Rollin' Phattys / Red Hot Joe
Red Hot Joe Spielzeit: 45:06
Medium: CD
Label: Cimsound Records, 2008
Stil: Southern Rock

Review vom 11.09.2008


Tom Machoy
»Southern Fried Blues, Rock & Soul Steeped In Tulsa Tradition« - ja, treffender kann es wohl kaum beschrieben werden, das Erstlingswerk der Rollin' Phattys (Oklahoma) auf dem Label Crimsound Records. Und gut ist es auch noch geworden, das stelle ich erstmal fest. Denn ich höre Blues und Rock und Blues Rock, und um es mal in Bandnamen zu fassen, fange ich bei A wie den
Allman Brothers an, über C wie Clapton, G wie Gov't Mule, L wie Lynyrd Skynyrd, P wie Popa Chubby bis zu V wie Vaughan und Z wie ZZ Top. Die gesamte Bandbreite in allen ihren Stilen und Facetten decken diese vier Musiker/in ab. Möglicherweise ist das auch ein Grund dafür, dass sie im Mai diesen Jahres in Nashville den Music Award 'Blues Band Of The Year' gewonnen haben.
Seit Mitte der 70er Jahre bereits spielen die Männer und die Frau der Rollin' Phattys aktiv in der Musikszene der Süd-Mittel-Staaten der USA: So tourten sie allein, aber auch zusammen mit Gruppen, wie Smokin' Joe Kubek Jefferson Starship, oder bei Alice Cooper. Immer tauchen irgendwo die Namen Ken 'Cooter' Helton, John 'Johnny B' Buckner und Jeff 'Jeffreaux' Parker auf. All dies spricht für ihre Erfahrung, spricht für die gute Qualität der CD, die sie nun selbst produziert haben; das spiegelt sich deutlich in den Titeln wider.
Sich selbst als Söhne und Töchter der 'Mother Road' bezeichnend, spielen sie ihre Musik »Loud & Proud!«, was gleich in "Plantation Girl" überdeutlich zu hören ist - nämlich Südstaaten-Slidegitarre und stampfender, recht dreckiger Sound. Die Frau am Schlagzeug, Dixie 'D Dub' Weathers, ist zwar das jüngste und neueste Bandmitglied, gibt aber ganz gewaltig den Takt an; akzentuiert und voller Elan trommelt sie sich durch den Titel. Die Jungs müssen einfach gut mitspielen. Ihre Erfahrungen hat sie hauptsächlich in Jazzbands sammeln können, wie bei Bobby Watson, Henry Johnson, Ed Soph oder Conrad Herwig. Richtig südstaatlich slidend lassen sie den ersten anständigen Knaller ausklingen.
Und das soll noch besser werden!
Denn wer nach fünf Sekunden Hören noch nicht an die Allman Bros. denkt, muss noch ein paar Scheiben dieser Band hören. Anders groovend aber gleich tickend "Red Hot Joe", begleitet von Parker im Stile eines Dickey Betts (g) und Eric Hansen (dr) - Gute Laune-Musik, leichte Slide-Anklänge, schöne Gitarrensoli, das kann ich stundenlang hören. Wieder ein klasse Titelausklang, es gibt ja noch die Wiederholungstaste.
Richtig bluesig und sehr ursprünglich mit viel Piano (Parker) kommt "Paradise Street" daher. Wieder ein anderer Stil, schöne, Eddie Turner-ähnliche Gitarrenarbeit, wieder Begeisterung beim Rezensenten.
Titel vier ist für mich nicht unbedingt der Renner, so eine Art Polka, eher ein 'Filler', selbst wenn Gastmusiker Chubby Carrier mitspielt.
Schon mal Peter Greens "Albatros" gehört? Oder Jimi Hendrix' "Little Wing"? Dann kommt "My Heart Is On Fire" dem schon sehr nahe, wenn auch mit Vocals versehen, die sowas von passen und sich klasse einfügen. Ein wunderbarer, ruhiger Titel mit dominierender Gitarre. Meisterliches Handwerk von Jeff Parker, ja der nimmt richtig Anleihen (und das macht es seeehr gut!).
Die Stile wechseln, die Musik ist gleichbleibend hörenswert.
Neuer Song, neue Ausrichtung. "Black Bear River" ist satter Südstaaten-Blues Rock, Marke ZZ Top. Ebenso saftig, satt-fetter Klang, den die Boxen aushalten müssen!! Einfach Klasse diese sparsame Instrumentierung und der Sound, der sich daraus entwickelt. Kurzer, knackiger Schluss, kompromisslos. Und nun?? Jedes Mal bin ich gespannt, was als nächster Stil geboten wird. Es ist ein authentischer Southern Rock mit Akustikgitarre und Orgel, schönem Gitarrensolo - Lynyrd Skynyrd lassen freundlich grüßen. Noch ein Volltreffer.
Und wer so gut und inspiriert spielt, darf einfach auch mal einen tollen Song von einem Kollegen covern. "Sugar Babe" von Mance Lipscomb. Wieder sind Gastmusiker dabei: Pat Moss bläst sich an der Mundharmonika die Seele aus dem Leib, am Schlagzeug trommelt Daniel Williams.
Und wenn ich mich auch erneut wiederhole: es ist richtig gute Musik!
Mit "Cherry St Blues" hören wir eine Homage an die legendäre Tulsa-Band Xebec (in der Parker mitspielte), mit fetzender Bluesgitarre und fetzenden Soli, es passt einfach alles zusammen.
"Kim's Cowtown Shuffle", ein Instrumentaltitel, macht da keine Ausnahme. Und ich habe auch fast alles erwähnt in meiner alphabetischen Aufzählung - wäre jetzt nur noch S.R. Vaughan zu nennen, der für mich in diesen Titel stilistisch ganz und gar reinpasst und zum Abschluss den Gesamteindruck der CD bestätigt: Sehr empfehlenswert.
Hört Euch mal "Red Hot Joe", "My Heart Is On Fire", "Black Bear River" und "Kim's Cowtown Shuffle" an, wenn ihr nur einen Eindruck von den Rollin' Phattys bekommen wollt.
Line-up:
Ken 'Cooter' Helton (vocals, guitar)
John 'Johnny B' Buckner (bass)
Jeff 'Jeffreaux' Parker (guitar, keys, vocals)
Dixie 'D Dub' Weathers (drums, percussion)

Guest musicians:
Eric Hansen (drums)
Chubby Carrier (accordion)
Pat Moss (harmonica)
Daniel Williams (drums)
Jim Downing (keyboards)
Tracklist
01:Plantation Girl
02:Red Hot Joe
03:Paradise Street
04:Cochon De Lait (Down On The Bayou)
05:My Heart Is On Fire
06:Black Bear River
07:Greta
08:Sugar Babe
09:Cherry St Blues
10:Kim's Cowtown Shuffle
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