Rudra / Brahmavidya: Transcendental I
Brahmavidya: Transcendental I Spielzeit: 67:55
Medium: CD
Label: Vic Records, 2009
Stil: Black/Death Metal


Review vom 15.07.2009


Jens Groh
Rudra stammen aus Singapur. Der Name Singapur entstammt dem Sanskrit und setzt sich zusammen aus Singha (Löwe) und Pura (Stadt), bedeutet also Löwenstadt.
Also diesmal nix mit einer weiteren Band aus Göteborg oder so. Und fauchen wie die Löwen können die Bengels auf jeden Fall!
Wer heutzutage immer noch dem Irrglauben nachhängt, dass Bands aus solch exotischen Ländern nicht spielen können oder mit Metal eigentlich gar nichts zu tun haben dürften, muss sich von Rudra eines besseren belehren lassen.
Die Szene in Singapur hält über zwei Dutzend Metal-Bands bereit, die von derbstem Death bis hin zu ganz normalem Heavy Metal alles zu bieten hat.
Eine mehr als anerkennungswürdige Tatsache, denn in Singapur werden auch heute noch drakonische Maßnahmen gegenüber 'andersartigen' Personen ergriffen.
Wer also nun aufmerksam geworden ist, der sollte mal die Lauscher in Richtung des Indischen Ozeans stellen.
Rudra (der Name stammt vom Gott des Sturmes und der Krankheiten - eine andere Form des Gottes Shiva) gründeten sich schon im Jahr 1992 und brachten es bis jetzt auf zwei Demos und mit der neuen CD nun auf fünf Langeisen.
Hat man "Brahmavidya: Transcendental I", (Brahmavidya ist ein uraltes System von Yoga und Philosophie und bedeutet übersetzt aus dem uralten Sanskrit soviel wie 'Lehre die zu Gott führt') eingelegt, heißen einem erst mal Klänge wie aus einem Buddhistischen Kloster willkommen ("Bhagavatpada Namaskara" - 'Bhagavatpada' ist ein Name oder im Namen geführter Titel und 'Namaskara' bezeichnet im Sanskrit die Handlung des Grüßens), etwas, was die CD des Öfteren zu bieten hat, wie ich finde eine tolle Gelegenheit, etwas mehr mit der östlichen Kultur in Berührung zu kommen.
Besonders jene Stellen machen den unheimlichen Reiz aus, sich die ganze CD am Stück und genau anzuhören. Zugegeben, Risk haben zwar auch schon fernöstliche Einflüsse auf ihren letzten Werken verbraten, aber von Muttersprachlern klingt das eben wesentlich authentischer.
Allerdings beschränkt sich das Asiatische nicht nur auf Liedertitel in der Heimatsprache (teilweise), auch die Melodieführung und die Arrangements der Songs sprechen eine sehr deutliche Sprache.
In fast jedem Stück spürt der Hörer die Herkunft Rudras. Würde man die Lieder auf rein traditionellen Instrumenten spielen, sie würden höchstwahrscheinlich genauso gut und intensiv funktionieren. Eine Tatsache die zeigt, dass hier echte Vollprofis am Werk sind. Auch ein Irrglauben, dass Bands aus solchen Ländern nicht mit ihren Musikinstrumenten umgehen können.
Die Todesmetaller schaffen es mühelos, zwischen schwarzmetallischer Raserei und fast schon meditativen Momenten, ohne dass es unstimmig wirkt, locker hin und her zu wechseln. Ein Kunststück, das wenigen Bands die mit traditionellen Versatzstücken arbeiten, gelingt.
Aber es soll auch nicht verheimlicht werden, dass wenn Rudra die Metallkeule auspacken, jeder Fan von Hochgeschwindigkeits-Black/Death Metal eigentlich sofort ein nasses Höschen bekommen sollte, denn es werden einem flirrende Gitarrensoli genauso um die Ohren gepfeffert, wie ein unwahrscheinlich tightes Drumming, gepaart mit einer tollen Melodie, wie z.B. bei "Majestic Ashtavakra" (Majestic Ashtavakra - Ashtavakra war ein weiser Mann im uralten Indien, wobei 'Ashta' im Sanskrit 'acht' bedeutet und 'vakra' soviel wie 'Beugung/Deforma').
Freunde von alten Marduk und Morbid Angel (einerseits das rohe primitive, andererseits das Technikgefrickel und Melodiöse) können hier genauso zuschlagen wie Metalheads, die ganz gerne mal eine Alchemist-CD in ihren Player schmeißen.
Zu beziehen sollte die CD eigentlich über jeden guten Underground-Versand sein, oder schreibt die Band einfach mal selbst über MySpace an.
Mich hat die Platte auf jeden Fall begeistert, wenn auch nicht gleich beim ersten Mal. Dafür wird aber mit jedem Durchlauf ein neues Highlight auffällig, und das will in unserer schnelllebigen Zeit schon was heißen. Oder sind das doch die buddhistischen Texte, die einem mehr Ruhe beim Hören geben? Ich weiß es nicht.
Eine tolle Scheibe abseits des Mainsteams, die zeigt, dass Metal überall in der Welt zuhause ist!
Line-up:
Kathi (vocals, bass)
Devan (guitars)
Shiva (drums)
Tracklist
01:Bhagavatpada Namaskara
02:Ravens Of Paradise
03:Amrtasyaputra
04:Hymns From The Blazing Chariot
05:Meditatons At Dawn
06:Advaitamrta
07:Natural Born Ignorance
08:Immortaly Roars
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