Bei The Royalty haben wir es mit einer Band aus El Paso/Texas zu tun. Aufgenommen wurde "Lovers" in Kalifornien und die Presse hat sich bereits in den Vereinigten Staaten sehr wohlwollend mit Aussagen wie »the new kings and queens of garage-pop« geäußert. Ein gewisses Maß an Retro steckt auf jeden Fall in dieser Musik. Nun gilt es zu prüfen, ob es Garage-Sound oder Pop ist? Oder was schallt mir entgegen? Von Vergleichen der Sängerin Nicole Boudreau mit Amy Winehouse und Adele konnte ich lesen.
Nun gut, der Gesang mag in diese, zumindest in die erstgenannte Richtung gehen, doch ist er mir im direkten Vergleich manchmal auf eine gewisse Art und Weise viel zu hektisch und ungeordnet - so, wie mir die ganze Musik sehr unruhig erscheint. Vielleicht ziehe ich jetzt die Schublade Indie Pop auf und sehe diese CD dort als recht zutreffend abgelegt. Denn The Royalty spielt sicher nicht das, was die oben genannten Sängerinnen als Musik zur Begleitung erhielten - derart rund und glatt geht es hier nicht ab. Vielleicht kann man einen Vergleich zu den White Stripes oder den Cardigans zu ziehen, ein wenig sicherlich.
Auf jeden Fall klingt die Musik mit dem ersten Song bereits wuchtig. Eine breite Soundwand empfängt mich, ohne dass es gleich ein 'Wall Of Sound' á la Phil Spector ist. Allerdings klingt der Hintergrund recht unklar und ein wenig schwammig, etwas zu viel Hall ist vielleicht aufgetragen worden und das Schlagzeug klopft etwas laut. Schwellende Orgelklänge, andeutungsweise fetzige Gitarren mischen sich darunter und Nicole Boudreau bemüht sich, darüber den Gesang zu liefern, was ihr leider nicht so perfekt gelingt. Gelegentlich muss sie doch zum Schreien tendieren, um dem gewaltigen Schwall an Instrumenten Stand zu halten. Dieses ist gottlob beim zweiten Song besser. Hier klingt der Sound einer Amy Winehouse jedoch sehr stark durch. Man ist fast geneigt, von einem Plagiat zu sprechen, wären da nicht die sägenden Gitarren im Hintergrund und eine gewisse Rotzigkeit im Sound, der das Ganze dann noch etwas 'ungebügelt' und verknittert wirken lässt. Der dritte Song klingt wieder anders und Track vier atmet schon ein wenig Punk-Atmosphäre.
"Lovers", so lautet der Plattentitel, und die abgedruckten Texte geben in verschiedenen Ausprägungen Kunde von diesem Thema. Gelegentlich klingt eine gewisse Unschuld von Teenagerliebe durch.
Manchmal klingt die Band, in Verbindung mit dem oben von mir erwähnten 'Wall Of Sound' tatsächlich wie eine moderne Ausgabe solcher Bands wie The Ronettes und Konsorten. Nur mit dem Unterschied, dass klar mit Rockrhythmen und einer Rock-Attitüde gearbeitet wird und eben dieser damit verbundene Druck, inklusive des Einsatzes oft verzerrter Gitarren, das Geschehen bestimmt. Schöne Harmonien gibt es auch dazu, wie auf einem der Songs, den ich für sehr gelungen halte und der auch eine gewisse Eigenständigkeit aufweist, nämlich "Bottle Breaker". Hier singt Nicole so, wie ich es im Einklang mit Musik und Stimme als passend empfinde. Ebenso auf dem antreibenden "Mr. Hyde" - hier lacht meine vorhandene Independent-Seele fröhlich, so wohltuend erfrischend ist das. "Other Boys" ist ein kleiner wunderbarer Song mit Hitcharakter und einem sehr schönen Arrangement, eine Art Teenie-Pop-Song erster Güte - ganz klasse gemacht.
So wechseln sich innerhalb der Laufzeit Licht und Schatten ab, wobei die 'lichten Titel' Hoffnung auf eine Fortsetzung in diesem Umfeld wecken. The Royalty sollte einfach versuchen, unkomplizierte Musik mit kleinen Arrangements zu spielen. Und bitte den gewaltigen Klangwall behalten, dann aber die Stimme besser integrieren, wie das ja auch bei einigen Songs gut gelungen ist. Das, verbunden mit der Modernisierung alter Sounds, kann eine eigenständige Mischung ergeben und nicht den Versuch darstellen, auf gegenwärtig moderne Trendzüge aufzuspringen.
Die positiven Momente der Platte ergeben eine feine Mischung modernen Indie-Pops und diese Momente erfreuen mich dann auch, wie das stimmige "Saint Bowie". Dieser unmissverständliche Seitenblick auf die Sixties gefällt mir sehr gut und zum Schluss, nach einer Pianoeinleitung, klingt die Musik wie ein Soundtrack für einen Stummfilm aus. Die schmachtende Stimme Nicoles, die mit dieser Ballade ihr Vermögen für große Gefühle eindrucksvoll ausdrücken kann, zeigt sich hier vortrefflich und überzeugend - so liebe ich es: ohne Anbiederung an Trends und den damit verbunden Kolleginnen. So folgt nach dem mich nicht überzeugenden Beginn ein versöhnlicher Abschluss.
Line-up:
Nicole Boudreau (vocals)
Jesus Apodaca (guitar, bass - #1, 2, 10, 11)
Will Daugherty (bass, guitar - #1, 2, 10, 11)
Daniel Marin Jr. (keyboard)
Joel Quintana (drum set)
Tracklist |
01:Bartender
02:How I Like 'em
03:Please Lie
04:I Want You
05:Bottle Breaker
06:Mr. Hyde
07:Other Boys
08:Say The Word
09:Every Little Bit
10:Witchcraft
11:Saint Bowie
12:Won't Be Long
(all songs written, arranged and recorded by The Royalty)
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