Nach vier Studioalben und einer recht erfolgreichen Europatour mit dem neuen Album "World Through My Eyes" im Gepäck war es auch für RPWL an der Zeit, endlich mal ein Live-Album für die ständig wachsende Fangemeinde aufzunehmen. Das Ergebnis dieser Bemühungen dreht sich seit Tagen in meinem CD-Player.
Wer RPWL schon mal live gesehen hat, weiß welche Magie die Jungs aus Bayern auf der Bühne ausstrahlen. Der Sound ist immer perfekt und die Songs werden mit sehr viel Gefühl zelebriert. Eine Riesenleinwand und die gute Lightshow besorgen den Rest für ein unvergessliches Konzerterlebnis. Und diese Magie ist auch auf der neuen Live-CD zu spüren.

Die erste der beiden Scheiben wurde in Bonn mitgeschnitten und basiert auf den "Rockpalast-Crossroads"-Gig vom 08.03. diesen Jahres. Der Sound ist grandios, die Bässe kommen satt aus den Boxen und machen mächtig Druck.
Die Keyboards fügen sich nahtlos in den Sound ein. Bleibt zu hoffen, dass der Tourkeyboarder Markus Jehle auch in Zukunft die Band unterstützen wird. Karlheinz Wallner brilliert an der Gitarre mit überzeugenden Solis und einfühlsamen Gitarrenriffs. Jogi Lang ist gut bei Stimme und überlässt bei den Songs "Roses" und "Not About Us" dem Ex-Genesis Sänger Ray Wilson das Mikrofon, der an diesem Abend als Special Guest dabei war und schon seit dem neuen Album "World Through My Eyes" mit den Jungs von RPWL kooperiert.
Der Bass von dem Alt- und Neumitglied Chris Postl und die Drums von Manfred Müller bilden eine Einheit, die immer sauber ins Schwarze trifft. Das Zusammenspiel der gesamten Band kann man getrost als perfekt bezeichnen. Keine Schwächen, keine Tiefen. Aber Perfektion sind wir von RPWL ja gewohnt.

Auf dem ersten Silberling befinden sich eine Auswahl von Songs, die fester Bestandteil der letzten Tour waren. "Sleep" zum Beispiel, bringt es auf stattliche 10:05 Minuten und kommt hervorragend rüber. Viel Raum für die exzellenten Musiker. "Trying To Kiss The Sun" vom gleichnamigen Album rundet die erste CD ab. Mein lieber Scholly, die Songs leben. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich die Jungs förmlich auf der Bühne agieren.

Auf der zweiten Scheibe wurden Nummern festgehalten, die so nur selten von den bayrischen Progrockern zu hören sind. Es wurde experimentiert und improvisiert, dass es das reinste Vergnügen ist der Band zuzuhören. Eine CD, bei der man sich wünscht, sie möge nie zu Ende gehen.
Man nehme zum Beispiel das Stück "World Through My Eyes", das aus einem früheren Kompositionsstadium gespielt wurde. Klingt irgendwie nach den früheren Werken von Pink Floyd. Und Floydmäßig geht es auch weiter. Der Syd Barrett(Gründer von Pink Floyd)-Song "Opel" wird hier sehr eigenständig dargeboten, ohne das Gefühl für das Original zu verlieren. Ebenso wie "Cymbaline", das Pink Floyd 1969 für den Film "More" geschrieben haben.
Das Original hatte eine Spielzeit von 4:46 Minuten. RPWL interpretieren hier über 15 Minuten lang den alten Song aus der Feder von Roger Waters. Noch nie habe ich ein so gelungenes Floyd-Cover gehört. Ich bin begeistert. Der dritte Floyd-Klassiker ist "Welcome To The Machine" von dem Album "Wish You Where Here". Diese Energie mit der RPWL den Song spielen ist überwältigend.

Nach diesen Sahneschnitten bayrischer Improvisationskunst beschließen "I Don't Know" (aus "Trying To Kiss The Sun") und "Hole In The Sky" von "God Has Failed" die Live-CD. Danach gibt es noch den Bonus-Track "New Stars Are Born" in der 12:39 Minuten Version. Auch ein Schmankerl, das so noch nicht veröffentlicht wurde.

Für mich steht heute schon fest, dass es mein persönliches "Album des Jahres" ist. Hier haben RPWL mal wieder all meine Erwartungen übertroffen. Ich bin jetzt schon auf die DVD gespannt, die im nächsten Jahr erscheinen soll. Hut ab Jungs, da habt ihr ganze Arbeit geleistet.