Ich denke, den Begriff 'Smooth Blues' gibt es noch nicht, denn das, was Rayford auf seiner neuen, der dritten Platte nach "Dangerous" und "Blind Alley", bietet, klingt teilweise sehr elegant und sanft. Weder ist es der harte und schrille Blues Rock, wie er heute oft von bleichgesichtigen Kollegen/innen abgeliefert wird, noch ist es im typischen Terrain von Chicago Blues angesiedelt. Vielmehr vernehme ich jene Eleganz, wie sie zum Beispiel oft von B.B. King gepflegt wurde. Leicht swingend im Rhythmus, Elemente des R&B und Soul - lediglich Gino Matteo an der Gitarre trägt dazu bei, dass die Stimmung auch einmal angeheizter klingt. Ja, eigentlich kann man die Stimmung durchaus als 'soulful' bezeichnen. Und jener Matteo ist es, der von Anfang an mit seinem beherzten, verzerrten und emotionalen Stil für den gewissen Kontrast sorgt.
Das Soulelement wird auch eindrücklich durch das hervorragende "Call Off The Mission", in bester Memphis-Soul-Tradition à la Stax-Records vorgetragen, untermauert - hier noch unterstrichen durch die stimmige Bläserabteilung. So ist der Blues aber doch in einigen Farben abgebildet, vom Delta Blues über den Sound von New Orleans, mit seinen Jazzeinflüssen, hin zum Memphis Soul Blues.
Wem der Name übrigens nicht fremd vorkommt, Sugaray Rayford wurde als Sänger der Bluesformation Mannish Boys bekannt. Geboren wurde er in Texas und wuchs im Umfeld von Blues und Gospel auf, typischerweise als Musiker und Sänger in einer Kirche. Bereits im Alter von sieben Jahren. Armut prägten ihn seine Familie und sein Umfeld, so dass das, was er sehr gefühlvoll vorträgt, seine Quellen hat, somit sehr authentisch ist und nicht nur von Gesangstechnik lebt, sondern auch von gewaltiger Emotion. Die sehr ausdrucksvolle Stimme scheint von B.B. King, Muddy Waters, aber auch von Otis Redding geprägt zu sein.
Letztlich präsentiert uns der Protagonist ganz modernen Blues, stets mit der Tradition im Hinterkopf. So erleben wir eine Palette mit souligem Funk ("Miss Thang"), hier fetzig angemacht durch die Gitarre, und ein wenig Herzschmerz mit "Live To Love Again" - ein Gefühl, das man dem Sänger glaubhaft abnehmen kann. 'Stripped down' erscheint die Musik von "Take It To The Bank", mit akustischer Gitarre, Mundharmonika und Gesang, der unter die Haut geht. Hier tobt im wahrsten Sinne der Blues pur - ein Song, der sich vom Rest der Platte unterscheidet, aber die Essenz des Blues trefflich transportiert. Und hier zeigt sich auch, dass Blues nichts damit zu tun haben muss, traurig und 'blue' zu sein, denn fröhlich geht die Musikergesellschaft miteinander um. Ja, ein ganz toller Song!
Bei "Call Off The Mission" spürt man die Professionalität aller Musiker - dieses herrlich agierende und federnde Schlagzeug, die weiche und lässige Unterstützung durch Bass und Keyboards, dazu die perfekt sitzenden Bläsersätze, die durch die gut arrangierten Background Vocals noch untermalt werden. Die beiden letzten Songs sind langsam und leiten so absolut entspannt aus. Ganz besonders verführerisch wirkt "Slow Motion", mit lasziver und dezent jazziger Note.
So endet ein Bluesalbum der modernen Art und ein Beweis, dass Blues auch elegant und dabei überzeugend in der Aussage und im Feeling sein kann. Eine ganz hervorragende Platte, die eindeutig Anlass für einen dicken Tipp gibt!
Line-up:
Sugaray Rayford (lead vocals)
Gino Matteo (guitar)
Ralph Carter (bass)
Lavell Jones (drums)
Allan Walker (tenor sax)
Gary Bivona (trumpet)
Leo Dombecki (keyboard)
Jade Bennett (backup vocals)
Zara Davis (backup vocals)
Rachele Quiogue (backup vocals)
John Thomas [JT] (keyboards)
Bob Corritore (harp)
George Pandis (trumpet)
Bill Bixler (baritone sax)
Tracklist |
01:Southside of Town (5:19)
02:Miss Thang (4:46)
03:Live To Love Again (4:45)
04:Texas Bluesman (5:23)
05:Take It To The Bank (4:24)
06:Call Off The Mission (4:56)
07:All I Think About (3:39)
08:Take Away This Blues (4:01)
09:Slow Motion (6:54)
(all songs by Rayford & Carter, except #4 by Rayford)
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