Die Aufmachung kann sich sehen lassen. Das Booklet ist 28 Seiten stark. Die Songtexte sind zum Studieren und Mitsingen abgedruckt. Spacige und phantastische Illustrationen visualisieren die Songinhalte. Die Ideen der Künstler sind durchweg erwähnenswert. Das "Starship Of Dawn" ist eine E-Gitarre, die auf einem ruhigen Ozean dahinschippert. "Starlight" und "E Lucevan Le Stelle" werden durch einen Sternenhimmel mit einer Akkretionsscheibe oder einer Spiralgalaxie dargestellt. Ein Bonus Video Track ist in Gestalt von "Cry Of The Night beigefügt."
Uli Jon Roth war natürlich nicht der Erste oder gar der Einzige, der sich an der Symbiose von Rock und Klassik versucht hat. Die Beispiele dafür sind mannigfaltig und die Nieten darunter ebenso. Man denke nur an
Metallicas verzweifelte Versuche mit "S&M", bei dem ein Sinfonieorchester mitspielen durfte. Als weitaus positivere Beispiele sollen
Waltari mit ihrer "Death Metal Symphony In Deep C" genannt werden oder
Rages "Lingua Mortis".
Uli Jon Roth liegt mit "Sky Of Avalon" irgendwo dazwischen.
Inspiriert, engagiert und einfallsreich ist dieses Album schon. Vielleicht aber auch ein bisschen zu überladen einerseits und nicht konsequent genug andererseits. Was ist damit gemeint? Überladen in dem Sinne, dass die Arrangements manchmal zu sehr in die
Rondo Veneziano -Ecke abdriften, so mit lahmen Schlagzeug und weihnachtlichem Glocken - Ambiente. Insbesondere ist das bei "Bridge To Heaven" und "Starlight" festzustellen.
Inkonsequent dahingehend, dass man an der einen oder anderen Stelle wirkliche, kraftvolle Opernsänger herbeisehnt, weil
Michael Flexig doch zu sehr an den Grenzen des für ihn Möglichen operiert. Mit dieser Umschreibung kommt er gut weg; andere würden schreiben: "Er bricht sich zuweilen echt einen ab". Auch dafür ist als Beispiel "Starlight" zu nennen und auch "Starships Of Dawn".
Super wird es allerdings immer dann, wenn der Meister in die Saiten greift. Bei den klassischen Läufen wird dem Musikfan ganz warm ums Herz. E-Gitarre oder Violine, will man sich bei dem Solo in "Pegasus" fragen. Uli bringt die hohen und die höchsten Töne mit einer euphorisierenden Brillanz.
Der Chorgesang ist ebenso professionell wie die Cello- und Violinsequenzen. Sie wirken an keiner Stelle aufgesetzt, sondern würzen die Arrangements mit den nötigen Inhalten. Warum Uli trotzdem soviel Keyboards einsetzt, bleibt wohl sein Geheimnis. Bei "Sky Valley" ergänzen sich die elektronischen und klassischen Instrumente zwar ganz gut, trotzdem wäre eine rein orchestrale Interpretation interessanter gewesen.
Alle Musikfans, denen "S&M" zu banal und die "Death Metal Symphonie In Deep C" zu extrem war, sollten mal "Sky Of Avalon" anchecken. Gelegenheiten für diese Platten werden immer wieder kommen. Vor Weihnachten oder der neue "Eschbach" sind wohl in schöner Regelmäßigkeit dabei.