Eric Sardinas & The Big Motor
07.04.2008, Museumskeller, Erfurt
Museumskeller Eric Sardinas
Museumskeller Erfurt
07. April 2008
Konzertbericht
Stil: Blues Rock
Fotos: ©Axel Clemens


Artikel vom 16.04.2008


Ingolf Schmock
Ein Hauch von Süden …
Eric Sardinas… strich an diesem Montagabend durch die unterirdischen Katakomben des Erfurter Museumskellers.
Eric Sardinas, ein besonderes Exemplar der Gattung Gitarrist, der Spiritus Rector resonanter Saiteninstrumente, insbesondere einer Erfindung tschechoslowakischer Einwanderer, den Dopyera-Brüdern, welche mit ihrer Firma Dobro, ein bis dato völlig neues Klangwerkzeug fertigten.
Die so genannte Dobro-Gitarre, welche meist von einem Korpus aus Metall oder auch dickem Holz bestimmt wurde, sollte sich schon in den dreißiger Jahren von den lauten Jazz Trompeten abheben, und avancierte später zu einem wertvollen Arbeitsgerät der Country-und Folkmusiker.
Eric SardinasWas der Mann aus den Südstaaten jedenfalls gegenwärtig darauf zaubert und zelebriert, ist fast schon teuflisch, man könnte annehmen sogar vertraglich mit Eigenblut besiegelt. Der hünenhafte Kerl mit den Schlangenlederhut und der Hendrix-Garderobe versteht es wirklich, eine Bühne zu bewirtschaften, und sein Publikum, insbesondere das Weibliche, mit einer unfassbaren Energie bzw. Unberechenbarkeit zu bannen.
Dabei legt sich Sardinas nicht auf eines der Bluesschemata fest, sondern überspringt mühelos, wenn auch nicht als gesangliche Koryphäe, einige Grenzen. Der Dobrodompteur beweist einmal mehr ganze zwei schweißtreibende Stunden seine musikalische Omnipotenz.
Eric SardinasDabei mutete die Szenerie eher einem wilden Totemtanz, als einem Blueskonzert an. Der großgewachsene Saitenmagier ist überall gleichzeitig und hält stets alle Fäden in der Hand. Unerbittlich knetete das Team, Schlagzeuger Patrick Cacchia und Basser Levell Price, die musikalischen Materialien, meißelte bzw. peitschte die Rhythmen und fahndete kennerisch nach ursprünglichen Konturen.
Eric Sardinas schlüpft abwechselnd in die Rollen von Jimi Hendrix, Ted Nugent, Rory Gallagher und Robert Johnson, bietet letzterem sogar eine authentisch unelektrifizierte Hommage.
Eric SardinasTechnisch jederzeit perfekt, aber leider viel zu laut, spielt der egozentrische Rocker und sein auffrisierter Motor, The Big Motor, Songs neuerer Herkunft nebst älterem Material in die dichtgeträngte Menschenmasse des Oratoriums, kehrte sein Innerstes nach Außen. Die Dramaturgie der gesamten Show ist gänzlich auf dieses Gravitationszentrum abgestimmt, auch wenn der schlagfertige Prügelknabe Cacchia und der versierte Tieftöner Price ihre solistischen Eskapaden ausleben durften.
Eric SardinasVielleicht müssen südländische Gitarrenhelden wie Sardinas sich einfach so gebärden, den Rock'n'Roll Blues, wie er es selber benennt, inklusive Rauchwerk und Jack Daniels exerzieren, Schweiß mit dem Staub der Bühne verbünden. Eric, der 1970 im sonnigen Süden der Vereinigten Staaten geboren, und als Nachfahre von Italienern und Kubanern aufwuchs, mit sechs seine erste Gitarre malträtierte, und Anfang der Neunziger in Los Angeles seine Erste eigene Band zusammenraufte, weiß es zu gut auszuleben.
Dabei hatten es ihm insbesondere die Blueshelden von der Mississippi Mündung, wie Charlie Patton, Bukka White, Elmore James oder
Muddy Waters angetan. »Eine Person spielt Gitarre und erzeugt dabei die Energie von Fünf«, meint Sardinas. »Ich liebte die unglaubliche Stärke und auch die Beherztheit eines einzigen Spielers.«
Unter den Fittichen vom Mentor Steve Vai entwickelte sich der Rotzjunge aus Florida jedenfalls schnell zu einer angesagten Figur unter den Slide-und Resonatorgitarrenspielern.
Eric SardinasMan musste diesen hyperaktiven Berserker an diesem Abend einfach lieben, auch wenn sich so mancher im Publikum mehr gefühl- und stilvollere Momente, welche auf seinen Studio-Outputs des Öfteren vernehmlich sind, gewünscht hätte, er es mit seiner kumpelhaften Manier aber wieder wettmachte. Man sollte gespannt darauf sein, wenn sich der baumlange Sympaticus auch livehaftig von einem entfesselten Haudrauf in einen beseelt feinfühligen Handwerker verwandelt.
Trotz allem sollten sich Blues Rock und insbesondere Gitarrenfreunde diesen musikalischen Windhauch des Südens, welcher sich mit Lust und Laune als Orkan entpuppt, in heimischen Konzertlokalitäten, um die Nase wehen lassen.
Die Erfurter Konzertfreunde an diesem Abend haben diese Investition mit Sicherheit keine Minute bereut.
RockTimes bedankt sich für die freundliche Unterstützung bei Pop Ludwig Konzertagentur, dem Museumskeller-Team und Eric Sardinas.
Bilder vom Konzert
Eric Sardinas           Eric Sardinas           Eric Sardinas
Eric Sardinas   Eric Sardinas   Eric Sardinas   Eric Sardinas
Eric Sardinas    Eric Sardinas    Eric Sardinas
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Eric Sardinas         Eric Sardinas         Eric Sardinas
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