann. Seine Klasse haben inzwischen auch schon andere Truppen erkannt, sodass er seit einiger Zeit auch noch in den Diensten der Bluesrocker
The Lizards steht, und neuesten Meldungen zufolge gerade von der deutschen Metal Institution
Masterplan angeworben wurde.
Auf der anderen Seite geben die fünf Amis mal wieder richtig Gas. Hatten sich einige Fans beim Vorgänger Album "Through The Storm" noch ein wenig über das Fehlen von schnellen Stücken beschwert, so werden diese mit "The Mystic", "Shine" und dem Titelsong bestens bedient. Diese Nummern hätten auch gut auf ältere Scheiben wie "Thundersteel", "The Privilege Of Power" und "Inishmore" gepasst. Mit "Alive In The City" servieren Riot uns dann noch einen reinrassigen Southern Rock-Titel, bei dem die Gitarristen auch mal zur Pedal Steel Guitar greifen, und der nicht wenige Hörer überraschen wird.
Man merkt also, auf "Army Of One" ist für Abwechselung gesorgt. Das Album wird wirklich zu keiner Sekunde langweilig, wächst mit jedem Hördurchgang und wird mit Sicherheit keinen alten Fan enttäuschen.
PFLICHTKAUF!