Rockhaus / 18.03.2012, Kesselhaus der Kulturbrauerei, Berlin
Kesselhaus Rockhaus
Kesselhaus der Kulturbrauerei, Berlin
18. März 2012
Stil: Rock
Fotos: © Frank Drozdowski

Artikel vom 26.03.2012


Holger Ott
Existenzängste brauchte diese Band in der Zeit der Wende, ebenso wie andere namhafte Größen der Ex-DDR, mit Sicherheit nicht zu haben. Als Band des Jahres 1988, und ausgestattet mit drei Nummer-Eins-Hits, standen sie mit den Puhdys, Karat und City auf einer Ebene. Nur der Westen wollte nicht so recht Notiz von ihnen nehmen. Deshalb muss ich zugeben, dass mir Rockhaus bislang sehr unbekannt waren. Jedenfalls bis gestern, denn da hatte die Berliner Fraktion der RockTimes-Redaktion die Gelegenheit, dem Tour-Abschluss im Kesselhaus beizuwohnen, und wir waren angenehm überrascht, wie viel Musik-Prominenz den VIP-Bereich aufsuchte. Leider mussten wir dem Management von Rockhaus versprechen, dass die Damen und Herren nicht erwähnt, geschweige denn fotografiert werden. Also eine Ehrensache für uns, dass wir uns lediglich auf Smalltalk mit den VIPs beschränkten.
Gustav RayVor Konzertbeginn konnten wir aber ein ausführliches Interview mit Bandleader Mike Killian führen, das ihr in einem separaten Bericht lesen könnt. Ihm war anzumerken, dass eine große Last von seinen Schultern gefallen war, da es heute das vorletzte Konzert im Rahmen der neuen CD "Treibstoff" gab, neben dem verschobenen, und die Tour einen riesen Anklang gefunden hatte.
Ein Blick auf die Setlist deutete auf einen sehr langen Abend hin, der von der angenehmen Akustik-Band Gustav Ray eröffnet wurde. Da das Interview bis in die Zeit des Einlasses hinein verlief, waren die Filetplätze vor der Bühne bereits belegt, als wir in den Saal kamen. Mike und ich platzierten uns deshalb im oberen Stockwerk, wo die Möglichkeit für gute Bilder nicht so berauschend ist. Um so mehr ist die RockTimes-Redaktion dankbar, die Bilder des Gabarty-Fotografen Frank Drozdowski verwenden zu dürfen.
RockhausWie erwartet, füllte sich der Saal zusehends, kamen doch viele alte Fans, um ihren Idolen der Jugend zu huldigen. Dementsprechend wurde das Programm auch so gemischt, dass von den beliebtesten ihrer Scheiben die größten Hits präsentiert wurden, was von den Fans frenetisch bejubelt wurde. Natürlich stand die neue CD "Treibstoff" dennoch im Mittelpunkt, und deren Songs wurden gleich blockweise vorgetragen. Ebenso wie von der "ILD"-Scheibe, von der auch dreiviertel aller Stücke gespielt wurden. Dass die Band mal für ein paar Jahre von der Bildfläche verschwunden war, das merkte in diesem Moment niemand mehr, und trotz Tourstress war beim Heimspiel auf der Bühne eine ebenso große Begeisterung zu spüren, wie im Saal. Bedanken sollten sich alle bei den Prinzen, die Rockhaus dazu überredet hatten, sie bei einer Tour zu supporten, woraus der Entschluss gefestigt wurde, wieder selbst das Zepter auf den Bühnen in die Hand zu nehmen. Bereut haben sie es zum Glück nicht, denn Zukunftspläne werden bereits geschmiedet.
RockhausWie man es von gestandenen Musikern nicht anders erwartet, wurde das Programm routiniert gespielt. Natürlich schlichen sich hier und da kleine Patzer ein, aber das gehört wohl bei Live-Konzerten dazu, und Mike Kilian hatte immer einen guten Spruch auf Lager, um die Situation im Griff zu behalten. Begonnen wurde der Abend mit einem längeren Auszug aus der "Treibstoff"-CD - von "Blutrot" bis "Wir", "Leben" und "Allein". Welch ein netter Zusammenhang und eine gelungene Wortspielerei. Die Songs klingen kräftiger und deutlich ausgereifter als noch auf ihrem Vorgängeralbum. Man merkt sofort, dass sich die Musiker viel mehr Gedanken über die Arrangements gemacht haben, und weniger drauf los spielen. Die Fans, alle mittlerweile im gesetzten Alter, haben das zu schätzen gelernt, und beklatschten die neuen Stücke ausgiebig, bevor es mit dem 2009er Album "Positiv" weiter ging. Ein Dreierblock wurde daraus gespielt, und natürlich waren die Stücke wieder auf einander eingestimmt.
Rockhaus"Seelenverwandte" eröffnete den Reigen, der über "In deinen Augen" bis "Mit jeder Träne" lief. Mit "Wohin" kam dann endlich der erste Nummer-Eins-Hit, der die Band letztmalig an die Spitze der DDR-Hitparade im Jahr 1990 brachte, und im Saal umjubelt wurde. Natürlich sollten die beiden anderen Einser auch noch folgen, denn von nun an kümmerte sich die Band nur noch um "Treibstoff" und "ILD". Dass die Band ihr Debüt-Album von 1983 "Bonbons und Schokolade" unter den Tisch fallen ließ, hing wohl damit zusammen, dass die Songs einfach nicht mehr zeitgemäß sind, und somit nicht ins Konzept passen. Einige im Saal werden darüber traurig gewesen sein, ich selbst habe nichts vermisst, aber der Jubel der Fans deutete darauf hin, das Rockhaus mit der Set-Liste die richtige Wahl getroffen hatten. Kann man den Jungs nur noch wünschen, dass sie mal wieder einen Hit landen, und weiter am Ball bleiben. Und vielleicht treibt es die Band auf ihrer nächsten Tour auch mal in die Bundesländer, die dieses Mal gemieden wurden, damit sie auch für Leute wie mich bekannter werden.
Rockhaus     Rockhaus     Rockhaus
Rockhaus     Rockhaus     Rockhaus    
Rockhaus     Rockhaus
Line-up:
Mike Kilian (vocals, guitar)
Reinhard Petereit (guitar, vocals)
Michael Haberstroh (drums, vocals)
Reinhardt Repke (bass)
Carsten Mohren (keyboards)
Setlist
Blutrot
Wir
Leben
Allein
Seelenverwandte
In deinen Augen
Mit jeder Träne
Träume, Träume
Geh weg
Chaos
Wohin
Prinzen
Gefühle
Jahr
Universum
Nur ein Traum
Bleib Cool
Ohne Dich
100000
Hör zu
Mich zu Lieben
Besseres
Rettung
ILD
 
 
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