Dass Schweden eine gute Adresse für anspruchsvolle Popmusik ist, ist längst kein
unausgesprochenes Geheimnis mehr.
Eine junge Dame, die sich anschickt den Durchbruch im Haifischbecken
Musikbusiness zu schaffen, ist die 29-jährige Anna Sahlene, bürgerlicher
Name Anna Sahlin. Ihr großer Vorteil vielleicht, dass sie bereits seit Kindesalter
medienerprobt ist, denn neben einigen Filmrollen, bewies sie auch in der bekannten
TV-Serie "Die Kinder von Bullerbü", nach einem Roman von Astrid Lindgren,
ihr schauspielerisches Talent.
Mitte der 90er Jahre begann sie mit ihrem Umzug aus ihrer Heimatstadt Söderham
nach Stockholm, ihre Liebe zur Musik zu entdecken. Sie startete als Backgroundsängerin
und sammelte schon bald ihre ersten Erfahrungen als Frontfrau in einer Band namens
The Rhythm Avenue, feilte aber auch recht schnell an einer Solo-Karriere.
Im Jahr 2000 schien ihr Ziel erreicht. Aber das geplante Album "The Little Voice",
für das bereits drei Videoclips abgedreht waren, die auch recht erfolgreich in den
nordischen MTV-Charts präsent waren, scheiterte am ruinösen Finanzgebaren
ihres Plattenlabels.
Anna ließ sich von diesem Rückschlag nicht unterkriegen und verbuchte als Vertreterin
Estlands beim European Song Contest 2002 einen sensationellen 3. Platz mit dem
Lied "Runaway". Soviel zur Historie.
Mittlerweile steht nämlich ihr Debütwerk mit dem recht passenden Titel
"It's Been A While"; und der bildhübschen Schwedin ist wirklich ein
wunderschönes Popalbum mit dezenten Rockanleihen gelungen.
Der Opener "Do You Really Wanna?" beinhaltet auch sofort das Grundmuster,
nach dem die meisten Stücke gestrickt sind: Melodischer Strophengesang wird
oftmals abgelöst durch temperamentvolle, bombastische (zum Teil leicht
psychedelisch angehauchte) Refrains, durchzogen mit leichten Gitarrenriffs und gut
abgestimmten Harmoniegesängen.
Mir gefällt es besonders gut, wenn sie in ruhigere Gefilde abdriftet. "Blame It On Me"
mit seinem leicht swingenden, souligen Charakter erinnert ein wenig an Kostproben
einer Tasmin Archer. Eine wahre Powerballade ist "Just Another Day", die
hervorragend zu Anna's weicher, heller Stimme passt; die Backgroundvocals lassen,
wie auch bei einigen anderen Stücken, Vergleiche in Richtung SHeDAISY aufkommen,
einer amerikanischen Girl-Group.
Nicht zu vergessen das peppige Titelstück "It's Been A While" und die erste
Singleauskoppelung "We're Unbreakable; beides flotte, gut tanzbare Uptemponummern.
Meine absoluten Favoriten sind allerdings die Abschlusslieder des Hauptteils
"Next Flight" und "Hush Hush". Erstgenannter Song besticht durch wunderschöne
Akustikgitarrenuntermalung, bei dezentem Einfließen lassen von Lead-Gitarren und
Hammondtupfern. Letzteres punktet noch mit einer netten Dobroeinlage, dass sogar ein
Hauch von New-Country-Feeling im Raume stehen bleibt. Übrigens mit ein paar Fiddeln,
Steel- und Dobroelementen hätte man aus dem Werk auch gut und ganz eine Scheibe dieses
Genres machen können. Die poppigen Vertreterinnen wie Shania Twain, die bereits erwähnten SHeDAISY, Lace oder Alecia Elliott, etc. schlagen vom Stil her fast in die gleiche Kerbe. Also, wenn's mal mit der Popkarriere nichts werden sollte, vielleicht mal in Nashville bei Producer Dann Huff vorsprechen..
Als Bonustracks gibt es noch den Grandprixsong "Runaway" und "House" der mit überdrehten, elektronischen Spielereien eher abtörnt, wie auch "The Little Voice", dass
mit seinem kindisch wirkenden Gesang, angesichts Mrs. Sahlene's Persönlichkeitsentwicklung, mir nicht mehr zeitgemäß erscheint.
Alles in allem aber ein sehr gelungenes, abwechslungsreiches Album, dass auf jeden Fall eine
interessante und lohnenswerte Alternative zu den 08-15-Scheiben der omnipräsenten
Popzicken dieser Tage darstellt.
Fazit: Knackiges Mädel, knackige Platte. Keep on popping, Anna!
Spielzeit: 50:16, Medium: CD, B Factory Music, 2005
1:Do You Really Wanna? 2:The Little Voice 3:Blame It On Me
4:No Ordinary Girl 5:Loser 6:Just Another Day 7.We're Unbreakable
8:Don't Call Me Friend 9:Disappear 10:Troublemaker 11:Next Flight 12:Hush Hush
Bonus Tracks 13:Runaway 14:House
Daniel Daus, 03.02.2005
|