RockTimes: In Anbetracht der steigenden Popularität von RPWL stellt sich doch die Frage, ob ihr ein Vollzeitprojekt seid und mittlerweile gut davon leben könnt?
Yogi: RPWL war für uns immer die Realisierung eines Traumes innerhalb der Musik, es ist das was wir eigentlich immer machen wollten.
Die Band an sich, in sich, ist eine Einheit die sich selber finanzieren muss, also wir haben nicht die Möglichkeit, tagsüber Brötchen zu verkaufen und abends in die Probe zu gehen.
Chris und Markus haben nebenbei mit Computern zu tun, Manni arbeitet sehr viel im Designbereich, im Prinzip sind es wesentliche Teile, die sich bei unserer Band gut einfügen.
RockTimes: Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Ray Wilson, gibt es noch andere Musiker, Künstler mit denen ihr gern einmal arbeiten würdet?
Yogi: Kalle arbeitet auf seinem Album natürlich mit anderen Musikern zusammen,
sonst würde es ja wieder ein RPWL - Album werden. Die Zusammenarbeit mit anderen Musikern ist immer sehr interressant bzw. bringt einen immer ein Stück weiter, aber solches steht für RPWL momentan nicht zur Debatte. Ansonsten war es auf jeden Fall eine tolle Erfahrung für uns. Wir leben ja nicht für die instrumentale Verwirklichung des Einzelnen, sondern uns geht es mehr um eine Einheit, und deswegen ist es speziell für uns auch essentiell, wenn wir mit anderen Musikern zusammenwirken können, welche das musikalische Spektrum bzw. die musikalische Dimension erweitern.
RockTimes: Mir fällt auf, dass in euren Setlisten wieder verstärkt Songs von Pink Floyd vorkommen, so dass ihr teilweise sogar ganze Abende damit bestreitet.
Yogi: Weil es relativ viel Spaß macht. Wir waren eigentlich noch nie diese traditionelle
Coverband, sondern wir haben immer gespielt was uns Freude bereitet. Wir konnten in der Reichenbacher Peter-Paul Kirche Sachen spielen die nicht so üblich sind, oder wir konnten in Holland die Pink Floyd-Convention begleiten. Es haben sich auch die Gigs ergeben wobei wir auch mit unserem alten Drummer spielen konnten, es war sozusagen auch etwas eine musikalische und seelische Vergangenheitsbewältigung.
Ich bin sowieso der Ansicht, dass Musik ein Teil der Globalisierung ist. Ob wir nun in Spanien, England oder hier spielen. Wir kommen hierher machen einfach Musik bzw. unterhalten uns musikalisch und plötzlich gibt es keine Grenzen mehr. Aber dazu muss man nur Musik leben, um durch diese spezielle Form der Interaktion Menschen erkennen bzw. erfahren zu können.
RockTimes: Erzähle uns doch bitte etwas über eure Solo-Pläne.
Yogi: Es gibt sehr viele Sachen die schon fertig sind, es gibt von Jedem Material, welches schon konserviert wurde, so dass wir sicherlich auch einiges auf unserer Homepage zum Reinhören anbieten werden. Es wird auf jeden Fall etwas kommen, wobei Kalle den Anfang machen wird. Eigentlich wollten wir auch endlich die angekündigte Live-DVD fertig stellen, aber unsere Plattenfirma möchte erst noch ein Album von uns haben, so dass diese Veröffentlichung jetzt erst einmal auf unbestimmte Zeit nach hinten geschoben wurde.
Bei mir besteht halt die Schwierigkeit, die Zeit dazwischen zu finden um quasi selber ans Werk gehen zu können.
RockTimes: In welche musikalische Richtung werden die Solo-Geschichten gehen, um nicht unbedingt nach RPWL zu klingen?
Yogi: Natürlich anders, dafür sind wir alle viel zu sehr Individualisten. Für mich selber ist es als Produzent immer noch recht schwierig zu erklären, weil ich die einzelnen Beteiligten
sozusagen herausfiltrieren kann. Ich weiß natürlich nicht wie es für die Leute sein wird, weil sehr oft minimale Unterschiede darüber entscheiden, ob diese es als hart oder als weich empfinden. Es sind ja auch so kleine Unterschiede, die man nicht beeinflussen kann und welche erst aus dem Songwriting entstehen. Man kann auf jeden Fall gespannt sein, was dabei herauskommt.
RockTimes: Danke Yogi.
Kalle, erzähle uns einfach etwas über dein anstehendes Soloprojekt Blind Ego.
Kalle: Ich arbeite mit RPWL seit etwa sieben Jahren eng zusammen, und alle Kompositionen funktionieren halt nur innerhalb der Band, d.h. es kommen nur die Songs zum tragen, zu welchen wir alle zusammen einen Bezug haben. Dabei gibt es zahlreiche Facetten die man verwirklichen bzw. ausleben kann. Aus diesem Grund verspürten wir jetzt quasi alle gleichzeitig das Bedürfnis, jeder etwas für sich selbst zu erarbeiten, sozusagen Urlaub von RPWL zu machen. Für mich persönlich bestand die Herausforderung darin, den kompletten kreativen Werdegang wirklich allein zu bestreiten und das Ganze Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei ist es für uns auch klar, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten. Wir haben wunderbare Musiker auf den Festivals, bei denen wir gespielt haben, kennen gelernt; u.a. John Jowitt ( IQ, Jadis), ein toller Musiker und toller Mensch, der dann auch auf meiner Platte mitwirkt.
