Recorded live (außer den Bonustracks) während ihrer 2004er Tour in Frankreich, Belgien und der Schweiz. So steht es im Cover.
Und dann lobt sie auch noch ganz besonders das 'Spirit of 66', auch einer unserer Lieblingsclubs:
"Special thanks to Francis Geron and everyone at the Spirit of 66 in Verviers, Belgium.
Because "The Spirit" is the spirit".
Sie, das ist Beverly Jo Scott und lebt in Belgien - hat aber ganz andere Wurzeln: Jo stammt aus Alabama und dort bekommt man Musik mit in die Wiege gelegt. Musik, die nach Blues und Gospel riecht, die ehrlich und bodenständig ist.
Musik, die den Weg nicht unbedingt in die großen Konzertarenen ebnet. Und auch Jo tingelte erstmal durch Amerika, bis sie Belgien als neue Heimat auserkoren hatte.
Es folgte das Übliche: spielen 'on the road', mal hier und mal dort in einem Club. Ihrer Stimme wegen stieg sie aber bald in den Olymp der gefragtesten Backing Sängerinnen auf.
Ihr eigenes 'Ding' verlor sie jedoch nie aus den Augen und da sie für die Veranstalter immer eine 'Bank' ist, teilte sie die Bühne mit Musikern wie Roger MCGuinn ( The Byrds), Neil Young, Poppy Chubby und James Brown, um nur einige zu nennen.
Als Hommage an ihre neue Heimat und die Menschen dort sind auch ein paar Texte in französischer Sprache und hey, das kommt gut. Mir hat es ganz Besonders "La Poupée Qui Fait Non" von Michel Polnareff angetan. Schon im Original mag ich diesen Song. Und wenn dann, wie hier, aus vielen Kehlen das ""non, non, non, non..." ertönt.....
Aber gleich der nächste Track (auch stellenweise in französisch) "Whisky Blues" lässt den Chansonier vergessen: Ein Blues Kracher aller erster Sahne; dazu 'ne Stimme, die ähnlich verrucht klingt wie Patty Smith an Ostern ("Easter"). Aber es gibt noch einen drauf: eine Gitarre, die nicht einfach gespielt wird, nein, sie wird zum kotzen gebracht! Jo haucht ins Micro, Bass und Schlagzeug sorgen für 'Nahkampf-Feeling' und dann 'bricht' die Gitarre aus den Boxen. Mein lieber Herr Gesangsverein!
Jetzt aber schnell zur ersten CD dieses Doppelpacks.
Mit akustischer, von Jo selbst gespielter, Gitarre geht es los und wunderschönen, harmonischen Gesang bietet "O'Desire" noch obendrauf. Zarte Vocals mit rauer Stimme: das hat was.
Rockig und mit krachender, elektrischer Gitarre dann "Light That Torch". Bluesrock wie er sein soll.
Diese Mischung aus eher 'ruhigeren' Tracks ("Le Sud", "Tennessee Tears" - gar mit Country Touch, "Coquelicots", "Charades", "Lying Still") und den stellenweise rauen Bluesrock-Nummern ("Rip The Sack", "Pocket Change", "Make It Rough") lässt die Scheibe nie langatmig werden.
"Chain Link Fence" geht gar in die psychedelische Ecke. Psycho-Blues quasi *g*. Verhaltener Beginn, doch schnell tauchen diese psychedelischen Gitarrenlicks ins Geschehen, der Rhythmus wird 'fordernder' und dann kommt es: Von Grace Slick hätte ich diesen Titel gerne mal gehört........
"Little Girl" ist ähnlich, matched aber besser mit Frau Smith. Spannend!
Auch CD Nummer zwei beginnt mit akustischer Gitarre und dezenter Begleitung. Das ist passend, weil im Anschluss die McCartney-Nummer "Norwegian Wood" kommt und die wird sehr gefühlvoll und ruhig dargeboten.
"Tolling" lässt Gleiches vermuten, bis die Stimmung aber schnell wechselt: leicht verzerrte Vocals und auch die Gitarre steht dem Gesang nicht nach. Mir kommt good ole Patty wieder in den Sinn.
"Sublime Guérison" ist fast schon Funk-Blues. Jo im Duett mit Gastsänger Paul Personne. Schön hier, die locker, flockig gespielte Gitarre.
Wah-Wah pur adelt "Mona Lisa Klaxon" und treibt den Track wie in Zeitlupe nach vorne. Sphärische Gitarrensoli kommen wie aus dem Nichts und rollende Basshooks geben dem Ganzen zusätzliche Würze.
Blues-Rock wie er sein muss: "My Soul's On Fire" mit diesem spannungssteigernden, ruhigen Mittelteil und viel Platz für eine Gitarrenorgie.
"Twisted" knüpft an, steigert sich rhythmisch aber zum Rock'n'Roll. Dann das Übliche: Die Band wird vorgestellt und alle dürfen mal richtig zeigen, was sie können.
Aus dem Jahre 1995 stammt "One Shot Shy". Live aufgenommen in Brüssel und neben dem "Whisky Blues" mein Fav Nummer zwei. Treibend, harmonisch, Gitarren- und Vocalbetont, man muss einfach mitwippen. Ganz, ganz lecker auch das Fundament aus Bass und Drums bei diesem Bonustrack.
Überhammer dieser Scheibe ist für mich unzweifelhaft Bonussong zwei "10 000 Dragons". Beverly Jo Scott. Live aufgenommen in Skandinavien 1994. Es ist eines dieser Stücke, wo man sich fragt: wie kann man so einen Refrain nur immer wieder erfinden. Logisch, dass auch die Gitarre wieder 'darf' - und zwar ziemlich wild, zurückgeholt nur von dem perfekten Refrain.
23 Tracks sind auf der CD und nicht einer ist daneben. Edel auch der Fold-Out Schuber und wenn es etwas gibt, dass ich vermisse, dann ist es das Booklet. Ansonsten alles très bien.
Spielzeit: 135:48, Medium: Do-CD, DixieFrog Records, 2005
CD 1: 1:O'Desire 2:Ligth That Torch 3:Le Sud 4:Tennessee Tears 5:Chain Link Fence 6:Rip The Sack 7:Coquuelicots 8:Charades 9:Little Girls 10:Lying Still 11:Pocket Change 12:Make It Rough
CD 2: 1:Great White Ghost 2:Norwegian Wood 3:Tolling 4: Sublime Guérison 5:Mona Lisa Klaxon 6:My Soul's On Fire 7:Twisted 8:La Poupée Qui Fait Non 9:Whisky Blues 10:One Shot Sky (Bonus Track) 11:10 000 Dragons (Bonus Track)
Ulli Heiser, 12.04.2005
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