Der 30.11.2004 war ein besonderer Tag. Zum Einen lieferten Eddie Stone and Friends eine erstklassige und ehrliche Rock-Show im Spirit of 66 in Verviers/Belgien ab.
Zum Anderen teilte uns ein bis in die Haarspitzen motivierter Eddie Stone mit, dass Bruce Brookshire, seines Zeichens Mastermind von Doc Holliday, dieser Tage seinen 50. Geburtstag feierte.
An dieser Stelle alles Gute an Bruce zu seinem runden Geburtstag von der RockTimes-Crew.
Leider fanden an diesem Dienstag nur 25-30 Fans den Weg ins Spirit of 66. Und die wirkten in dem Club doch etwas verloren, denn der packt locker 200 Gäste. Aber Francis Geron, der Marshall der Route 66 - ja genau, eine Straße ist der Namensgeber des Spirit - hat ein Auge und ein Gespür für solche Situationen. Fluchs ließ er jedem Gast einen Barhocker bringen. Das gab dem Abend eine familiäre Atmosphäre. Wo man sonst immer nur das "Da-die-Band-und-hier-das-Publikum-Gefühl entwickelt, waren wir diesmal halt nicht nur dabei, sondern irgendwie mitten drin.
Um 20:55 legten Eddie Stone and Friends dann los. Der erste zu nennende Friend war Christoph Berner, der die Gitarrenarbeit übernahm, wie auch bei seiner Stammtruppe Lizard. Er machte an diesem Abend einen hervorragenden Job. Seine Soli waren inspiriert und seine Slideeinlagen vorzüglich. Am Schlagwerk tobte sich sein Lizard-Bandkumpel Wolfgang Rosner aus. Noch besser als das kleine aber feine Schlagzeugsolo waren seine Backing-Vocals. Überhaupt waren diese eine der Stärken der Band. Aus diesem Grund war "Please Be With Me" für mich der beste Song der Set-list. Es ist ein ruhiges Stück, bei dem Eddie, John und Wolfgang den Refrain absolut perfekt harmonisiert rüber brachten. Übrigens hat sich schon Eric Clapton daran versucht.
Den Bass bediente John Samuelson, wie Eddie hauptamtlich bei Doc Holliday beschäftigt. Dort ist er aber an der Gitarre zu hören. In der Pause zwischen den Sets fragte ich ihn, wie es sich denn anfühlt, wenn ein Anderer die eigenen Gitarrenparts übernimmt. "Weißt du,", war die Antwort, " vor 20 Jahren habe ich bei Doc Holliday auch am Bass begonnen." Wer's nicht glaubt sollte sich die Line-Ups der ersten Doc-Holliday Scheiben einmal genauer ansehen.
Ja, und da war noch der Friend der Friends: Eddie Stone. 2004 kann wohl als sein Jahr bezeichnet werden. Er hat nicht nur seine Soloscheibe heraus gebracht, sondern ist auch als Tastenmann auf "Ghost Train from Georgia" von Grinderswitch zu hören.
Bei den Eddie Stone and Friends-Auftritten spielt er neben den Keyboards noch Akustik- und E-Gitarren. Auch als Leadvocalist macht Mr.Stone mehr als eine gute Figur. Er singt kraftvoll, aber wenn es der Song verlangt, voller Gefühl. Das beste Beispiel dafür lieferte er bei "House of the Hills" ab. Eddie sang den Song nicht nur, er fühlte ihn geradezu. Überhaupt gab es keinen Zweifel, wie sehr es Eddie genoss, dem Publikum "sein Kind" präsentieren zu können - seine Show, seine Band. Seine Frontmanqualitäten waren wirklich überzeugend, aber natürlich auch ein wenig überraschend. Schließlich war er bislang lediglich als Keyboarder zu sehen gewesen. Eddie war von der ersten bis zur letzten Minute voll dabei.
So auch in der Pause, als er sich nicht nehmen ließ den CD- und T-Shirt Verkauf selbst zu organisieren. Wobei ihm die aus ungefähr 20 Leuten bestehende Kundschaft doch arg zusetzte. Der gute Eddie kam anfangs nicht mal dazu alle CDs auf dem Tisch auszubreiten. Sie wurden ihm wirklich aus der Hand gerissen, ehe er sich um die stilvolle Dekoration kümmern konnte. Daneben war er noch schwer damit beschäftigt Autogramme zu geben und Fragen zu beantworten. Wir haben unser Exemplar deshalb auch bei John Samuelson geordert. Was den Stressfaktor bei Eddie noch erhöhte, weil der natürlich alle Verkäufe akribisch notieren wollte.
Die Set-List garantierte eine tolle Southern-Rock Party. Neben Songs von dem Eddie-Stone Soloalbum gab es noch eine Breitseite mit Doc Holliday-Gassenhauern, wie beispielsweise: "Southern Girls", "Redneck Rock'n'Roll Band" und "Keep On Running". Ein Salut in Form von "Trudy" ging in Richtung Charlie Daniels. Den Abschluss des offiziellen Sets bildete "The Fire Still Burns". Dieses Stück ist auch als letzter Song auf der Eddie Stone Solo Scheibe digitalisiert. Eddie und John erzählten, dass dieser Song daneben auch das allerletzte Lied war, welches in den legendären "Capricorn-Studios" eingespielt wurde. Mit "Then they put the wires off" beschrieb John das Ende dieses Studios, in dem u.a. die Allman Brothers und die Marshall Tuckers produziert haben.
Weil 25 Leute schon mal Lärm wie 100 veranstalten, ertrotzen wir uns eine Zugabe.
John Samuelson bat die Audienz doch endlich an die Bühne zu kommen. Weil man RockTimers um so was nicht zweimal bitten muss, machten wir den Anfang. Der obligatorische Herdentrieb besorgte den Rest. Zur Belohung gab es "Sweet Home Alabama" und "Gimme Three Steps" von Lynyrd Skynyrd.
Es ist wirklich traurig, dass so ein klasse Live-Act vor gerade mal 30 Fans auftritt (auftreten muss). Deshalb an dieser Stelle unser Appell, der gleichzeitig der RockTimes-Slogan ist: "Nehmt euch Zeit für gute Musik!". Bei Eddie Stone and Friends bekommt ihr einen tollen Gig zu sehen und ihr werdet merken, wie sich die Band über jeden Zuspruch freut. GARANTIERT!
Was ausserdem aufgefallen ist:
Neben seiner Solo Scheibe bot Eddie noch folgende CDs an:
Grinderswitch - Ghost Train from Georgia
Doc Holliday - Good Times Music
Doc Holliday - Gunfighter
Die Angelsachsen haben offenbar ein ambivalentes Interesse an unseren Umlauten.
So hatte Eddie die Beschriftung seines Gitarren-Amps solcherart verziert. Wir bestaunten folgende Kreation: Märschäll.
Auch Herr Stöne scheint mit der Wahlentscheidung seines Heimatvolkes nicht ganz einverstanden zu sein. Er sagte das nicht so direkt. Aber er betitelte W. Bush als ein Wiesel. Das ist zumindest ein starkes Indiz.
Eddie Stone And Friends - Spirit of '66 - Verviers, Belgien
Ella und Olli "Wahn" Wirtz, 03.12.2004,
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