Mit Sicherheit werden auf der Platte RPWL-Aspekte zum tragen kommen, weil die meisten musikalischen Ideen bzw. Ursprünge bei RPWL aus meiner Ecke kommen und deswegen wird man diese gewisse Handschrift auch bei meinem Soloalbum wieder vorfinden.
Es wird musikalisch auf jeden Fall etwas härter bzw. aggressiver ausfallen, gesangstechnisch wird es auch komplett anders werden, da habe ich mit dem früheren Arena-Sänger Paul Wrightson und Clive Nolan zusammengearbeitet, in dessen Studio diese Parts auch aufgenommen wurden.
Für sich selber einmal ein ganz persönliches Album zu produzieren, worin man die privaten Erlebnisse der letzten Jahre aufarbeiten kann, ist schon etwas Besonderes.
Man schlüpft dabei natürlich immer in Rollen , aber vieles davon trägt selbstverständlich
auch autobiographische Züge. Es ist aber beileibe nicht immer einfach, alle beteiligten Künstler unter einen Hut zu bringen, drückt dem Ergebnis aber die individuelle Note jedes Einzelnen auf.
RockTimes: Was hat dich im Nachhinein zu diesem Album inspiriert?
Kalle: Wie schon gesagt, ist es von der Thematik in gewisser Weise eine Aufarbeitung meiner
letzten Jahre, welche ich bei RPWL bisher nicht einbringen konnte. Die Geschichte von Blind Ego ist auch die Geschichte von RPWL, nur hat diese sich parallel und abseits davon entwickelt, eben nur in meinem Kopf.
Konkret angefangen zu schreiben habe ich bereits 2004. Das Thema des Albums "Mirror"
sind die erlebte Wut und der gefühlte Zorn aufgrund persönlicher Entäuschungen.
Es ist für mich ein sehr emotionales und autobiographisches Album, deswegen konnten diese Songs kein Thema für RPWL sein. Die Musik zeugt vom unbedingten Willen, die eigenen Ideen kompromisslos und konsequent zu kreieren, eben nur mit meinem eigenen Ego. Härter und straighter als RPWL sollte das Album werden, passend zum Thema und meinen musikalischen Einflüssen.
Ende 2005 waren schließlich alle Songs fertig komponiert. Viele Freunde und Bekannte waren sofort bereit, mit ihrem enormen musikalischen und handwerklichen Können das Album zu bereichern. Allen voran Bassist John Jowitt der mit seinem gefühl- aber auch druckvollem Spiel zusammen mit der Münchener Schlagzeuglegende Tommy Eberhardt, den perfekten Unterbau lieferte. Klar war auch, dass ein Sänger allein nicht die beiden musikalischen Seiten tragen konnten. Deswegen singt Paul Wrightson die getragenen Stücke, die voller Verzweifelung und Pathos sind, die energiegeladenen bzw. 'zornigeren' Songs dagegen sind wie für John Mitchell geschrieben.
Außerdem war es mir eine große Freude, meinen langjährigen Mitstreiter und Freund Yogi Lang als Produzenten zu gewinnen und das Album in unseren eigenen Studios (Farmlands) zu produzieren. Weitere Gäste sind Clive Nolan, der nicht nur Pauls Gesang aufgenommen hat, sondern auch selbst Chorgesänge beigesteuert hat, und ein
weiterer Freund aus Wien, Stefan Obermaier von den Vienna Scientist, der beim Sound-Design mit Hand angelegt hat.
Als Bonustrack gibt es übrigens einen zehn Jahre alten und ebenso lange verschollenen Track
von Violet District, der noch kurz vor der Auflösung der Band entstanden war. Der Gesang stammt noch von 1997, der Rest wurde neu arrangiert und eingespielt.
RockTimes: Gibt es momentan Künstler oder Bands die dich besonders bewegen oder begleiten?
Kalle: Ich höre ganz viele, aber aktuelle Bands die ich sehr gerne mag bzw. immer hören kann sind, Tool oder Radiohead. Es gibt eine Reihe von den neuen guten Bands, die ihren Weg sicherlich machen werden. Eigentlich bin ich mit Hardrock der Achtziger groß geworden, was für einen Gitarristen quasi die Pflicht und Basis bedeutet. Mein erstes Rockkonzert war übrigens 1982 bei der 'Master Of Puppets-Tour' von Metallica.
Früher war es nur Metal, und mit der Zeit wurde man immer offener und toleranter anderen Sachen gegenüber, d.h. ich bin deshalb ganz schnell auf Yes, Genesis und Pink Floyd gestoßen.
Aber eigentlich ist für mich immer noch der Song das Wichtigste, d.h. ein Solo auf den Song zu drücken finde ich langweilig, man kann dabei zwar manchmal sein Können beweisen, es sollte aber nicht generell die Basis für Musik darstellen.Die Herausforderung liegt für mich eigentlich darin, beides irgendwie zusammenzubringen, ich habe beim Schreiben der Songs auch nicht sonderlich darüber nachgedacht.
RockTimes: Dann werden wir auf das Ergebnis im Januar 2007 gespannt sein und ich bedanke mich für das Gespräch.
Release-Party von Blind Ego , "Mirror", am 27.01.07 im Lindenkeller, Freising bei München
Autorisiert von Kalle Wallner und RPWL.
Externe Links:
|