Wie steht es um einen Menschen, der die Elvis-Hysterie nur als Kleinkind und demnach nur unbewusst mitgekriegt hat, für den ein Lied wie "Rock Around The Clock" von Bill Haley der reinste Horror ist, der keine Scheibe der Stray Cats so richtig kennt, und dem die Rockabilly-Ansätze der Mavericks schon zu viel des Guten sind, wenn er plötzlich Brian Setzers neustes Werk "Ignition" zu beleuchten hat?

Überforderung wäre, gelinde gesagt, echt untertrieben.
Und wirklich, ich gebe es vorweggenommen offen zu, Werke dieser Dimension lösen bei mir eine Art, von Ohnmacht geprägte Hilflosigkeit aus. Aus meiner Sicht scheint Setzer mit seinen Songs auf hektisch, überdrehte Art und Weise, z.T. selbstironisch und provokant, Rock'N'Roll, Blues, Country, Swing, Elvis-Schmalz, Latinotöne und sonstiges Allerlei zu persiflieren.

Seinen Gipfel findet das Ganze im finalen Instrumental Malaguena, einem Flamenco-Gitarrengeschrammel der Sonderklasse, bei dem dem normalsterblichen Hörer einmal mehr Nerven wie Drahtseile abverlangt werden.

Einen positiven Eindruck hinterließen bei mir das simple Rock'N'Roll-Stück 5 Years, 4 Months, 3 Days, die Homage an das Jahr 1959, das auch aus der Feder von John Hiatt stammen könnte, sowie "Who Would Love This Car But Me?", das man mit viel Wohlwollen auch in Georgia Satellites-Bereiche interpretieren kann.

Da die CD eine nicht zu leugnende Dynamik und Konsequenz in sich birgt, kann ich mir ganz gut vorstellen, dass einige Songs live, in entsprechender Atmosphäre und dem richtigen Publikum, ganz gut rüberkommen könnten.

Bleibt mir nur noch mein Abschlussfazit:
"Ignition" ist sicherlich ein Muss für alle Setzer-Hardliner und R'n'R-/Rockabilly-Liebhaber, beim Country-Man der RockTimes ist der Funke jedoch leider nicht übergesprungen.