Reija ist der Bandleader und ein Schlagzeuger aus Katalonien.
Mit abwechslungsreichem Spiel, von Swing bis Rock, gestaltet er ein festes Gerüst für seine beiden Mitstreiter an Gitarre und Bass. Behutsam und ein wenig geheimnisvoll tastet sich der erste Song voran, bis er nach etwas über drei Minuten eine endgültige Form anzunehmen scheint. Vorab grummelt im Hintergrund eine verzerrte Gitarre, die zunächst klingt, als wäre ein Wackelkontakt im Kabel, doch dann formiert der serbische Gitarrist Jevtovic ein Solo, das zu unterhalten weiß. Über der Begleitung des druckvollen Basses baut er innovative Ideen auf, die vom Einsatz der Technik gut unterstützt werden.
Reija trommelt nicht nur gradlinig, sondern weiß auch durch Polyrhythmik zu überzeugen, und zusammen erzeugen die drei Musiker ein Fusion-Feuerwerk erster Güte. Gitarre-Bass-Schlagzeug - da fallen mir in diesem Genre aktuell Produktionen von Larry Coryell, Lenny White, Victor Bailey ein ("Electric", "Traffic"). Aber jene sind dann doch eher der traditionellen Gestaltung des Jazz Rocks verpflichtet und bringen trotz hohen musikalischen Könnens nicht die Erleuchtung, wie es die drei Künstler dieses Albums zelebrieren.
"Macroscope" bietet frei schwebende Gitarrenkaskaden, die mit brachialer Verstärkung so etwas wie einen Ambient-Sound verbreiten, jedoch jeweils nur als Zwischenspiel, bevor die Mitstreiter wieder eingreifen und der Titel eine betörende Wirkung entfaltet. Reija trommelt in der Regel recht hart und klingt eher wie ein Rock- denn ein Jazzdrummer. Somit lenkt die Musik auch eher dorthin. Kollegen wie Billy Cobham oder Lenny White trommeln halt eleganter.
Und meinen Lieblingsschlagzeuger, in diesem Fall vergleichend im Fusionbereich - Tony Williams - kann Xavi auch nicht von meinem persönlichen Spitzenplatz verdrängen.
Es ist vielmehr auch vorwiegend der Gesamteindruck der Musik, der aufhorchen lässt. Eben weil hier nicht die gängigen Schemata bedient werden, aus denen die Drei auszubrechen versuchen. Vorgelegt werden gute Ideen im Bereich
Fusion/Jazz-Rock modernen Anstrichs, ohne plump die Siebziger zu kopieren
Und das ist heutzutage angesichts der vielen Vorgaben sehr vieler Musiker aus jener Zeit gar nicht so einfach. Als Hörempfehlungen sind vor allem die längeren Titel zu nennen, in denen hörbare Entwicklung nachzuvollziehen ist, grandios also "Dreamer" und "Gravity"! Der Gitarrist zeigt hier eine sehr interessante Variante dessen, wie man mit der Gitarre als einzigem Soloinstrument einen Spannungsbogen höchsten Grades erzielen kann, ohne ausschließlich auf bekannte alleinige Solomuster zurückzugreifen. Denn Jevtovic gestaltet, führt die Hörerschaft an der langen Leine und versteht es, faszinierend an den Nerven zu zerren als auch zu erzwingen, voll gespannter Erwartung konzentriert zuzuhören, wie sich der Song weiter entwickeln wird. In einigen Passagen wird hier sogar die Rolle des Bassisten hintenan gestellt. Doch ist es Hernandez, der die 'Ausflügler' oft genug auf den Boden der Realität zurückholt und die Musik mit funkendem Anstrich erdet, mit einem satten Groove. Dieses ist ein großartiges Trio, und meine anfänglichen Bedenken, dass hier möglicherweise wieder '08/15' geboten wird, zerstreuten sich rasch und wichen einer fetten Begeisterung.
Im Verlauf vieler Stücke entwickelt sich die Musik, schwebende Momente suchenden Ausdrucks formieren und gestalten sich zu einer Gradlinigkeit, die im nächsten Moment schon wieder brüchig sein kann. Suche, die Ergebnisse erfährt, Fragen, die beantwortet werden, doch stets neue aufwerfen, Musik, die nicht nur sich selbst entwickelt, sondern auch den/die Hörer/in in diese Entwicklung mit einbeziehen kann und somit diese in die Dreiergespräche einbindet. Sehr gelungen!
Line-up:
Xavi Reija (drums and percussion)
Dusan Jevtovic (guitar)
Bernat Hernandez (bass guitar)
Tracklist |
01:Flying To Nowhere (7:38)
02:Macroscope (5:57)
03:Shadow Dance (5:22)
04:Dreamer (9:54)
05:Abyss (4:28)
06:The Land Of The Sirenians (4:55)
07:Unfinished Love (4:44)
08:John's Song (6:24)
09:Resolution (7:00)
10:Gravity (11:39)
11:Welcome To The End (8:52)
(all compositions by Reija, except # 4, 6, 9, 11 by Jevtovic,Hernandez/Reija)
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Externe Links:
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