Eric Sardinas & Big Motor: Magische Momente auf der Dobro-Gitarre

Mit Eric Sardinas & Big Motor überzeugte ein Virtuose des Slide-Spiels im ausverkauften Merlin in Stuttgart mit zeitlosem Blues.
Der 1970 in Fort Lauderdale (Florida) geborene Blues Rock-Gitarrist gilt als Meister der Slide-Gitarre. Sardinas lernte bereits mit sechs Jahren den Blues auf der Gitarre zu spielen und hat es geschafft, sich mit und durch den Blues auf eine Art und Weise zu präsentieren, die es möglich macht, sich von den zahlreichen Interpreten deutlich abzugrenzen.

Auf seiner diesjährigen Tour mit Johnny Winter ist er auch auf einigen ausgewählten Shows, nur zusammen mit seinen Mitmusikern Big Motor zu sehen.
Der in Los Angeles heimische Saitenhexer, der mit seiner Dobro-Gitarre zeitlosen Blues Rock produziert und immer mit Hut texanischer Prägung ausgestattet ist, war diesmal mit dunklem Bart beinahe nicht wiederzuerkennen.

"Piece Of Me", der Einstieg in den rauen dreckigen Blues, war anfangs teilweise akustisch und dann mit kraftvollen elektrischen Soloentladungen, die ihm schon nach wenigen Minuten den tosenden Beifall der bis an die Bühne drängenden Schaulustigen einbrachte. Sardinas' Spektrum, das von Boogies bis zum druckvollen Rock reicht, wurde durch die klassische Triobesetzung voll ausgereizt, so dass jeder der Mitspieler die Möglichkeit hatte, sich und sein Instrument passend einzubringen. Sardinas, dessen Stilbreite von langsamen Bluestiteln bis zu explosiven, angerockten Nummern reicht, konnte in jeder Minute seines technisch brillanten Spiels durch einen glasklaren Sound überzeugen.

"Don't Worry" und "Tenfold Trouble" wurden mit sehnsuchtsvoller Gitarre und Slideharmonien, die exakt wie Skalpellschnitte die Ohren erreichten, in einem Mix aus treibenden und ekstatischen Melodienfolgen aus dem Resonanzkörper seiner Dobro gestanzt. Der Mann aus dem heißen Süden der USA versteht es, die Hitze seines Heimatlandes in seine Performance einfließen zu lassen. Es grenzt beinahe schon an Zauberei, was der mit Hendrix-Outfit ausgestattete dunkelhaarige Blues-Guitarero mit seinen verschiedenen Gitarren veranstalten kann. Artistisch wirbeln die Finger auf dem Griffbrett, die Klänge kommen in fast atemberaubender Präzision und die Stimme mit Schmirgelpapier-Touch verleiht jedem Ton die passende, tonale Gewichtung. Totales Entertainment und packende Spielfreude wären wohl die besten Beschreibungen für das Schauspiel, das der Meister an der Sechssaitigen den begeisterten Anwesenden bot.

Ein Blueskonzert, das sich in seiner
visuellen Schubkraft wohltuend von anderen Konzerten dieser Art unterscheidet. Der Saitenhexer ist auf der Bühne einfach omnipräsent und gibt trotzdem seinen Mitspielern die Möglichkeit, sich zu entfalten. Mit unerbittlicher Schubkraft wuchtet das Duett, Kesselbearbeiter Patrick Cacchia und Viersaiter Levell Price, die Grooves und Rhythmen aus den Lautsprechertürmen, kneten und formen die Songstrukturen und zeigen ihrem Tonangeber den Weg für weitere Entladungen auf seinem Instrument.
Eric Sardinas wurde nicht müde, musikalische Verweise auf Jimi Hendrix, Robert Johnson und Rory Gallagher abzugeben, wobei der letztere durch "As The Crow Flies" auch tonal gewürdigt wurde.

"Ride", mit einem dichten Groove mitreißend und originell verpackt und mit dem folgenden "Hellhound On My Trail", das akustisch an die Wurzeln des Blues erinnerte, erweist sich Sardinas einmal mehr als ein Entertainer, der seine Wurzeln auf eigenwillige Art zu verarbeiten weiß und dabei mit einer unheimlichen Magie rüberkommt.
Technisch in jeder Beziehung perfekt, spielte der Blueser mit dem Retro-Einschlag mit seiner Big(Block)Motor-Truppe Songs aus dem neuen Album und älteres Material, das in seiner Wirkung den Geschmack von Rock'n'Roll, Blues und Jack Daniels hinterlässt. Mit "Roadhouse Blues", dem Doors-Klassiker, wurden nochmals alle Register der

Saitenbearbeitung seines Resonanzkörpers gezogen. Mit beinahe entfesselten Stimmbändern zeigte sich Sardinas in Höchstform und die Konzertbesucher wurden nochmals Zeugen eines Programm-Glanzlichts, das in dieser Version mit quietschender Resonatorgitarre wohl ziemlich einmalig bleiben wird.
Eric Sardinas ist Überzeugungstäter im positiven Sinne. Er elektrisiert, packt und fasziniert sein Publikum gleichermaßen und lässt es an seinen wilden Exkursionen durch eine atemberaubende Blueslandschaft teilhaben, die visuell und akustisch eine Reizattacke an die betroffenen Organe darstellt, die dadurch stimuliert und gleichzeitig sensibilisiert werden, wohl wissend, dass solche Konzerte einzigartig und von der Magie des Augenblicks leben und daher mit Sicherheit unvergesslich bleiben werden.
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