Tommy Roe / Devil's Soul Pile
Devil's Soul Pile Spielzeit: 31:03
Medium: CD
Label: Airebelle Records, 2012
Stil: Pop

Review vom 23.08.2012


Wolfgang Giese
Viele Ältere werden sich noch an "Sheila" (1962) erinnern, jüngere vielleicht noch an "Dizzy" (1969). Ja, das waren Hits des am 9. Mai 1942 in Atlanta, Georgia, geborenen Sängers Tommy Roe. Nun ist mit "Devil's Soul Pile" ein neues Album erschienen und es ist naheliegend, genau diese Musik zu erwarten, wie er sie damals spielte, denn das Wort 'Comeback' liegt in der Luft. Man hat auch schon lange nichts mehr von ihm gehört. 1986 wurde er in die Georgia Music Hall of Fame aufgenommen, aber über Plattenveröffentlichungen ist seit den späten Siebzigern nichts mehr zu finden.
Nun denn, ein Comebackversuch also und gar nicht einmal so schlecht. Auf den Punkt gebracht: Das ist weitestgehend ruhige Popmusik, teilweise an das erinnernd, was Dion (DiMucci) 1989 mit seinem Album "Yo Frankie" vorlegte. Dann gibt es den einen oder anderen Schuss Country Pop, aber meistens bleibt es ruhig und harmonisch. Tommy ist entspannt und nicht immer sehr kraftvoll, aber er vermag seinen Songs Leben einzuhauchen - bei den ruhigen Titeln passt es am besten.
Der eine oder andere Song gefällt mir nicht unbedingt. So klingt "That's When She Ran Out Of Time" wie eine Mischung aus zuviel 'Kleister-Keyboard' und einer dazu netten 'Twang-Gitarre', die Mischung spricht nicht an und klingt etwas amateurhaft. Die Angaben auf der CD geben nichts zu den Mitmusikern her; neben Keyboards, Gitarren und Bass spielt auch mal ein Akkordeon, wie auf der fast schon schmalzigen Ballade "Remember". Die Liebste möge sich doch erinnern, wie alles mit einem Kuss begann und wie es doch war, im Dunkeln zu tanzen und dem Ruf des Herzens zu folgen... So tupft neben dem Akkordeon die zaghaft gespielte Gitarre noch ein wenig mehr Romantik in die Szene.
Überhaupt sind es Lieder über viel Herzschmerz, unerfülltes Verlangen, Verzeihen, Fernbeziehungen und über die Kraft der Liebe ("Love For My Woman"). Alles in ein nicht zu opulentes Gewand gepackt und auch nicht unbedingt packend in der Intensität. Der Titelsong ist inspiriert durch tägliche Nachrichten über Gewalt in der Nachbarschaft und in den Städten. Ein Lied mit einer hoffnungsvollen Botschaft, zu der Tommy hier löblicherweise aufruft. Hier ist es die 12-String-Gitarre, die mein Herz erfreut, und ich betrachte diesen Song unabhängig von seiner Aussage als gelungensten dieser Kollektion neuer Stücke. Ja, kein Remake von "Sheila" oder "Dizzy" und das rechne ich ihm hoch an!
Zusammengefasst ist das hier Musik mit einer freundlichen Ausstrahlung, die auch eine gewisse Wärme ausstrahlt. Ein paar starke Songs - der erste, der dritte und der letzte vorweg - sind dabei und einige Hänger ebenfalls. Es ist insofern sicher kein Highlight des Jahres geworden, aber auch kein Flop, gerade unter dem Gesichtspunkt des Comeback-Versuchs.
Ich denke, die Weichen sind für weitere Produktionen gestellt, denen ein wenig mehr Professionalität, wenn es denn in Richtung Pop gehen soll, gut täte. Denn einige Titel wirken ein wenig verloren und könnten etwas Schliff gebrauchen. Betrachte ich die aus meiner Sicht gut gelungenen Songs, dann überwiegt dieser Anteil und das ist doch schon einmal gar nicht so schlecht. Bei einigen sind ebenfalls gute Ansätze im Arrangement zu verzeichnen, die man ausbauen sollte - man beachte hierzu den kleinen Hauch von Phil Spector bei "Without Her"!
Line-up:
Tommy Roe (vocals, guitar)
Die anderen Musiker sind unbekannt!
Tracklist
01:Memphis Me
02:It's For You I'm Me (featuring Melissa Hooker)
03:Water Underneath My Burning Bridge
04:What If's And Should Have's
05:Remember
06:Without Her
07:That's When She Ran Out Of Time
08:Love For My Woman
09:Devil's Soul Pile
(all songs written by Tommy Roe,
except #3 by Tommy Roe and Billy Cioffi)
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