»Werte Geschmacksmenschen!«. So beginnen immer wieder die Promo-Zettel von Gordeon Music. Und auch diesmal hat mit der CD "Flowers From Exile" der Luxemburger Formation ROME wieder etwas Feines im Briefkasten gelegen.
Ursprünglich als ein Musikprojekt gestartet, haben ROME seit 2005 eine EP und drei Longplayer veröffentlicht. Nun, im Jahre 2009, folgt schließlich das Album "Flowers From Exile".
Musikalisch präsentieren uns ROME getragene, meist melancholisch angehauchte Lieder. Cello, Flamenco-Gitarren und Violine kommen zum Einsatz und bauen eine Atmosphäre angespannter Ruhe auf, die durch unterlegtes Drumming immer weiter vorwärts gedrückt wird.
Jerome Reuters Gesang lässt Erinnerungen an Leonard Cohen und Tom Waits aufkommen, zieht in seinen Bann. Sehr bald treibt man auf ROMEs musikalischen Wogen mit und die dargebotenen Texte starten das Kopfkino.
Bilder des spanischen Bürgerkrieges tauchen vor dem geistigen Auge auf, man beginnt die Entwurzelten und Vertriebenen zu sehen, auf ihrem Weg in die Fremde, ins Exil, in die Ungewissheit. Es entwickelt sich ein emotionales Ringen zwischen Trauer, Wut, Stolz und Trotz, das schnell auf die HörerInnen überspringt. Fast fühlt man sich selbst wie einer dieser betroffenen Menschen und beginnt virtuell den Koffer mit den letzten Habseligkeiten zu packen, um die Flucht zu ergreifen.
In der Fremde angekommen, beginnt der Spagat zwischen dem rückwärtig gerichteten Blick und den nicht immer erfolgreichen Versuchen, sich einerseits zu integrieren und trotzdem wenigstens einen Teil seiner bisherigen Identität zu wahren.
Wenn "Flowers From Exile" mit dem fünfeinhalb minütigen "Flight In Formation" ausklingt, einem orchestral ausgeprägten Song, der mit gezielter Monotonie und einer Stimme aus dem Off einlullt, erwacht man plötzlich mit einer regelrechten 'Jetzt erst recht'-Stimmung, die fast einem Motivations-Seminar entsprungen sein könnte.
Selten entfacht ein Album eine solche Wirkung, wie es mit "Flowers From Exile" gelingt.
ROME zeichnen sich durch anspruchsvollstes Songwriting aus und beherrschen es dabei ohne Abstriche, dies auch in die Praxis umzusetzen. Komposition und Text sind aus einem Guss, ergänzen sich wechselseitig und machen "Flowers From Exile" zu einem echten Hörerlebnis. Jedes einzelne Lied verwöhnt mit vielen Details und Raffinesse, die auch nach x-beliebigen Hördurchläufen zu keinen Ermüdungserscheinungen führen.
Allerdings kann an dieser Stelle nicht wirklich ein Anspieltipp gegeben werden. Diese CD muss man einfach komplett am Stück hören, um die die ganze Tiefe des Albums zu erfassen.
Eine nachträgliche Beschäftigung mit den Vorgängeralben von ROME dürfte nach dem bisher Gehörten vielversprechend sein. Vielleicht ergibt sich ja bei RockTimes die eine oder andere Gelegenheit, über ROMEs bisheriges Werk zu berichten. Aber auch das, was noch kommen wird, werden wir mit Spannung verfolgen.
»Werte Geschmacksmenschen!«. Stimmt! Auch diesmal wurde wieder ein erstklassiges Menü präsentiert, das Fastfood ist mittlerweile draußen vor der Tür kalt geworden.
Line-up:
Jerome Reuter (guitars, vocals)
Patrick Damiani (guitars, cello, bass drums, keyboards)
Nikos Mavridis (violin)
Tracklist |
01:To A Generation Of Destroyers
02:The Accidents Of Gesture
03:Odessa
04:The Secret Sons Of Europe
05:The Hollow Self
06:A Legacy Of Unrest
07:To Die Among Strangers
08:A Culture Of Fragments
09:We Who Fell In Love With The Sea
10:Swords To Rust - Hearts To Dust
11:Flowers From Exile
12:Flight In Formation
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