Das Cover hat nicht recht, dieses sind keine Platten von Santana, hier nennt er sich eindeutig Devadip Carlos Santana. Warum auch immer das unterschlagen wurde, wer weiß ...
Diese drei Veröffentlichungen aus den Jahren zwischen 1974 und 1980 spiegeln die spirituelle, die religiöse Seite des Musikers wider.
Auf der ersten Platte des Dreierpacks ist er nicht allein, denn die Witwe des zu diesem Zeitpunkt bereits seit sieben Jahre verstorbenen Jazzmusikers John Coltrane, Alice Coltrane, hilft ihm bei seiner Mission, die unter dem schützenden Mantel von Sri Chinmoy stand, der mit John McLaughlin, oder besser Mahavishnu John McLaughlin damals eine weitere Berühmtheit unter seine Fittiche genommen hatte.
Daher: "Devadip Carlos Santana, Turiya Alice Coltrane - Illuminations"
so ist der korrekte Titel dieser Platte aus dem Jahr 1974.
Nach der bereits vorgelegten Widmung an John Coltrane mit der Platte "Love Devotion Surrender" nun eine weitere spirituelle Hinwendung zu diesem großartigen Jazzmusiker.
Was liegt da näher, als die Witwe, Alice, zu beteiligen?
Eigentlich ist es Sri Chinmoys Musik, oder seine Botschaft, die hier musikalisch umgesetzt wird.
Es ist mehr breit ausgelegte Atmosphäre als einzeln erkennbare Titel.
Eine gewisse Ruhe, und Beschaulichkeit werden verbreitet, die Spiritualität wabert.
Alice Coltrane hat auch stets versucht, den Geist ihres Mannes am Leben zu erhalten, teils mit romantischen Klängen, eine Art Synthese aus Jazz, Rock und klassischer Musik.
Drei langgezogene »Ohm« wollen uns sogleich in eine meditative Stimmung versetzen, die dann von einer Flöte aufgenommen wird.
Charlie Haden am Bass und der einsetzende 'Wall Of Strings' bilden die Grundlage für Carlos' ersten Auftritt, und die Becken des Schlagzeugs rauschen dazu. Diese Musik fließt einfach, da ist kein Anfang und da ist kein Ende. Wie aus dem Nichts erscheinen Harfenklänge, in der oberflächlich scheinenden Eintönigkeit ist viel Abwechslung.
Ja, bei diesem Stück schwingt möglicherweise der Geist John Coltranes mit, wenngleich auch weiter transportiert durch seine Witwe Alice und eher angesiedelt in Musik, wie das Erbe durch Pharoah Sanders weiter verbreitet wurde. Das klingt sehr ähnlich dem, was Alice und Pharoah zusammen produziert haben, damals, nach Johns Tod.
Der elektrische Carlos Santana könnte hier grundsätzlich wie ein Fremdkörper wirken, doch ist er sehr gut integriert und so ordnet er sich weitestgehend dem spirituellen Charakter der Musik unter, das ist kein Rockalbum.
Die Gitarre wird geräumig eingesetzt, lang gezogene Noten mit Feedback verschmelzen mit den Streichern zu einem flächigen Sound.
Fast nahtlos beginnt Track drei, "Bliss:The Eternal Now". Über dem scheinbar gedankenverloren agierenden Santana schwirren die opulenten Streicherarrangements, wie ein ganz großer Soundtrack zu 'ganz großem Kino'.
"Angel Of Sunlight", das ist dann der 'Haupttitel', Sitarklänge bringen ein stark orientalisch-indisches Flair in die Musik.
Schon weist die Tabla den Weg, das Stück, geleitet von melodischen Gitarrenläufen, scheint sich langsam entwickeln zu wollen.
Und gleich nach der langen Einleitung, erscheint die erste, irgendwie greifbare Struktur der Musik, Charlie Haden nimmt ein kurzes Thema auf, die Drums setzen ein und Santana drängt nun mit ausgedehntem Sustain nach vorn. Das klingt wie seine Band, die eine kräftige 'Jazz-Spritze' bekommen hat, es swingt frei und treibend, für mich das 'Kernstück' dieser Platte! Das Schlagzeug lässt nun dem Saxofonsolo von Broussard freien Lauf, es wird freier. Jetzt entwickelt sich Energie, Coltrane übernimmt mit ihrem für heutige Verhältnisse antiquiert klingenden Keyboard und bringt Jazz Rock-Feeling mit ein, der Drummer treibt nun noch mehr. Klasse, was da gerade geschieht..., jetzt der Mahavishnu dabei und es wäre noch mehr abgegangen!
