Santana / 15.07.2013, Kunst!Rasen, Bonn
Kunst!Rasen Bonn
Santana
Support: Gary Clark
Kunst!Rasen, Bonn
11. Mai 2013
Konzertbericht
Stil: Rock
Fotos: © Alessa

Artikel vom 13.08.2013


Carlo Reßler
Über zehn Jahre lang galt der Bonner Museumsplatz als das Mekka herausragender Openair-Veranstaltungen in der Beethovenstadt. Nachdem die Fördergelder für die Sommerevents vor einigen Jahren leider gestrichen wurden, fand der unermüdliche Bonner Veranstalter Ernst-Ludwig Hartz mit einigen Mithelfern und viel Engagement, in Eigenregie eine neue Openair-Location in der Stadt, die später Kunst!Rasen getauft wurde. Eine kleine Stadtoase: Verkehrsgünstig, wunderschön im Grünen und direkt am Rhein gelegen.
Gary ClarkBei angenehm warmer Sommersonne nebst kleiner Brise vom Fluss her, also eine perfekte Kulisse für einen herausragenden Konzertabend mit einem der besten Gitarreros dieses Planeten. Denn die wahre Magie von Carlos Augusto Alves Santanas Musik erlebt man natürlich am besten live. Wovon sich die fast 8000 Besucher auf dem satt gefüllten Openair-Areal gerne selbst überzeugen wollen.Gary Clark Als kleines Bonbon vorab hat der mexikanische Ausnahmegitarrist für diesen Abend seinen sehr talentierten texanischen Blues Rock-Kollegen Gary Clark jr. eingeladen. Mit treibenden Rhythmen und ausdruckstarken Songs bereitet dieser mit seiner Band dem dicht gedrängten Publikum ein überaus stimmiges Warm-up für den nachfolgenden Latino-Maestro. Gary Clark entpuppt sich mit seinem Spiel als echtes Blues-Juwel an der elektrischen Gitarre, von dem sicher in Zukunft noch viel Gutes zu hören sein wird!
SantanaUm Punkt 19:30 Uhr erklingen dann Gitarrentöne über dem Platz, bei denen jeder nach wenigen Akkorden sofort weiß, wer sie spielt. Mit "Toussaint L'Ouverture" setzt Carlos Santana samt zehnköpfiger Band ein erstes, deutliches Ausrufezeichen, eine luftige afro-kubanische Tanzaufforderung. Und der treibende Latino-Rhythmus mit dem unverwechselbaren Gitarrenspiel springt direkt, unmittelbar und völlig mühelos auf die Fans über. Mehr und mehr geht deren leichtes Wippen vor der Bühne schon jetzt in immer lockerere Tanzbewegungen über. Im Gegensatz zum Konzert beim Tollwood-Festival wenige Tag zuvor in München, wo er sehr wortkarg auftrat, ist Santana an diesem Abend ziemlich kommunikativ und gut gelaunt. Ausdrücklich lobt er Gary Clark aus dem Vorprogramm, grüßt »the beautiful people from Bonn« und schnürt nebenbei mit "While My Guitar Gently Weeps" und "Let Me Be Misunderstood" ein rundes Song-Potpourri. Es folgen sehr lang gezogene Basstöne mit einigen scheinbar wahllos gezupften Akkorden, diese Linien münden wie zufällig in eine weltweit bekannte Keyboard-Ouvertüre, das Intro zum gefeierten souligen Evergreen "Black Magic Woman".
SantanaGewohnt lässig Kaugummi kauend und dabei stets den Ton angebend, rollt der neunfache Grammy-Gewinner nun jenen bekannt voluminösen Klangteppich aus, der seinen Sound seit über 45 Jahren so unverkennbar macht. Zeitlose Klassiker wie "Oye como va", mit fast Schwindel erregendem Gitarrensolo, oder die Ballade "Smooth" sorgen bereits früh dafür, dass der Kunst!Rasen kocht und kein Bein im Publikum mehr still bleibt.
SantanaDer Altmeister versteht sich an diesem idyllischen Sommerabend öfter als konzentrierter Teamplayer im Hintergrund und gibt seinen Mitmusikern, die allesamt ganz vorne in der A-Bandliga spielen, sehr viel Raum für individuelle Soli. Fast jedes Instrument und auch der Gesang ist in dieser Extraklasse-Formation doppelt besetzt. Besonders der in seiner Spielart unvergleichliche Raul Rekow an Congas und Perkussion liefert sich mit Partner-Perkussionist Karl Perazzo zuweilen einen schier unermüdlichen Schlagabtausch. Dem will Drum-Routinier Dennis Chambers hinter seiner Burg natürlich nicht tatenlos zusehen. Völlig cool grinsend setzt er in minutenlangen Soli, mit seinen Sticks und Bassdrums, donnernd Himmel und Hölle in Bewegung. Auch der geniale Bassist Benny Rietveld gehört mit Sicherheit ganz nach oben in den Gitarrenhimmel. Mit lässiger Fingerfertigkeit galoppiert er mit seinem Tieftöner mal gefühlvoll funky, mal rasend schnell durch die Weiten der musikalischen Prärie.
Santana                  Santana
Und der Leader selbst? Unermüdlich, stets die Saiten fest in der Hand und doch nicht überdominant, zelebriert Santana in perfekter Harmonie mit seiner Band einige Kostproben seines neuesten Instrumentalalbums "Shape Shifter" sowie ein 'Best-of' seines langen Schaffens mit den für seinen warmen Sound typischen, ausufernd hoch und lang gezogenen Akkorden.Santana Und lässt dabei seine Finger scheinbar mühelos über die Griffbretter der verschiedenen Gitarren spazieren: mal rasend schnell, filigran und ausdrucksstark, mal betörend bluesig oder als sanft dahin fließender Latinosound. Sein berühmter Popchart-Song "Maria Maria" wird in Bonn in neuer Akkustikform, mit Congas, Rap und spannendem Gitarrensolo kredenzt. Maximales Feeling und exzellente Gitarrenkunst zum Zungeschnalzen, die besonders in Live-Versionen von "Europa", oder "Jingo", dem Klassiker "Gipsy Queen" und dem fantastischen "No One To Depend On" offenbar wird.
Zwischendurch spricht er zum Auditorium über Liebe und Licht - die Liebe, die im bewussten Einatmen des Lichtes jetzt unmittelbar in jedem Einzelnen entstehen kann. Natürlich darf hier der melancholische Lovesong "Corazón Espinado", der 'Stachel im Herz', nicht fehlen.Santana Es folgen scheinbar improvisierte Zitate aus den Musicals "Rosaroter Panther", eine kurze Bluesvariation von "Mary Poppins" und ein jaulendes Gitarrensolo im Klassiker "Evil Ways". All das geht bei südamerikanisch-sommerlichem Openair-Feeling mächtig ab und so hat der Maestro und seine Band das restlos begeisterte Auditorium nach weit über zwei Stunden Spieldauer, voller Rhythmen und Riffs, fast müde gespielt. Und er dankt gerührt am Ende eines atemlosen, großen Konzerts den tosend applaudierenden Fans: »Muchas gracias - ohne euch wäre ich gar nicht hier«! Stimmt, doch ohne ihn wäre die Musikwelt um so vieles ärmer. Deshalb zum 66. Geburtstag am 19. Juli ein dickes Viva Carlos Santana.
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