Steve Vai
14.12.2001 München Babylon
Support: Eric Sardinas
Seit Monaten freute ich mich schon auf dieses Konzert, einen virtuosen und exzessiven Blues-Rocker und einen atemberaubenden Hochgeschwindigkeitsfrickler zusammen an einem Abend sehen und erleben zu können. Solch ein Gig intensiviert meine Herzfrequenz!
Also ab ins Auto und schnell mal die ca. 370 km von Jena nach München gedüst, um einen Abend der Superlative erleben zu können.
Nun, zuerst möchte ich ja wissen, wann der Gig anfängt, zumal da ich noch keine Eintrittskarte habe. Pünktlich 20.00 Uhr ist die freundliche Auskunft - und damit fängt das Dilemma an:
Zuerst mal eine Kneipe aufgesucht und in aller Ruhe etwas zwischen die Kiemen geschoben, um beim Gig nicht vom knurrendem Magen gestört zu werden. Gut gesättigt schlendere ich Richtung Babylon und glaube doch allen Ernstes, meinen vom Tinitus geplagten Ohren nicht zu trauen, da bekannte Klänge in meine Lauscher dringen. Ach was, denke ich mir, das wird der Soundcheck sein. Ha - von wegen!
Während in der Halle Meister Sardinas seinem Blues frönt, versuchen die aufgebrachten Fans, unter anderem natürlich auch ich, brüllend und fluchend, schnellstens in die Halle zu kommen.
Von wegen schnellstens, man lässt sich ungemein viel Zeit bei der Taschenkontrolle!
Laut obersympathischer Security: Absolutes Fotografierverbot für Fans! Die Herren Musiker könnten ja, lt. Security, gestört werden. Vermutlich durch das furchtbar laute Knipsen und Rattern der Kameras?? Nun, aus diesem Grund gibt es leider auch keine Fotos bei diesem Bericht zu bewundern.
Was werde ich nun von meinem Idol Eric Sardinas noch mitbekommen? Naja, immerhin vier Songs kann ich gerade noch erleben, inklusive seiner "feurigen" Gitarrenbeschwörung.
Der Mann ist ein echtes Tier auf der Bühne. Ich habe noch nie einen Musiker so die Resonatorgitarre mit dem Bottleneck spielen sehen! Es ist der absolute Wahnsinn. Grandios!
Und dann: Bühne frei für den Meister und Gitarrengott Steve Vai!
"Shy Boy", als Opener aus den guten alten Tagen, als Steve mit Mega-Bassist und Musikerfreund Billy Sheehan, der hier auch den Gesangspart übernimmt, noch Mitglied der David Lee Roth Band war, wird euphorisch von den überaus zahlreichen Freaks mitgesungen.
Der nächste Song "Giant Balls Of God" wird angespielt und dann ist plötzlich Schluss, der Meister verlässt verärgert die Bühne.
Was ist passiert? Irgendwie stimmt der Sound der Anlage für Vai's Perfektionismus nicht und das stinkt ihm gewaltig. Als er zurückkehrt, ist er immer noch nicht zufrieden und so erzählt er einen Witz über ein "Verzehrmahl" mit dem Pfarrer, dem Bischoff und dem Papst sowie einen "Fuckin' Fish", während sich die Techniker abmühen, die Soundanlage zu justieren.
Danach geht es aber endlich richtig los und der Gitarrenzauberer lässt seinem Spiel freien Lauf.
Der Sound ist glasklar und Vai ist offensichtlich endlich zufrieden.
Mit Billy liefert er sich ein Gitarren-Bass-Duell nach dem anderen, wobei sehr positiv ist, dass es Sheehan mit seinem Bassspiel nicht maßlos übertreibt.
Songs wie z.B. "Blood & Glory", "Crying Machine", "Jibboom", um nur einige zu nennen, werden zum Entzücken der Anwesenden spielfreudig zelebriert, dass es nur so kracht.
Ein wahres Gitarren-Feuerwerk wird entzündet, vor allem auch durch Tony McAlpine an der zweiten Gitarre. Dieser zeigt seine musikalische Virtuosität zusätzlich beim Keyboard-Solo nach "Bangkok".
Aber auch die leisen, zarteren Töne kommen nicht zu kurz und werden mit viel Gefühl gespielt, hier bildet "Whispering A Prayer" ein absolutes Highlight. Vai und seine Musik verschmelzen regelrecht miteinander, was beweist, dass er seine Kompositionen und Interpretationen regelrecht lebt.
Es ist schon ein Wahnsinn, welcher Gitarrenvirtuose und -hexer Steve ist, wie er sein Instrument beherrscht und dabei, trotz seiner unglaublichen Soli, sich und seine diversen Gitarren fotogen präsentiert.
Bei "For The Love of God" beweist er, neben Hendrix-Einwürfen ("The Wind Cries Mary"), erneut seinen Humor, indem er witzige Kommentare über Britney Spears vom Stapel ließ oder auch, als er seine Vorstellung darüber zum Besten gab, wie Jimi Hendrix die sexy Britney kommentiert hätte.
Fast 2 1/2 Stunden verzaubern Steve Vai und seine Band so ihre Fans, die ihn bei jeder Pose, jeden Gitarren-Fingergriff und jedem Solo, welches er zelebrierte, frenetisch abfeierten.
Mit blitzenden Augen und grinsenden Gesichtern verlassen wir nach "Attitude Song" die Halle.
Bis auf die, mit Sicherheit vermeidbare, Panne des zu frühen Auftritts mit dem Special Guest Eric Sardinas, haben alle ein traumhaftes Konzert erlebt.
Wer in den Genuss kam, Steve Vai und Eric Sardinas ebenfalls live zu sehen, wird uns sicherlich voll und ganz zustimmen. Alle anderen haben wirklich was versäumt!
Bandbesetzung:
Steve Vai - Guitars, Vocals
Tony MacAlpine - Guitars, Keyboards, Vocals
Billy Sheehan - Bass, Vocals
Dave Weiner - Guitars, Vocals
Virgil Donati - Drums

Steve Vai (Support: Eric Sardinas) - München - Babylon, 14.12.2001
Ilka Czernohorsky, 15.12.2001