Langsam löst sich das Stück auf und wird freier, Carlos übernimmt, die Sitar setzt erneut schwebende Akzente, das ist die Rückkehr zur Einleitung. Leider wird dann ausgeblendet, das ist schade und bedauerlich. Ein Klavierakkord mit Streichern läutet das Finale ein, der Titelsong steht an, mit sehr viel Pathos, das kommt auch schon wieder wie Filmmusik.
Und nun: "Oneness"
Ein Glöckchen, schon wieder »Oooooohm«, Beifall ertönt, live??? Ja, die Titelfolge ist eine Mischung von Live- und Studiostücken, so brandet dieser Beifall immer wieder einmal zwischendurch auf.
Mit Meditation ist dann aber schnell vorbei, das klingt wie der typische Jazz Rock jener Tage, doch klare Strukturen scheinen auch hier Fehlanzeige, die Stücke sind fast alle sehr kurz und schnell, die Platte macht den Eindruck einer Suite, "Jim Jeannie" als Bestandteil ist ein klarer Jazztitel mit starkem Swing und Jazz Rock-Elementen.
Nach einigen Nummern bereits fällt auf, dass ein Musiker hier offensichtlich auch starken Einfluss hinterlassen hat: Das ist der Drummer Narada Michael Walden. Sein typisches Spiel bestimmt einzelne Passagen einiger Stücke sehr stark.
"Silver Dreams Golden Smiles", dann ein Gesangsstück, eine Ballade, vorgetragen mit pathetischem Ausdruck und einem Anflug von 'Lounge', viel Streicher und ein zurückhaltender Carlos mit einem ruhigen Solo.
Zusammenfassend ein einerseits relativ untergegangenes Album, andererseits aber auch verständlich, sind doch die starken Momente in der Unterzahl. Einige interessante Songs wie "Cry Of The Wilderness" sind einfach zu kurz und scheinen irgendwie dazwischen gestreut.
Für mich 'weder Fisch noch Fleisch', die Suite-Atmosphäre will sich einfach nicht einstellen, etwas mehr Struktur hätte dem Album gut getan.
Und was kommt nun noch?
"Swing Of Delight":
Gleich mit dem ersten Track zeigt uns Carlos, wo es lang gehen wird - Jazz Rock anno 1980. Es fällt sofort auf, wer die Trommelstöcke schwingt: Kein anderer spielt so wie er - Tony Williams! Leider ist er nur auf zwei weiteren Nummern vertreten, aber für mich 'lohnt' sich die Platte eigentlich schon wegen dieser drei Einspielungen.
Herbie Hancock klingt hier etwas wie Stevie Wonder auf dem Keyboard. Auffällig ist, dass der Guru Sri Chinmoy doch tatsächlich unter die Komponisten gegangen zu sein scheint, denn drei Songs stammen von ihm, und sie klingen, als hätte sie ein typischer Jazz Rocker jener Tage verfasst.
(Seelenwanderung?)
Wayne Shorter ist ein tragendes Element des elegant schwebenden "Love Theme From Spartacus", Ron Carter und Harvey Mason geben ihm Drive, ganz wunderbar - das ist eine ' Santana-Platte'????
Ja, sie ist es, und er meldet sich auch zu Wort in dieser Nummer, sehr gefühlvoll, reduziert aufs Wesentliche in seinem Solo, das gefällt mir gut.
Insgesamt ist diese Scheibe eine Fusion-Platte, die sich aus Resten der Jazz Rock-Bewegung der Siebziger, dem typischen lateinamerikanisch angehauchtem Santana-Sound und Jazzelementen mischt, dazu gibt es ab und an einige spirituelle Anklänge ("Phuler Matan").
"Song For My Brother", das hat einen recht romantischen Anstrich, mit diesem Streicherarrangement, leicht latinangehauchtem Flair und diesen schönen Melodiebögen.
Das ist wirklich guter Jazz Rock, mit einigen typischen Elementen des 'Hauptdarstellers'.
"Jharna Kala" geht auch gut ab, "Gardenia" würde gut zu "Borboletta" & Co. passen, ein sanft fließender Titel mit hervorragender Rhythmusarbeit von Williams und prägendem Einsatz von Wayne Shorters Saxofon. Und Ron Carter beweist auch hier wieder einmal, welch verbindende Rolle er als Bassist spielt! Für mich ebenfalls ein klasse Song!
Richtig lateinamerikanische Stimmung herrscht dann auf "La Llave", so klingt eben Santana, wie man ihn am ehesten gewohnt ist.
So richtig ab in Richtung Mahavishnu Orchestra, von der Stimmung her, mit diesen berühmt-berüchtigten Solo-Duellen zwischen Gitarre und Keyboard, geht es auf "Golden Hours".
