Mit Hard Rock kennen sich die Eidgenossen bekanntlich aus, was sicherlich auch in topografischen und geologischen Gegebenheiten begründet ist. Scherz beiseite, was da im Allgemeinen aus der stolzen Alpenrepublik zu uns herüberschwappt, gehört zur absoluten europäischen Spitze des Genres. Wobei ich hier nicht auf die erste Garde anspiele, sondern ausdrücklich die zweite Reihe mit Granaten wie
The Force in den Fokus rücken möchte. Und wenn man die dritte Riege vorliegen hat, bedeutet das keineswegs zwangsläufig 3. Liga - was
Roadfever recht eindrucksvoll beweisen.
Nach dem mir unbekannten Debütalbum "Wheels On Fire" legt der Vierer nun - nach vier Jahren des Wartens - mit "Wolf Pack" den Nachfolger vor.
Ich muss gestehen: "Wolf Pack" musste während des ersten Hördurchgangs erst etwas 'wachsen'. Trotz des richtig toll nach Art der frühen
Blackfoot abrockenden "The Dice Will Roll", dachte ich nach den ersten Titeln an so was in der Art von 'irgendwie schon mal gehört'. Aber hoppla, was dann in der zweiten Hälfte - ab dem
Airbourne-Rotzer "Drain Your Mind" - abgeht, ist wirklich allerfeinste Toblerone Lila mit Extrasahne!
Mit "On The Other Side" beweist
Roadfever, dass sich die im Promotext angekündigte
»gesunde Dosis Southern Rock« nicht ausschließlich auf die schicken Kopfbedeckungen der drei Herren beschränkt. Das sich langsam steigernde, episch ausufernde "Ride The Ocean" entpuppt sich gar als die stärkste Nummer von "Wolf Pack". Von einer gezupften Einleitung auf der Zwölfsaitigen steigt man auf einen ziemlich heavy gehaltenen Midtempo-Rocker um. Starker Gesang, breitfächrige Hintergrundgesänge (bei denen ein gewisser
Oliver Hartmann mitwirkt!), stimmungssteigernde Tonartwechsel, mitreißende Soli - hier stimmt einfach alles! Ein Resümee, das man 1:1 auch auf die Powerballade "Brothers" ummünzen könnte - 'klassischer' Hard Rock, der in die 'erste Garde' gehört (um hier mal kurz auf die Einleitung zurückzukommen). Der abschließende Stampfer "Red Horse" zielt dagegen, nach soviel Stoff fürs Oberstübchen, wieder satt in die Magengrube.
Spätestens nach dieser überragenden 'zweiten Halbzeit' reißt dann auch die erste Hälfte - und hier nicht nur das bereits angesprochene "The Dice Will Roll" - unwillkürlich mit. Allen voran der Riffrocker "Black Moon Breeze", bei dem der starke
David Pariat erstmals die Slide auspackt. Etwas enttäuschend bleibt allerdings das Duett mit
Mat Sinner, "Magic Sun", das etwas eindimensional vorwärtsrockt.