Stoner Rock, mit einer gehörigen Portion psychedelischer Härte - das trifft den Nagel auf den Kopf, wenn man die musikalische Ausrichtung der drei Künstler von Rotor beschreiben soll. Ach ja, instrumental ist das Ganze und was neben der Musik begeistert, ist der klangtechnische Aspekt. Stefan Koglek, Sänger und Gitarrist bei Colour Haze sowie Elektrohasch-Labelchef und Willi Dammeier vom Institut für Wohlklangforschung, haben "3" einen klasse, atmosphärisch dichten, Sound verpasst. Ohne die LP gehört zu haben (vorliegender Silberling ist auch als Langspielplatte zu bekommen), kann ich der CD attestieren, selbst einen angenehmen Vinylsound zu liefern.
Gleich zu Beginn fällt auf, dass bei diesem Album, die beiden Stereoboxen so eingesetzt werden, wie man das immer seltener erlebt: Mal brabbelt es rechts und links marschiert die Gitarre oder die Klangwände stehen, einem Gemälde gleich, im Zentrum des Hördreiecks, während es links und rechts aus den Kanälen wabert.
Die drei Berliner - der Titel lässt ja bereits darauf schließen - präsentieren uns ihr drittes Werk und wenn die Labelinfo auch meint »Rotor aus Berlin muss man, zumindest in der Szene, niemanden mehr vorstellen.«, so gestehe ich, dass "3" meine erste Begegnung mit der Band ist. Nun ja, Berlin ist weit weg, vom pfälzischen Landidyll, aber ich weiß es schon jetzt: Im Sommer, am Grill unter den Obstbäumen im Garten, wird die Musik so richtig zünden.
Allgegenwärtig brummelt der Bass und zieht seine tiefe Furchen, sorgt für spannendes Grollen, während die Gitarre mal gewaltig, mal leicht akustisch angejazzt oder Wah Wah-veredelt psychedelische Momente einstreut. Aber sie marschiert auch zusammen mit dem Tieftöner auf bombenfestem Drum-Fundament. Breaks bis ganz zum Stillstand oder intelligent vorbereitet, lassen auch nicht den Funken eines gelangweilten Gähnens beim Rezensenten aufkommen. Vielmehr ist es so, dass man gebannt der Klangorgie lauscht und sich anhand der Trackliste vorstellt, was hinter Nummern wie "Hart Am Wind", "Drehsturm" oder "Kaltstart" musikalisch wohl stecken mag. Das regt prima die Fantasie an, denn in der Musik 'sucht' man die Umsetzung der Titelnamen.
"Drehsturm", ja das passt. Einem Twister gleich, rotieren Bass- und Gitarrenhooks um ein Zentrum fast doomigen Charakters. Alle drei Protagonisten wirken bzw. sind wie eine Einheit und stets ist die 'Gesamtheit' des Songwritings zu erkennen. Keiner marschiert davon, um sich solistisch abzusetzen. Obwohl ein jeder auch seine eigene Duftmarke setzen darf, geschieht das nie in einer Art, dass die beiden Mitstreiter auf's Abstellgleis geschoben werden. Die Soli sind perfekt eingebettet in das musikalische Gesamtgeschehen. Ebenfalls positiv ist, dass es neben den brachialen Klangwänden auch immer wieder melodische Linien gibt, die den Hörer erfreuen.
Ohne die beiden Vorgänger zu kennen, bei denen - so lese ich die Begleitinfo - auch vokalistisch zu Werke gegangen wurde, bleibt als Fazit, dass Rotor eine starke Scheibe abgeliefert haben, die durchaus Interesse an ihrem Gesamtoutput weckt.
"3" ist eine dieser Platten, die, auch im täglichen Redakteursalltag, immer wieder den Weg aus dem Regal in den Player finden wird. Stellenweise schüttelt man ungläubig den Kopf, zu welchem powervollen Sound gerade nur mal drei Musiker fähig sind. Das liegt am Können der Band, am perfekten Sound sowie dem äußerst gelungenen Songwriting.
Rotor, ein Truppe, die man sich merken und kennen sollte. So gesehen, trifft nun das eingangs erwähnte Labelzitat auch auf mich zu.
Line-up:
Marco (bass)
Milan (drums)
Tim (guitar)
Tracklist |
01:Auf's Maul?
02:V-ger
03:3
04:Hart Am Wind
05:Umkehrschub
06:Drehsturm
07:Klar Schiff
08:Nordend
09:Kaltstart
10:Transporter
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