Die wohl zugänglichste Scheibe des Trios in dieser Packung und beileibe kein schlechtes Teil. Die Stimmung halte ich durchaus für einheitlich, sicher - kein Meilenstein, kein Höhepunkt, aber mehr als solide ist das, mit einigen Spitzennummern.
Also - für mich gemischte Gefühle bei diesem Dreierpack: Nicht des Musikers Ruhmestaten, aber Musik, die zumindest für "Illuminations" den Anspruch erhebt, sehr außergewöhnlich zu sein und mit "Swing Of Delight" eine gute Jazz Rock-Scheibe bietet.
Line-up Illuminations:
Turiya Alice Coltrane (harp, acoustic piano - #3, Wurlitzer organ - #4, string arrangements - #1 - 3, 5)
Devadip Carlos Santana (guitars, wind chimes - #2, finger and hand cymbals - #4)
Tom Coster (electric piano, Hammond organ - #4, acoustic piano - #5, finger and hand cymbals - #4)
David Holland (acoustic bass)
Jack DeJohnette (drums, percussion)
Jules Broussard (flute - #2, soprano dsax - #2, 4)
Prabhudda Phil Brown (tamboura(male)) - #4)
Armando Peraza (congas - #4)
Phil Ford (tabla drums - #4)
Plus string ensemble
Line-up Oneness: Silver Dreams Golden Reality:
Carlos Santana (guitar, vocals)
David Margen (bass)
Narada Michael Walden (drums)
Urmila Santana (vocals)
Chris Solberg (guitar, keyboards, vocals)
Chris Rhyne (keyboards)
Clare Fischer (piano)
Saunders King (guitar, vocals)
Graham Lear (drums)
Bob Levy (synthesizer)
Tom Coster (keyboards, vocals)
Pete Escovedo (percussion)
Armando Peraza (percussion, vocals)
Line-up The Swing Of Delight:
Devadip Carlos Santana (electric guitar, acoustic guitar, 12-string guitar, percussion, vocals)
Herbie Hancock (acoustic piano, Rhodes electric piano, clavinet, clavitar, Prophet 5, Yamaha CS-80, Oberheim 8 voice synthesizers, brass and strings synthesis)
Wayne Shorter (soprano saxophone - #2, 6, 9, tenor saxohone - #3, 9)
Ron Carter (acoustic bass . #2, 3, 6, 7, 9)
Tony Williams (drums - #1, 3, 6)
Harvey Mason (drums - #2, 4, 7, 9)
Russell Tubbs (flute - #8, soprano saxophone - #1, 3, tenor saxophone - #4, 5)
David Margen (bass - #1, 4, 5, 8)
Graham Lear (drums - #5, 8)
Armando Peraza (congas, bongos, percussion)
Paul Rekow (congas, percussion, vocals)
Orestes Vilato (timbales, percussion, vocals)
Alex Ligertwood (vocals - #7)
Francisco Aguabella (congas - #7)
Tracklist |
Illuminations:
01:Guru Sri Chinmoy Aphorism (Santana, Coster)1:10
02:Angel Of Air/Angel Of Water (Santana, Coster) 9:55
03:Bliss:The Eternal Now (Coltrane) 5:32
04:Angel Of Sunlight (Santana, Coster) 14:43
05:Illuminations (Santana, Coster) 4:20
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Oneness: Silver Dreams Golden Reality:
01:The Chosen Hour (Santana) 0:38
02:Rise Awake (Santana) 2:05
03:Light Versus Darkness (Santana) 0:48
04:Jim Jeannie (Hamilton) 3:30
05:Transformation Day (Excerpt From Hovhaness' Mysterious Mountain) (Hovhaness, Santana)
06:Victory (Santana) 1:09
07:Silver Dreams Golden Smiles (Santana, Coster, Walker) 4:09
08:Cry Of The Wilderness (Santana) 3:10
09:Guru's Song (Chinmoy) 3:06
10:Oneness (Santana) 6:21
11:Life Is Just A Passing Parade (Santana) 5:12
12:Golden Dawn (Santana) 2:17
13:Free As The Morning Sun (Santana) 3:14
14:I Am Free(Excerpt From The Soul-Bird) Poem By Sri Chinmoy (music Santana) 1:25
15:Song For Devadip (Walden) 5:03
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The Swing Of Delight:
01:Swapan Tari (Chinmoy) 6:46
02:Love Theme From Spartacus (North) 6:50
03:Phuler Matan (Chinmoy) 5:52
04:Song For My Brother (Santana) 6:56
05:Jharna Kala (Chinmoy) 7:11
06:Gardenia (Santana) 7:08
07:La Llave (Santana) 3:40
08:Golden Hours (Santana) 6:36
09:Shere Khan, The Tiger (Shorter) 5:45
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Externe Links:
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