Royal Hunt, eine dänische Band, die sich in der Szene schon seit langem etabliert hat, ist das Baby von Keyboarder Andre Andersen. Weiterhin gehören Marcus Jidell (Gitarre), Kenneth Olsen (Drums) sowie John West (Vocals), der vor einigen Jahren DC Cooper ersetzte, zum Line Up.
West gehört zu der Spezies angenehmer Shouter, bei denen man nicht dauerhaft das Gefühl hat, die Hose wäre zu eng.
Außerdem gibt es Verstärkung durch diverse Gastmusiker wie Maria McTurk und Kenny Lubke (Background Vocals), Soma Allpas (Viola), Peter Brander (Dobro) und Allan Sorensen (Drums).
Im Übrigen überlege ich gerade, wann ich das letzte Mal meine Lauscherchen mit einer CD von Royal Hunt beglückte. Nun - es ist lange her - muss so Ende der 90er gewesen sein und das Album hieß "Moving Target". Haften geblieben war die Erinnerung an bombastischen Sound, versetzt mit sehr viel klassischen Anleihen. Ich fand die Mucke nicht schlecht, aber auch nicht so aufregend, als dass es eine der Royal-Hunt-Scheiben nun unbedingt bis in mein Plattenregal schaffen musste.
Mit "Paper Blood" bläst man nun zum Angriff auf die Ohren der geneigten Hörer. Musikalisch hat sich jedenfalls (mal abgesehen von dem neuen Sänger), bis heute nichts geändert. Es gibt wieder sehr schöne melodische Songs, angereichert mit viel bombastischen Elementen, was die Gesamtstruktur dadurch teilweise recht überladen wirken lässt, aber ein typisches Markenzeichen der Band ist. Natürlich sind auch die ausgedehnten Instrumental-Passagen nicht vergessen worden.
Obwohl im Großen und Ganzen keyboarddominiert hab ich auf dieser Scheibe das Gefühl, dass Marcus Jidell's Axt mehr Freiraum gegeben wurde. Gerade bei den letzten Tracks auf "Paper Blood" sind ungewöhnlich viele, detailverliebte Gitarrensoli zu finden, die ihren Höhepunkt im Duell mit Andre Andersen's Keyboard finden, um dann regelrecht zu explodieren.
Natürlich steht John West mit seiner sehr ausdrucksstarken Stimme nicht allein am Mikro, sondern bekommt Unterstützung durch mächtige, hymnenhafte Background-Chöre. Außerdem ist ein Großteil der Stücke im 'Tempo 200-und-noch-mehr-Bereich' angesiedelt.
Fakt ist auch, man muss den Dänen eine blitzsaubere Technik bescheinigen, ihr Handwerk beherrschen sie grandios.
Ein paar Anspieltipps:
Der Opener "Break Your Chains" beginnt mit einem sehr schönen sinfonischen Intro, um dann sofort zum Hochgeschwindigkeitsgalopp überzugehen. Die Zügel bei diesem Ritt übernehmen Gitarre und Key, angefeuert von Doublebass-Salven, die gleich ordentlich in den Hintern treten.
"Seven Days" beginnt tragend, ja fast balladenartig, um anschließend mit einem kräftigen Break das Tempo anzuziehen. Leben bekommt das Stück durch den sehr emotionalen Gesang von John West. Klar, dass Gitarre und Keyboard für ihre Soli-Orgien wieder gekonnt über die Saiten bzw. Tasten rauf und runter bzw. hin und her flitzen.
"Kiss Of Faith" wirkt durch seine soundmäßige Schlichtheit: songdienlich eingestreute Gitarrensoli sowie kleine Piano-Einlagen sind das 'Salz in der Suppe'. Lediglich die üblichen Background-Chöre im Refrain sind geblieben. Daumen hoch und mehr davon!
Mit Vollgas wird der Titeltrack eingeläutet.
Beginnend mit einem fett sägendem Gitarrenbrett werden die Riffs in schönster Malmsteen-Manier um die Ohren gehauen, dass es raucht und laden zum kollektiven Moshen ein.
Andre Andersen hält sich musikalisch dezent im Hintergrund, dafür liefert sich hier John West Duelle mit den Background-Sängern.
Alles in Allem ein typisches Royal Hunt-Album, dass alle dafür notwendigen Trademarks aufzuweisen hat, astrein abgemischt wurde und die Fans garantiert erfreuen wird.
Dafür gibt es 8 bombastisch-sinfonische RockTimes-Uhren.
Spielzeit: 56:29, Medium: CD, Frontiers Records, 2005
1:Break Your Chains 2:Not My Kind 3:Memory Lane 4:Never Give Up 5:Seven Days 6:SK 983 7:Kiss Of Faith 8:Paper Blood 9:Season's Change 10:Twice Around The World
Ilka Czernohorsky, 30.05.2005
|