Schon der Titel des Albums "Supermihl & Superfriends" sagt aus, dass sich der deutsche Gitarrist Andy Susemihl, der seit Mitte 1994 in Los Angeles lebt, hier selbst, zusammen mit ausgewählten musikalischen Freunden, auf einem Tonträger verewigt hat. Dazu gehört, man höre und staune, auch ein Richie Kotzen! Der Name allein bürgt schon für hohe Qualität, aber auch Rafael Morena dürfte kein Unbekannter sein, immerhin hat er schon mit Pink und Christina Aguilera zusammen gearbeitet. Ob man aber seine weiteren 'Freunde', wie die Klampfer Oswin Ottl und Christian Tolle, sowie den Drummer 'Günne' Günter Wiedemann kennen muss, erscheint mir eher zweifelhaft.
Der ein oder andere wird sich nun fragen, wer ist dieser Andy Susemihl? Sein Steckbrief lässt einen schon Mal in Staunen versetzen. Schließlich hat er sich die Bühnen mit Rock-Ikonen wie Ozzy Osbourne, Deep Purple, Guns N'Roses und Lita Ford geteilt. In den Tonstudios hat er mit Gitarren-Virtuosen wie Steve Stevens, Steve Vai und Joe Satriani zusammen gearbeitet. Mit U.D.O. und Accept hat er sogar zwei Welttourneen bestritten. Na, wenn das keine Referenzen sind!
Eins vorneweg, es ist ein rein instrumentales Rock-Album, mit dem Susemihl der Musikerwelt beweisen will, dass er ein Gitarrist der Extraklasse ist. So durfte sich sogar ein Kotzen nur in den Akkorden austoben. Daher kommt der Unwissende nicht unbedingt darauf, dass sich hier, außer Andy selbst, auch weitere geniale Klampfer auf der CD verewigt haben. Die Einflüsse von Satriani und Vai sind unverkennbar und damit hat er sich nicht gerade die schlechtesten Vorbilder ausgesucht. Von A bis Z wird man von Breitseiten bedient, die zwar eine sehr hohe Qualität besitzen, aber vermutlich nur die Zielgruppe ansprechen, die die extreme Spielweise an den E-Gitarren bevorzugen. Bei aller Wertschätzung für Susemihl, hätte ich mir zur Abwechslung auch mal eine Ballade oder ne deftige Hard Rock-Nummer gewünscht, die seine durchaus vorhandene Vielfalt unterstrichen hätte. Aber letztlich sind hier nicht die Wünsche des Rezensenten gefragt, sondern das Umsetzen eigener Inspirationen.
Die Songs, jeder einzeln für sich, sind großartig. Er hat das Album mit reichlich Blues Rock, Jazz und metallischen Einflüssen gewürzt und kommt dem amerikanischen Stil des instrumentalen Rock sehr nah. Track 1, 3, 5, 7 und 9 hat Susemihl mit sehr schönen, einprägsamen Melodien bestückt. Satriani lässt grüßen.
In der Gesamtheit des Scheibchens ist Andys Klampferei aber manchmal zu viel des Guten. Da hätte ein Slow-Blues oder eine ansprechende Ballade mal Zeit zum Luftholen gegeben. Das kann aber auch daran liegen, dass er bei Accept und Guns N' Roses nicht gerade in Softgruppen mitwirkte. Auch seltsam, dass er seinen letzten Track mit "Leaving Berlin" betitelt hat, zu Deutsch 'Berlin verlassen'. Da muss ich als waschechter 'Icke' erstmal hinterfragen, wie er das meint. Logisch, dass ich hier nicht auf Textpassagen zurückgreifen kann. Schließlich finde ich beim Final-Track dann doch noch eine Ballade, die er in gut drei Minuten auf einer Akustik-Gitarre zelebriert. Na also, geht doch!
Susemihl hat seinen Traum, ein Album mit seinen Musik-Spezis zu produzieren, erfüllt. Heraus kam ein gutes bis sehr gutes Gesamtwerk, das die Anhänger von gitarrenlastiger Musik sehr zufrieden stellen dürfte. Ein echtes Alternativscheibchen für Vai-, vor allem aber für Satriani-Fans. Im Übrigen hat Andy 2008 noch einen Silberling auf dem deutschen Plattenmarkt veröffentlicht. "King & The Giant" heißt das Album, auf dem Susemihl auch für die Vocals zuständig ist. Dazu hat er sich zwei deutsche Musiker an seiner Seite auserkoren: Bassist Michael Schennach und den Drummer Günter Wiedemann, der schon auf diesem Album seine Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Was für ein Kontrastprogramm, Rafael Morena und Richie Kotzen zu Schennach und Wiedemann. Da bin ich mal gespannt, wie dieses Album klingt!
Line-up:
Andy Susemihl (guitar, bass)
Richie Kotzen (guitar)
Oswin Ottl (guitar)
Christian Tolle (guitar)
Günne (drums)
Tracklist |
01:Akasha
02:Vril 7
03:Pirates
04:6666 B 4 Christ
05:Sunset After Dark
06:Alien Roommate
07:Dreamscapes
08:Won Ton Blues
09:Port Said
10:Hyperactive Dwarfs
11:Leaving Berlin
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