Eine weitere Veröffentlichung aus der Reihe Rudy Rotta & Friends. Es ist eine Benefiz-CD zugunsten benachteiligter Kinder und unterstützt die Organisation 'Solidarietà è'.
Die Gäste, die Rudy Rotta für "Some Of My Favorite Songs For…" in diversen Studios in Amerika und Italien hatte, sind in der Tat 'Special Guests': John Mayall & The Bluesbreakers (ohne Buddy Whitington und Tom Canning), Brain Auger & The Oblivion Express, Peter Green sowie Robben Ford.
Wie die Tracklist zeigt, handelt es sich hier um ein lupenreines Cover-Album allseits bekannter (hoffe ich doch) Songs. Einzig der Rausschmeißer "29 Settembre" vom Singer/Songwriter Lucio Battisti könnte einer weniger großen Öffentlichkeit geläufig sein. Zu der Gruppe zähle ich mich auch.
Bleibe ich doch direkt bei diesem Lied. Eher poppig, Akkordeon-lastig und mit schönen Backing Vocals, in italienisch gesungen. Mehr kann ich dazu nicht schreiben, der Rezensent steht ausnahmsweise auf dem Schlauch, aber es gibt ja noch mindestens 13 andere Songs über die ich mich auslassen kann.
Gecovert wird in der Musikszene zum Teil auf Teufel komm' raus. Die Qualität solcher Songs muss sich an der Frage messen lassen, was 'man' daraus macht.
Über "29 Settembre" habe ich wenigstens einen Aufhänger. Fausto Beccalossi am Akkordeon hat noch weitere Einsätze. Einmal bei "Who'll Stop The Rain", im Duo mit Fausto landet Rotta, zur akustischen Gitarre singend, einen Haupttreffer. Viele Bearbeitungen des CCR-Hits sind bereits durch meinen Player gewandert, diese wird in Zukunft häufiger darin stecken bleiben, weil im wahrsten Sinne des Wortes einmalig.
Fausto Beccalossi zum 3., wenn er zusammen mit Sbibu (Cajon) und natürlich Rotta "Can't Find My Way Home" aus den guten alten Blind Faith-Zeiten intoniert. Der Reiz dieser Ausgabe liegt in der Interpretation mit dem Percussion-Instrument Cajon, einer als Trommel benutzten Holzkiste. Rotta versucht auch erst gar nicht an Winwoods hohe Stimme heran zu kommen. Er singt es auf seine unnachahmliche Art und erweist sich an der akustischen Gitarre wieder mal als Meister.
Und auch "Knockin' On Heaven's Door" bekommt durch das Akkordeon einen leichten Latin-Flair.
Aus der großen Ford'schen Blues-Familie (The Ford Blues Band) stammt Robben Ford. Alleiniger Gitarrist auf "It's All Over Baby Blue", zeigen er und Rotta am Mikro, welche neuen Seiten man einem grenzenlos durchgenudelten Lied abgewinnen kann. Robben Fords Gitarre strahlt eine unglaubliche Wärme aus. Rücksichtsvoll eingesetzte Drums und Bass halten den Rhythmus geschickt auf kleiner Flamme.
Das Traditional "St. James Infirmary" ist von Rudy Rotta arrangiert worden und weist einige herrliche Robben Ford typische Blues-Licks auf. Wieder überlässt Rotta die Gitarre Robben Ford. Aber nicht ganz, denn zum Ende geben sich beide an der Gitarre ein Stelldichein. Carmine Bloisi benutzt einige Percussion-Elemente, die sich um das Schlagzeug tummeln.
Rock 'n' Roll mit Piano ist im Medley ("Whole Lotta Shakin'/Kansas City Blues") angesagt. Das Ganze geht in einem Rutsch durch.
Bei den richtig bluesigen Sachen kommen John Mayall & The Bluesbreakers auf den Plan.
Es handelt sich um die relaxten, locker aus dem Ärmel gespielten "My Babe" und "You Don't Love Me". Wie heißt es so schön im Booklet: John Mayall-armonica & tastiere (kein Fehlerteufel!). In gewohnt hoher Qualität spielen sich auch Hank Van Sickle (Bass) und Joe Yuele durch die zeitlos guten Blueser.
"To Love Somebody" verpasst Rudy Rotta eine richtig groovende Komponente, mal ohne 'Special Guests'. Sorry, auf das Original kann und will ich nicht zurück greifen.
Die Rotta-Geschichte ist gut und lebt vom ausgewogenen Gesang mit Mia Cooper (hat Aida Cooper eine Schwester?) und Giorgio Ammirabile (cori).
Brain Auger & The Oblivion Express covern sich quasi selber, wenn es zum Track "Truth" kommt. Natürlich ist der Song mächtig Hammond-lastig und Augers bekannter Stil ist nicht zu verleugnen.
Weitere Express-Beiträge: Fehlanzeige.
Tja, und was bleibt noch? "Black Magic Woman" mit the man himself an der Gitarre und natürlich auch am Mikro, wobei sich beide den Gesangspart Strophe für Strophe aufteilen. Musikalisch gibt es kein Mäkeln.
Peter Green 'neben' Rudy Rotta: Wenn es soweit kommt, ist Rotta, sobald Green auch nur die ersten Töne singt, out. Es muss so deutlich formuliert werden, Greens Stimme strahlt immer noch eine solche Faszination aus, dass ich hier nichts anderes zulasse. Punkt!
Wie lautete die Frage eingangs: Was macht man aus hinlänglich bekanntem Material?
Im Fall von "Some Of My Favorite Songs For…" fällt mir die Antwort nicht schwer.
Fußballerisch ausgedrückt hat der Stürmer Rudy Rotta die Vorlagen verwandelt und einen Treffer nach dem anderen erzielt. Spiel gewonnen und drei Punkte mitgenommen. Wie viel drei Punkte umgerechnet in RockTimes-Uhren sind, überlasse ich anderen.
Spielzeit: 55:42 Min, Medium: CD, Pepper Cake/ZYX Music, 2006
1:It's All Over Now Baby Blue 2:Can't Find My Way Home 3:Black Magic Woman 5:Knockin' On Heaven's Door 6:Truth 7:To Love Somebody 8:Politican 9:St. James Infirmary 10:Medley: Whole Lotta Shakin'/Kansas City Blues 11:Who'll Stop The Rain 12:You Don't Love Me 13:Cold Lady 14:29 Settembre
Joachim P. Brookes, 23.02.2006
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