Fast im Jahresrhythmus legt Dänemarks führender Blues-Rocker
Thorbjørn Risager 2010 sein mittlerweile fünftes Album vor. "Track Record" wurde in Kopenhagens Medley Studios von
Lars Skjærbæk produziert - verfügt also über eine exzellente Reputation.
Risagers Blues ist extrem 'schwarz', mit viel R&B, Soul und Chicago Blues. Sein Gitarrenton ist als eher klassisch-konservativ zu bezeichnen, die Vocals sind rauchig und voll intensiver Emotionen.
Roger Chapman oder die
Commitments kommen einem unwillkürlich in den Sinn. Die Bläsersätze sind omnipräsent und prägen die Songs zusätzlich schwarz wie 'Laddwersch', wie man im Süd-Westen zu sagen pflegt. Solche Musik funktioniert vor allem in verrucht-verrauchten Spelunken, die leider durch gnadenlose Gesetzgebung auf dem Blauen Planeten nahezu ausgerottet worden sind.
Rau und ungezügelt kommt bereits der Opener, " Rock'n'Roll Ride", daher. Das
Chapman-Timbre kommt der Nummer entgegen, die Bläser swingen und unwillkürlich beginnt man, mit den Fingern zu schnippen. "Baby Please Don't Go" wurde von
Big Joe Williams bereits 1935 geschrieben. Die unterschiedlichsten Künstler, wie
Van Morrison,
AC/DC,
Aerosmith und
Ted Nugent, haben diesem Klassiker schon neues Leben einzuhauchen versucht. Die Bläser in
Risagers Version geben der rauen Nummer einen schönen Schliff. Spärlichst ist "Let's Go Down" arrangiert: eine Akustische, ein Upright Bass, eine schnaufende Harp, irgendwo klimpert ein Piano - es ist diese Einfachheit, die diesem Song fast eine hypnotische Dimension verleiht. "You Walked Right In" rockt kurz, knapp und eingängig durch die Gehörgänge. Swingende Bläser in "7 Steps To Heaven", von Drummer
Martin Seidelin komponiert, lassen Erinnerungen an die
Blues Brothers und munter köchelnden Chicago-Blues aufkeimen.
Die leise Ballade "Stand Beside Me" ist erneut eine minimalistisch angelegte Nummer, die die souligen Vocals cremig in den Vordergrund treten lassen. Der Song steigert sich ständig bis zu einem formidablen Finale. "Eyes That Turned Away" hält diese Spannung locker aufrecht. Auffällig ist, dass
Risager die Solopassagen niemals ausufern lässt - die Songs sind sehr strukturiert und dicht arrangiert. "Rhythms Of The Night" mag manchen an
Luther Allisons Heldentaten erinnern. Swingender Jazz macht aus "I'll Be Moving On" eine Stimmungskanone, bevor mit "Bells Of Joy" das Tempo noch einmal gedrosselt wird. Dieser mächtige Blues-Rocker versetzt den Schreiber, ähnlich wie bereits "Let's Go Down", förmlich in Trance ... besser als jedes 'Rauchkraut' ... 6:30 sind einfach nicht genug ... so eine Nummer dürfte niemals enden!
Der gewiss hervorragende 'Blues-Jahrgang' 2009 wird locker ins neue Jahrzehnt geführt. Thorbjørn Risagers "Track Record" könnte im Olympia-Jahr durchaus auf das 'Treppchen' gelangen ... wenn, ja wenn da nicht die recht bescheidene Spieldauer wäre. Sorry Thorbjørn, aber vierzig Minuten, ein gerade mal zur Hälfte gefüllter Datenträger, sind einfach nicht genug. So mag diese Klasse-Scheibe als Appetizer für das kommende Album dienen. Den Risager sollte man unbedingt auf der Rechnung behalten.