Eigentlich sieht das ja erstmal richtig gut aus: Rockmusik von Kindern für Kinder - da schlägt das rockige Mutterherz gleich höher. Sind doch unsere eigenen Kinder, neben allem was der elterliche CD-Schrank hergibt, mit Begeisterung auf die Produktionen des Lothar Antoni gehopst. Die ganze Familie hatte mächtig Spaß mit seinem heavy-angehauchten "Stachelschweinsong" auf dem Kinderalbum "Banabanane". Musik für Kinder kann und darf gern rockig sein und muss sich nicht auf süßlich kommerzielle Klänge beschränken.
In durchaus wohlwollender Grundstimmung sehe ich bei den Rockkidz über die semiprofessionellen Fotomontagen auf dem Booklet hinweg, handelt es sich hier doch anscheinend um eine Eigenproduktion.
Ein erster Blick auf die Texte hinterlässt ein leichtes Stirnrunzeln. »Reim dich oder ich fress dich«, wohin das Auge schaut. Auch das Versmaß kommt stellenweise doch sehr holprig daher. Beispiele gefällig?
»Im Tennis ist der Dennis superstark,
und Schwimmen das kann der Mark.
Im Judo ist der Udo einfach gut, und Mathe kann die Ruth.
Musik das liegt dem Tommy voll im Blut,
und Kung-Fu macht der Knut.«
Oder auch
»Paps Haare werden lichter,
der Body ist auch nicht in Schuss.
Kurz zur Apotheke rüber,
da gibt's n Mittel, dann ist Schluss.
Abends geht's dann auf Achse,
meistens bis nach Mitternacht.
Morgens gibt's dann nur Probleme,
man schläft dann öfters bis nach Acht.«
Und
»Wir wollen irgendwann
auch mal Rockstars sein.
Aber nicht bei RTL,
Bohlen oder Thomas Stein.«
Als Urheber der Texte zeichnen nicht die mitspielenden Kinder verantwortlich, sondern Armin Weisshaar, der Musiklehrer und Produzent der Gruppe.
Aber gut, manchmal erfordert es ja die Melodie. Also anhören. Dabei klappt mir dann von Lied zu Lied die Kinnlade immer weiter runter. Stand da nicht im Booklet bei jeder Nummer »Text & Musik: Armin Weisshaar«? Und bedeutet das nicht, dass es sich dabei um Eigenkompositionen handelt?
Das ganze Album hindurch werden hier die Gassenhauer der letzten 30 Jahre, notdürftig verändert, runtergeleiert. Wesentliche Passagen der Ursprungstitel bleiben jedoch durchgehend erkennbar, auch für Leute, die kein wandelndes Rocklexikon darstellen. Ob nun das "Schmuddelwetter" als Status Quos "All Over The World" rockt oder Spider Murphy Gangs skandalöse Rosi den "Bach rockt" - das Ganze wird mit ein paar beliebigen Standardriffs soweit ergänzt, dass wohl kein direkter Plagiatsvorwurf erhoben werden kann.
Damit wir uns hier nicht falsch verstehen, ich empfände es als durchaus legitim, Cover-Versionen dieser Gassenhauer mit guten, kindgerechten Texten zu versehen und von Kindern spielen zu lassen.
Weisshaars Texte empfinde ich jedoch in weiten Teilen als anbiedernd und pseudocool.
Markante Passagen von Hits leicht zu verändern oder auch mal zwei Songs zu einem zu verwurschteln und dies dann als eigene Werke zu deklarieren, ist für meinen Geschmack ziemlich grenzwertig.
Werden dann auch noch Kinder als 'Verkaufsargumente' vorgeschoben und augenscheinlich versucht mit dem Bandnamen Rockkidz Assoziationen an Kids Will Rock You (die mit dem herrlichen Queen-Cover) zu wecken....och nöö, ich schreib jetzt lieber nicht, wie ich das finde.
Lieber überlasse ich das letzte Wort meiner Tochter, die zu dem Album sichtlich irritiert meinte: »Klingt wie ne Kinder Casting Band von Super RTL«.
Line-up:
Armin Weisshaar (Gitarre, Tasteninstrumente, Bass)
Adrian Binder (Gesang)
Andi Preissler (Schlagzeug)
Marco Reitze (Gitarre)
Marc Steven Riedel (Schlagzeug)
Tracklist |
01:Papa ist peinlich
02:Schmuddelwetter
03:Wir sind die Rockboyz
04:Wo seid ihr?
05:Hört mal zu
06:Johann rockt
07:Wir rocken den Bach
08:Bleib wo wie du bist
09:Wieso, weshalb, warum
10:Koko, Konstantin
11:Wie ich immer bin
12:Nicht mein Tag
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