Spielzeit: 34:08 Medium: CD Label: Rodeostar, 2010 Stil: Deutschrock Review vom 17.09.2010 Marius Gindra

Rock Rotten, früher übrigens zweiter Gitarrist der kultigen Offenbacher Big Block-Rocker
V8 Wankers, musiziert bereits seit mehreren Jahren durch die einheimische Proll Rock-Landschaft und verschaffte sich mit seinem deutschsprachigen Bandprojekt 9mm Assi Rock'n'Roll bei Fans besagter Musikrichtung mit den vorangegangenen Scheiben "Fegefeuer" (2008) und "Quo Vadis" (2009) schon einige beachtliche Erfolge. Auftritte und Tourneen mit (Metal-)Bands wie Girlschool, U.D.O., Grave Digger und The Bones waren bisher ebenfalls zu verzeichnen, sodass der Bandname auch gerade in der Metal-Szene immer mehr an Beliebtheit gewinnen kann.

Das mittlerweile dritte Album des gebürtigen Hanauers, der in seiner Band zudem ein erst 17 Jahre (!) altes Schlagzeug-Talent namens Bommel präsentiert, ist kurz und präzise gesagt ein Gedicht für Freunde des sehr Punk'n'Roll-geprägten Deutschrocks. Ich will schon fast sagen, dass man hier permanent 'Böhse Onkelz für Reiche' serviert bekommt, denn die Megaseller aus FFM-City kann man doch wirklich langsam nicht mehr hören. Wenn man daran denkt, dass mittlerweile auch der letzte VW Golf-Tuning-Bauer mit Techno-Faible ab 2,5 Promille die Textzeilen von "Nur die Besten sterben jung" mitbrüllen kann, sobald er sich auf dem örtlichen Dorffest befindet, sollte man sich doch echt mal überlegen, wo der Erfolg die 'Vier Jungs aus Frankfurt' über all die Jahre hinführte.

Die Songtexte dieses Vierers bedienen zwar auch die üblichen Proll-Thematiken wie z.B. der exzessive Konsummittel-Genuss ("Champagner, Koks & Nutten"), den gefühlvollen Beischlaf (dem man direkt einen gleichnamigen Song widmete), König Fußball ("Schwarz, Rot, Gold") und das Motorradfahren ("1340 ccm"), doch irgendwie wirkt jede Songzeile ziemlich überzeugend, ehrlich und nicht so platt bzw. uninspiriert wie bei den tausendfach vorhandenen Onkelz-Kopien der letzten Jahre (Wieso fällt mir dazu gerade der Name Frei.Wild ein?). Ein fetter, brachialer Sound mit ordentlich Eiern in der Hose kann mich ebenfalls ziemlich überzeugen, denn hier knallt es an allen Ecken und Enden!

Wer also mal wieder Bock auf ein ordentliches deutschsprachiges Rock-Album ohne übertriebenen Klischee-Schnickschnack hat, dem sei dieser Silberling wärmstens ans Herzen zu legen! So, und jetzt geht mir bitte mit dem 1000. Durchlauf der Heiligen Lieder vom Hals!
Aber eins möchte ich dennoch anmerken: Die Coverversion von "Marmor, Stein und Eisen bricht" hat Onkel Tom (auf dem Album "Ein Strauß bunter Melodien" von 1999) damals etwas besser hingekriegt, hehe.

Line-up:
Rock Rotten (vocals, guitar)
Ritchie (guitar)
Maubi (bass)
Bommel (drums)