Was kommt dabei heraus, wenn sich zwei Rauf- und Saufbolde, der eine aus
Australien, der andere aus den US of A zusammentun, um gemeinsam mal so
richtig einen draufzumachen? In der Regel sieht man vor dem geistigen Auge
dunkle Wolken aufziehen und ist geneigt zu sagen: In den meisten Fällen
nichts Gutes!'
Stimmt! In den meisten Fällen....um es aber gleich vorwegzunehmen, im Falle der hier besprochenen CD handelt es sich um eine Ausnahme.
Romeo Dog ist ein Projekt von Rose Tattoo Slide-Gitarrist
und Co-Band-Chef Pete(r) Wells und Andy Andersen (seit seiner Jugend
fanatischer Anhänger von Rose Tattoo), der zuvor mit der Band Two-Bit
Thief einige gute, aber weniger erfolgreiche Alben abgeliefert hatte.
Nachdem sich Two-Bit Thief aufgelöst hatten und Rose Tattoo zu diesem
Zeitpunkt auch nur noch sporadische Konzerte gaben (dazu seit 1984 keine
neuen Songs aufgenommen hatten; es gibt wohl einige Angry Anderson - Rose
Tattoo Sänger - Soloalben, die die Plattenfirma dann unter dem Bandnamen
veröffentlichte, jedoch handelt es sich hierbei um glatten
Etikettenschwindel!!!), nahm Andy Andersen Kontakt zu seinem Idol auf und
konnte sowohl Wells, als auch die Baden-Württembergische Plattenfirma 'Down
South Records' von dem Projekt überzeugen.
Bei den 13 Songs handelt es sich, neben einer gemeinsamen Komposition, um
fünf Beiträge von Andersen und vier von Pete Wells. Dazu zwei
Coverversionen und einen alten Rose Tattoo Song, der bis dahin nur als
Single B-Seite (1977) und als Bonus-Track der CD Rose Tattoo - "Rose Tattoo"
(auf 'Repertoire Records') erhältlich war.
Zur Band zählten neben Wells (Slide guitar, Vocals) und Andersen (Rhythm guitar, Vocals) noch Mick O'Shea (Drums, backing vocals), Andy Cichon (Bass, backing vocals) und
Pete Wells' Lebensgefährtin Lucy deSoto, die zu einigen Songs Piano und
backing vocals beitrug.
Aufgenommen wurde im 'Stage One Studio' in Deutschland und produziert hat Pete
Wells selbst. Dass man sich bei den Credits unter anderem bei 'Warburger' Bier
bedankt, spricht wohl mal wieder für die deutsche Braukunst. Aber nun zum Wichtigsten, der Musik:
Schon der Opener "Bankrobber" verschlägt einem fast die Sprache und lässt
das Rock'n'Roll Herz doppelt und dreifach so schnell schlagen, als zuvor.
Die Band rotzt und rollt sich durch die ersten drei Songs, dass es nur so eine Pracht ist. Ecken und Kanten, wohin man auch hört, trotzdem mit viel Melodie ausgestattet und einem Gesang, der (Zitat:)"nicht schön, sondern GEIL und LAUT ist".
Song Nr. vier ("Romeo Dog") beginnt mit einem Riff,das doch sehr stark an "C'mon Everybody" von Eddie Cochran erinnert. Ob bewusst, oder ob alle Beteiligten durch das 'Warburger' gehandicapt waren
und es niemandem aufgefallen ist, sei mal dahingestellt. Aber es spielt auch keine große Rolle, da der Song dann doch sehr schnell Eigenleben entwickelt.
Mit schönem Honky-Tonk Piano führen uns die Rabauken dann zum "Wrecker's
Ball" aus. Eine ruhigere Nummer, die aber ebenfalls durchaus überzeugt. Es geht weiter mit dem Rose Tattoo Song "Snow Queen", gefolgt von dem Johnny Cash Hit "I Walk The Line", der zwar sehr rockig ist, aber dennoch ziemlich nahe am Orginal bleibt. Nach dem Kracher "25 To Life" erfreut uns die Band dann mit "Ballad Of A Teenage Punk Rock Queen" mit einer....ähem...Ballade.
Jedoch nicht im üblichen Sinn, denn getreu dem Motto der Band geht es auch hier rotzig und laut zur Sache, wenn auch in gemässigtem Tempo.
Mit dem Willie Dixon Song "Evil" folgt dann der letzte Coversong, bevor noch einmal
drei Rock'n'Roll Kracher diese knackige, kurzweilige und durchaus zu empfehlende CD abschliessen.
Dass Pete Wells ein Meister an der Slide Gitarre ist, ist unbestritten, Andy Andersen (...ich hab die Rose Tattoo Platten so oft angehört, bis das Vinyl
so dünn und abgenutzt war, dass außer Rauschen nichts mehr zu erkennen war...") hatte durchaus von seiner Lieblingsband gelernt und die Rhythmusfraktion legte eine solide Grundlage.
8.5 RockTimes Uhren für ein Album, das bezüglich Songs, Roughness und Spirit sehr viel mit den ersten beiden Rose Tattoo Alben gemeinsam hat. Nur das RT-Sänger Angry Anderson hier nicht mit von der Partie war. Aber dann wär's ja
auch wieder Rose Tattoo gewesen. Fast!!
Spielzeit: 38:38, Medium: CD, Down South Records, 1996
1:Bankrobber (2:28) 2:You Won't Find Me (2:06) 3:Twice The
Pleasure, Twice The Pain (2:58) 4:Romeo Dog (2:05) 5:Wrecker's Ball (3:59) 6:Snow Queen (3:27) 7:I Walk The Line (2:19) 8:25 To Life (3:26) 9:Ballad Of A Teenage Punk Rock Queen (4:31) 10:Evil (2:07) 11:No Class (2:24) 12:It's All
Gonna Burn (3:33) 13:Have Mercy (2:43)
Markus Kerren, 02.10.2005
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